Mit Blick auf Transnistrien warnt CDU-Aussenexperte Norbert Röttgen vor einer Ausweitung des Kriegs in der Ukraine. Kremlchef Putin bereitet unterdessen eine grosse Propagandashow vor ehrfürchtigem Publikum vor und erklärt seine politischen Leitlinien für das dritte Kriegsjahr. Ein Überblick über die Ereignisse der Nacht und Ausblick auf den Tag.

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Der CDU-Aussenexperte Norbert Röttgen hat angesichts der Lage in der abtrünnigen moldauischen Region Transnistrien vor einer Ausweitung des Ukraine-Kriegs gewarnt. "In der moldauischen Region Transnistrien zeichnet sich ab, wovor viele seit zwei Jahren warnen: nämlich, dass der Krieg sich ausweitet", sagte Röttgen der "Rheinischen Post" vom Donnerstag. Auch in den Grenzgebieten der Ukraine hätten pro-russische Separatisten Moskau zunächst um Hilfe gebeten, "bevor es zur Annexion durch Russland kam". Darauf sei die russische "Vollinvasion" in der Ukraine gefolgt.

Die pro-russischen Separatisten in Transnistrien hatten Russland am Mittwoch um "Schutz" gegenüber Moldau gebeten. Bei einem Sonderkongress in Tiraspol beschlossen die Behördenvertreter von Transnistrien laut russischen Medienberichten eine entsprechende Erklärung. In der Resolution wird Moskau darum gebeten, "Massnahmen einzuleiten, um Transnistrien angesichts des zunehmenden Drucks durch Moldau zu verteidigen". Russland bezeichnete den "Schutz" der Bewohner Transnistriens daraufhin als eine "Priorität".

Die Bitte aus Transnistrien erinnert an jene, die pro-russische Separatisten im Osten der Ukraine im Februar 2022 ausgesprochen hatten. Damals nutzte Moskau dies als Anlass für seinen gross angelegten Angriff auf die Ukraine.

Röttgen warnt vor nachlassender Unterstützung für die Ukraine

Röttgen warnte im Zuge dessen auch vor nachlassender Unterstützung für die Ukraine. Je schwächer der Westen in seiner Unterstützung der Ukraine auftrete, "desto sicherer fühlt sich Putin in seinen imperialistischen Bestrebungen". "Um diesen Prozess zu stoppen, müssen wir dafür sorgen, dass Russland in der Ukraine scheitert", forderte der CDU-Politiker.

In dem seit mehr als zwei Jahre dauernden Krieg in der Ukraine gerät Kiew zunehmend in die Defensive. Die ukrainischen Soldaten an der Front leiden unter Munitionsmangel – unter anderem wegen der Verzögerung weiterer Militärhilfe aus den USA. Die Bundesregierung bemüht sich seit Monaten, bei den Verbündeten mehr Unterstützung für die Ukraine zu mobilisieren.

Einer von vielen Politikern geforderten Lieferung des Marschflugkörpers Taurus erteilte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hingegen erneut eine Absage. Scholz begründet seine Weigerung, die Marschflugkörper zu liefern, damit, dass Deutschland dadurch in den Ukraine-Krieg hineingezogen werden könnte.

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Putin hält Rede zur Lage der Nation

Russlands Präsident Wladimir Putin hält an diesem Donnerstag seine Rede zur Lage der Nation. Dabei dürfte er sich zwei Jahre nach Beginn seines Angriffskriegs gegen die Ukraine auch zur Lage in dem Konflikt äussern. Die russischen Truppen verzeichneten zuletzt taktische Gewinne bei ihrer Invasion. Gut zwei Wochen vor der Präsidentenwahl möchte der 71 Jahre alte Staatschef in der Rede die Föderale Versammlung – das sind die Staatsduma und der Föderationsrat – über seine wirtschaftlichen, sozial- und aussenpolitischen Ziele für das kommende Jahr informieren.

Es gilt als sicher, dass Putin bei der vom 15. bis 17. März angesetzten Präsidentenwahl zum fünften Mal im Amt bestätigt wird. Die Opposition ist nicht zugelassen. Sein bisher schärfster Gegner, Alexej Nawalny, wird an diesem Freitag zu Grabe getragen. Der Kremlkritiker war vor einigen Tagen in einem Straflager am Polarkreis gestorben. Offiziell ist die Todesursache unbekannt.

Der Präsident äussert sich traditionell in seiner im Staatsfernsehen übertragenen Rede vor allem zur aktuellen Lage in Russland, zur Wirtschaft und zur Sozialpolitik. Es wird Putins 19. Rede zur Lage der Nation sein. Diese wegweisenden Auftritte geben die grossen politischen Leitlinien für die russische Gesellschaft vor.

