Der Klimawandel bedrohe die Leben von Millionen Menschen weltweit. Mit dieser Aussage kontert ein Bündnis aus verschiedenen Staaten die Aussagen Donald Trumps bei der UN-Hauptversammlung. Auch der deutsche Umweltminister betont die Gefahr.

Nach den Attacken von US-Präsident Donald Trump auf die internationale Klimapolitik haben Bundesumweltminister Carsten Schneider (SPD) und Regierungsvertreter vieler anderer Länder die "Dringlichkeit" ehrgeiziger Klimaziele hervorgehoben. "Der Klimawandel ist weltweit spürbar", hiess es in einer am Mittwoch veröffentlichten Erklärung der sogenannten High Ambition Coalition. Zusammen könne die Welt "diese globale Krise" aber bewältigen und "Millionen von Leben retten".

Trump nennt Klimawandel "Betrug"

In einer Rede bei der UN-Generaldebatte hatte Trump am Dienstag die Vereinten Nationen und deren Bemühungen für den Klimaschutz frontal angegriffen. Die Erkenntnisse zum menschengemachten Klimawandel nannte er einen "Scherz", den sich "böse Menschen" ausgedacht hätten. "Der Klimawandel – das ist der weltweit grösste Betrug aller Zeiten", sagte der US-Präsident.

Die High Ambition Coalition, die in ihrer Erklärung nicht direkt auf Trumps Äusserungen einging, rief die Weltgemeinschaft dagegen dazu auf, sich an wissenschaftlichen Erkenntnissen zu orientieren. Die Warnungen der Wissenschaft dürften "nicht ignoriert oder verschwiegen werden".

Innerhalb der Wissenschaft sei man sich einig, "dass wir an die Grenzen unserer Anpassungsfähigkeit an den Klimawandel stossen", heisst es in der Erklärung. "Mit der Annäherung an die 1,5-Grad-Grenze stehen wir vor Kipppunkten, die unseren Planeten in eine noch grössere und irreversible Katastrophe zu stürzen drohen." Die Treibhausgas-Emissionen müssten daher "jetzt ihren Höhepunkt erreichen und bis 2050 rasch auf Netto-Null sinken, wenn wir eine Chance haben wollen, das Schlimmste zu verhindern."

Dazu müssten nun alle Länder ihrer Verpflichtung nachkommen und ihre nachgeschärften nationalen Klimapläne zum Erreichen des 1,5-Grad-Ziels aus dem Pariser Klimaschutzabkommen vorlegen, heisst es in der Erklärung mit Blick auf die Klimakonferenz COP30 im November in Brasilien.

Weltrisikobericht kommt zu düsterer Bilanz

Fast wie zur Bestätigung der Aussagen der High Ambition Coalition kam am heutigen Mittwoch der Weltrisikobericht raus. Dort heisst es, dass Überschwemmungsrisiken durch Klimawandel und menschliche Eingriffe in natürliche Systeme steigen. Insgesamt habe es im vergangenen Jahr 142 Katastrophen infolge von Überschwemmungen gegeben. Sie seien nach Stürmen der zweithäufigste Auslöser von Katastrophen gewesen. Besonders betroffen war etwa die spanische Region Valencia Ende Oktober, wo nach Starkregen und Überschwemmungen mehr als 220 Menschen ums Leben kamen. Der Fokus des Weltrisikoberichts liegt in diesem Jahr auf Überschwemmungen. Stürme waren jedoch Auslöser von 147 Katastrophen.

Mehr als 1,8 Milliarden Menschen weltweit leben nach diesen Angaben in Gebieten mit erheblichem Überschwemmungsrisiko. Verschärft würden die Folgen von Naturkatastrophen durch den Klimawandel, den Ausbau der Städte und Umweltzerstörung, schreiben die Autorinnen und Autoren vom Institut für Friedenssicherungsrecht und Humanitäres Völkerrecht (IFHV) der Ruhr-Universität Bochum und dem Dachverband "Bündnis Entwicklung Hilft" aus elf Entwicklungshilfeorganisationen.

Die Autoren stellen auch einen Risikoindex her. Danach ist mit Blick auf verheerende Folgen eines Naturereignisses kein Land weltweit so gefährdet wie der asiatische Inselstaat Philippinen. Hinter den Philippinen sind wie im Vorjahr Indien, Indonesien, Kolumbien, Mexiko, Myanmar, Mosambik und Russland stark gefährdet. Deutschland liegt unter den 193 erfassten Ländern auf Platz 95.

Empfehlungen der Redaktion

Trump ist aus dem Pariser Klimaabkommen ausgetreten

Die High Ambition Coalition (etwa Hochambitionierte Koalition) ist ein informeller Zusammenschluss von Staaten mit ehrgeizigen Klimaschutzzielen, zu dem auch zahlreiche vom Klimawandel stark betroffene Entwicklungsländer zählen, darunter viele Inselstaaten. Sie hatte sich bei der UN-Klimakonferenz 2015 in Paris gegründet und zum Zustandekommen des Pariser Abkommens beigetragen.

US-Präsident Trump bestreitet schon seit Jahren den menschengemachten Klimawandel und will die Öl- und Gasförderung in den USA massiv ausweiten. Im Januar verfügte er am ersten Tag seiner zweiten Amtszeit den erneuten Austritt der USA aus dem Pariser Abkommen. Auch in seiner ersten Amtszeit (2017 bis 2021) hatte er den Austritt erklärt, die Nachfolgeregierung unter Joe Biden war aber zwischenzeitlich wieder eingetreten. (afp/dpa/bearbeitet von the)