Bevor Trump und Putin in Alaska über die Zukunft der Ukraine reden, beruft Bundeskanzler Friedrich Merz eilig einen virtuellen Vorgipfel ein. Es bleiben: eine deutliche Botschaft an die andere Seite des Atlantiks und leise Hoffnung auf einen baldigen Waffenstillstand.
Es gab Zeiten, in denen sich im August eine hochsommerliche Trägheit über das politische Berlin legte. Doch das sogenannte Sommerloch ist schon in den vergangenen Jahren kleiner geworden. Auch im August 2025 muss der Bundeskanzler seinen Urlaub am Tegernsee unterbrechen.
Es gehe darum, das Treffen von US-Präsident
Es geht Merz wohl auch um die Kraft der Bilder, um ein deutliches Zeichen, vielleicht sogar um den Versuch einer Machtdemonstration: Wir sind auch noch da. Am Mittag umarmt er den ukrainischen Präsidenten
Die Sorge der Europäer vor dem Alaska-Gipfel
Am Freitag will Trump also in Alaska den russischen Präsidenten Putin treffen. Trump will damit den Weg für einen Frieden in der Ukraine bereiten – in Europa hat die Ankündigung allerdings die Alarmglocken schrillen lassen. Gross ist die Sorge, Trump und Putin könnten Verabredungen über den Kopf der angegriffenen Ukraine hinweg treffen.
Trump hat in der Tat schon über einen Gebietstausch spekuliert. Auch aus Sicht des Nato-Generalsekretärs Mark Rutte ist der Verlust der russisch besetzten Territorien in der Ukraine bereits ein Fakt. Die europäischen Beteuerungen, Staatsgrenzen dürften nicht mit Gewalt verschoben werden, wirken vor diesem Hintergrund eher hilflos. Sowohl die Ukraine als auch die europäischen Staaten sind beim Trump-Putin-Treffen nur Zuschauer aus der Ferne.
Bundeskanzler Friedrich Merz hat deshalb am Mittwoch zu dem virtuellen Vorgipfel geladen, der ukrainische Präsident ist spontan nach Berlin gekommen. Regierungssprecher Meyer betont, Merz engagiere sich bei diesem Thema sehr stark. Dass Selenskyj eigens nach Berlin eilt, sei ein Zeichen: Putin könne keinen Keil zwischen die Ukraine und Europa treiben.
Die Frage ist aber, ob der Keil nicht längst zwischen Europa und den USA sitzt. Nach einer Besprechung mit den europäischen Verbündeten spricht die Runde am Nachmittag auch mit dem US-Präsidenten und seinem Vize J.D. Vance. Um sie zu beknien, keine Deals gegen die Interessen der Ukraine und der anderen Europäer einzugehen. Trump, so glauben viele seiner Kollegen inzwischen gelernt zu haben, schliesst sich häufig der Meinung der Personen an, mit denen er zuletzt gesprochen hat.
Trotzdem ist die Hauruck-Aktion von Merz nicht ohne Risiko. Denn Trump hat bekanntlich eine kurze Lunte und reagiert allergisch, wenn andere ihm Vorgaben machen wollen.
Merz spricht von "konstruktivem Gespräch" mit Trump
Vor der Presse verraten Merz und Selenskyj danach wenig über das Gespräch mit Trump. Nur so viel: Es sei "ausgesprochen konstruktiv und gut" gewesen. Nach Euphorie klingt das nicht. Die Mienen der beiden bleiben ernst.
Eine Teilnahme Selenskyjs am Alaska-Gipfel ist kein Thema mehr. Trump hat offenbar lediglich zugesagt, den ukrainischen Präsidenten und die europäischen Verbündeten direkt danach über den Verlauf zu informieren. "Die Ukraine muss mit am Tisch sitzen, sobald es ein Folgetreffen gibt", sagt Merz noch. Ansonsten bleibt nur die Hoffnung: "Es gibt Hoffnung auf Bewegung. Es gibt Hoffnung auf Frieden in der Ukraine", sagt der Kanzler.
Merz deutet an: Es wäre ein sehr gutes Zeichen, wenn Trump Putin am Freitag von einem Waffenstillstand überreden kann. Das ist aus seiner Sicht die Voraussetzung für echte Gespräche. Merz sagt: Die Ukraine sei auch bereit über "territoriale Fragen" zu sprechen. Allerdings ist das heikel: Die ukrainische Verfassung verbietet eine Abgabe des eigenen Staatsgebiets.
"Vielen Dank dafür, dass du eine führende Rolle übernommen hast."
Vielleicht muss man es so sehen: Der deutsche Kanzler hat an diesem Tag das geschafft, wozu die Europäer eben in der Lage sind: klare Botschaften zu setzen. Seiner eigenen aussenpolitischen Rolle dürfte das nicht geschadet haben – der Gast schmeichelt ihm. "Wir danken Deutschland für diesen Riesenbeitrag, um unseren Staat, unsere Sicherheit zu stärken", sagt Selenskyj und fügt mit Blick auf Merz hinzu: "Vielen Dank dafür, dass du eine führende Rolle übernommen hast."
Ansonsten müssen die Europäer und die Ukraine bis Freitag wohl wiederum hoffen. Dass Trump bis dahin nicht mehr mit allzu vielen anderen Menschen spricht, denen er seine Meinung erneut anpassen könnte.
Verwendete Quellen
- Presse-Statements von Friedrich Merz und Wolodymyr Selenskyj im Bundeskanzleramt
- Regierungs-Pressekonferenz in der Bundespressekonferenz