Deutschland verliert bei der Eishockey-WM auch gegen den Titelverteidiger. Nun kommt es zu einem Endspiel ums Weiterkommen.
Tim Stützle kaute frustriert auf seinem Mundschutz herum, dann schwor sich die deutsche Eishockey-Nationalmannschaft auf das Vorrundenfinale ein. Nach dem 0:5 (0:1, 0:2, 0:2) gegen Weltmeister Tschechien und der dritten WM-Niederlage nacheinander benötigt das Team von Bundestrainer Harold Kreis im letzten Gruppenspiel am Dienstag (20.20 Uhr/Pro7 und MagentaSport) gegen Gastgeber Dänemark zwingend einen Sieg, um ins Viertelfinale einzuziehen. Die Angst vor dem frühen Aus wächst.
"Es ist völlig egal, was passiert ist", sagte Kapitän Moritz Seider am MagentaSport-Mikrofon: "Das Spiel morgen wird das wichtigste Spiel der WM. Hoffentlich das unserer Karriere, so muss man da rangehen. Wer da nicht bereit ist, ist leider fehl am Platz." Stützle klagte bei Pro7: "Wir bestrafen uns jedes Mal selbst. Zu viele Fehlentscheidungen, zu viel Rumgedrehe - und ich muss auch mal einen machen."
Angstgegner Tschechien
Vor 8221 Zuschauern in der Jyske Bank Boxen besiegelten NHL-Superstar David Pastrnak (6.), Lukas Sedlak (27.), Jakub Flek (30./57.) und Jakub Lauko (41.) die dritte deutsche WM-Niederlage in Folge. Gegen den Angstgegner, gegen den in den letzten 22 WM-Duellen nur ein Sieg gelang, zeigte sich die Auswahl des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB) zwar gegenüber dem 1:5 gegen die Schweiz und dem 3:6 gegen die USA verbessert, vergab ihre vielen guten Möglichkeiten aber und hatte keine echte Siegchance.
"Es sind ein paar Fehler passiert", meinte Kreis: "Aber es geht um den Einsatz, der war in Ordnung. Deshalb gehen wir mit vollem Selbstvertrauen und Zuversicht in das Duell gegen Dänemark."
DEB-Auswahl hält lange dagegen
Eine Niederlage gegen den Co-Gastgeber würde erstmals seit 2018 das Vorrunden-Aus für den Vize-Weltmeister von 2023 bedeuten. Dennoch machte der Auftritt gegen die Tschechen lange Zeit Mut. Die gegen die Schweiz (1:5) und die USA (3:6) häufig vermisste Aggressivität zeigten Kapitän Moritz Seider und Co. von Beginn an, blieb diesmal aber ohne Torerfolg.
"Wir müssen die Räume schliessen und nicht nur mitlaufen", forderte Coach Kreis vor Spielbeginn bei MagentaSport. Auch wenn die Tschechen spielerisch besser waren, hielt die Auswahl des Deutschen Eishockey-Bundes lange gut dagegen, war aber nicht so effizient wie der Titelverteidiger mit NHL-Starstürmer David Pastrnak. Hinzu kamen in entscheidenden Momenten individuelle Patzer selbst von Leistungsträgern wie Seider vor dem vierten Gegentor.

Wieder Gegentor in Unterzahl
Die grosse deutsche Schwäche bei dieser WM machte den guten Eindruck wieder zunichte. Manuel Wiederer von den Eisbären Berlin musste früh nach Behinderung unnötig auf die Strafbank. Nur Norwegen hatte vor dem Spiel eine schlechtere Bilanz in Unterzahl. Superstar Pastrnak von den Boston Bruins nutzte die erste Lücke zum 0:1 (6. Minute). Es war das schon das sechste deutsche Gegentor mit einem Spieler weniger auf dem Eis.
Immer wenn der tschechische Nationalheld, der sein Team im vergangenen Jahr zum Sieg bei der Heim-WM führte, auf dem Eis war, wurde es gefährlich. Ein gut aufgelegter Mathias Niederberger vom EHC Red Bull München zeigte einige gute Paraden. Der Schlussmann ersetzte NHL-Goalie Philipp Grubauer, der am Dienstag gegen die Dänen zwischen den Pfosten stehen wird.
Ausgerechnet Dominik Kahun hatte kurz vor Ende des ersten Durchgangs den Ausgleich erzielen müssen. Nach schönem Zuspiel von Wojciech Stachowiak traf der 29 Jahre alte in Tschechien geborene Profi nur den Pfosten.
NHL-Star Stützle im Pech, Tschechen eiskalt
Auch Tim Stützle war nach seinen bisher dürftigen Einsätzen deutlich besser im Spieler. Der Star-Stürmer der Ottawa Senators, der erstmals bei der WM mit Frederik Tiffels und Marc Michaelis in der ersten Reihe auflief, verpasste nach schöner Einzelleistung den Ausgleich. Sein Versuch landete am Pfosten.
Der Weltmeister zeigte sich von den hochkarätigen deutschen Möglichkeiten wenig beeindruckt und zog mit seinem Ausnahmespieler wieder an. Pastrnak legte das 0:2 durch Lukas Sedlak (27.). Niederberger war nach starken Reflexen zuvor chancenlos. Nur drei Minuten später erhöhte Jakub Flek problemlos auf 0:3 (30.). "Wir haben unsere Chancen leider nicht genutzt. Auf der anderen Seite werden sie genutzt", monierte Marcel Noebels bei seinem ersten WM-Auftritt. Der Berliner war für den verletzten NHL-Stürmer Lukas Reichel nachgereist, konnte aber kaum Impulse setzen.
Im letzten Drittel lief dann kaum noch was. Jakub Lauko in Unterzahl (41.) nach einem Ausrutscher von Seider und erneut Flek (57.) schossen ein deutlicheres Ergenis als es das Spiel hergab, heraus. (SID/dpa/bearbeitet von cgo)