Zuletzt hatte Putin im Februar 2023 die Rede zur Lage der Nation gehalten und dabei die Aussetzung des Atom-Abrüstungsvertrags New Start verkündet. Im ersten Kriegsjahr hatte er die Rede ausfallen lassen.

Selenskyj sichert sich Unterstützung des Balkans

Bei einem Gipfel der südosteuropäischen Staaten in der albanischen Hauptstadt Tirana hat sich der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj die öffentliche Unterstützung der Teilnehmer für seine Friedensinitiative gesichert. "Russlands unprovozierte militärische Aggression gegen die Ukraine bleibt die grösste Gefahr für die europäische Sicherheit und den internationalen Frieden", hiess es in der am Mittwoch veröffentlichten Deklaration. Diese wurde auch von Serbiens Präsident Aleksandar Vucic mitgetragen, dem Kritiker vorhalten, sich den Interessen Russlands aus politischem Kalkül nicht zu widersetzen.

Die Unterzeichner sicherten ebenfalls zu, an einem im Frühjahr von der ukrainischen Führung geplanten Friedensgipfel in der Schweiz teilzunehmen. Dabei soll die Umsetzung einer von Selenskyj bereits 2022 vorgeschlagenen Friedensformel diskutiert werden. Diese sieht als Grundlage einen kompletten Abzug der russischen Truppen von ukrainischem Staatsgebiet, Reparationen und Prozesse gegen Kriegsverbrecher vor.

Zu den Unterzeichnern gehörten neben Vucic die Präsidenten von Moldau, Nordmazedonien und dem Kosovo sowie die Regierungschefs von Albanien, Bosnien-Herzegowina, Bulgarien, Kroatien und Rumänien.

Scholz verspricht: Keine deutschen Soldaten in die Ukraine

Die Ukraine wehrt seit über zwei Jahren mit massiver Militär- und Finanzhilfe aus dem Westen die russische Invasion ab. Deutschland gehört zu den wichtigsten Unterstützern. Allerdings hat Kanzler Olaf Scholz der Bundeswehr und der deutschen Bevölkerung versprochen, dass sein Nein zu einer Entsendung von Bodentruppen in die Ukraine eine unverrückbare rote Linie ist. "Um es klipp und klar zu sagen: Als deutscher Bundeskanzler werde ich keine Soldaten unserer Bundeswehr in die Ukraine entsenden", sagte er am Mittwoch in einer Videobotschaft. Die Nato werde nicht zur Kriegspartei werden.

Am Montag hatte der französische Präsident Emmanuel Macron nach einem Treffen von etwa 20 Staats- und Regierungschefs in Paris einen Einsatz von Bodentruppen in der Ukraine nicht ausgeschlossen.

Zwei Tote bei russischem Luftangriff in Ostukraine

Bei einem russischen Luftangriff in der Ostukraine sind am Mittwochnachmittag zwei Menschen ums Leben gekommen. Wie ein Sprecher der ukrainischen Innenbehörde weiter mitteilte, handelte es sich bei den Opfern um einen 48-Jährigen und ein sechsjähriges Mädchen. Die Mutter des Mädchens sei bei dem Angriff der russischen Luftwaffe auf einen Bahnhof in der Region Kupjansk schwer verletzt worden. Bei weiteren russischen Artillerieangriffen in der Region Bachmut seien eine Frau getötet und drei weitere Menschen verletzt worden.

Die russischen Militärs haben in den vergangenen Wochen ihre Angriffe im Osten der Ukraine verstärkt. Dabei werden sie von ihrer Luftwaffe unterstützt.

Erfolgreicher Gegenstoss in Ostukraine

Ukrainische Militärs berichteten unterdessen von einem erfolgreichen Gegenstoss in der Ostukraine. Eine Sturmbrigade habe die Ortschaft Krasnohoriwka zurückerobert, teilte die Militärführung in Kiew am Abend mit. Den russischen Truppen seien dabei schwere Verluste zugefügt worden. Die Angaben beider Kriegsparteien lassen sich unabhängig kaum überprüfen.

Im täglichen Lagebericht des Generalstabs in Kiew hiess es, dass im Tagesverlauf insgesamt 91 russische Luftangriffe und 102 Raketenangriffe registriert worden seien. Einer der Schwerpunkte russischer Angriffe sei die Umgebung der Kleinstadt Awdijiwka im Osten des Landes gewesen, die ukrainische Truppen vor Kurzem wegen Munitionsmangels aufgegeben hatten. Die ukrainischen Streitkräfte hätten bei Gegenangriffen mehrere russische Artilleriesysteme zerstört, hiess es. Auch diese Angaben liessen sich nicht unabhängig überprüfen.

Was am Donnerstag wichtig wird

Kremlchef Putin hält seine Rede zur Lage der Nation, während in den Frontgebieten die Kämpfe zwischen russischen und ukrainischen Truppen weitergehen. (dpa/AFP/tas)

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