Monaco - Lando Norris realisierte schnell, wie besonders sein Premierensieg im Formel-1-Klassiker war. "Das Beste ist, dass meine Kinder eines Tages allen erzählen können, dass ich in Monaco gewonnen habe. Darauf bin ich wahrscheinlich am meisten stolz", sagte der britische McLaren-Fahrer. Er blickte schon weit in die Zukunft, denn Nachwuchs ist noch gar nicht in Sicht.

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Mit nur drei Punkten Rückstand auf Teamkollege Oscar Piastri ist Norris vor dem neunten Saisonlauf am Sonntag in Barcelona wieder ganz nah dran im Titelkampf. Damit war nach schwierigen Monaten nicht unbedingt zu rechnen. "Es gibt mir einen Schub für die nächsten Wochen", sagte der 25-Jährige, der das Momentum auf seiner Seite wähnt.

Er reihte sich in der fast 100-jährigen Monaco-Historie in eine Liste der ganz Grossen ein. Auch Michael Schumacher, Ayrton Senna, Niki Lauda oder Juan Manuel Fangio siegten schon vor den Augen der Reichen und Schönen im Nobelort an der Côte d’Azur - und wurden allesamt Weltmeister. Ein Traum, den sich auch Norris möglichst schnell erfüllen will.

Formel 1 sollte nicht nur Show sein

Der neuerlichen Diskussion um fehlende Action beim Rennen im Fürstentum trat Norris derweil deutlich entgegen. "Ich finde, die Formel 1 sollte nicht nur zu einer Show verkommen, um die Leute zu unterhalten. Es ist ein Sport", sagte er kurz nach dem sechsten Karriereerfolg: "Es geht darum, wer das beste Rennen fährt, wer in der Qualifikation der Beste ist."

Erstmals gab es am Sonntag in Monaco zwei Pflichtboxenstopps, um den Teams mehr taktische Möglichkeiten zu geben. Wirkliche Besserung brachte das nicht, an der Spitze fuhren die Topfahrer in der gleichen Reihenfolge ins Ziel, wie sie gestartet waren. Im Mittelfeld gab es viel Frust durch absichtliches Langsamfahren. "Der Versuch mit zwei verpflichtenden Boxenstopps im Fürstentum erwies sich als Flop", schrieben die "Salzburger Nachrichten". Die "L'Équipe" urteilte: "Monaco bleibt Monaco, mit all seinen Fehlern."

Grosser Preis von Monaco
Niemand konnte den Briten in Monaco stoppen. © dpa / Manu Fernandez/AP/dpa

Verstappen: Formel 1 ist kein Mario Kart

Muss man also anders dafür sorgen, dass es in Monaco endlich packender wird? "Das Letzte, was ich will, ist künstlich erzeugter Rennsport", sagte Norris. Man müsse an den Autos oder der Strecke etwas verändern, ständig andere Regeln würden nicht zum Erfolg führen. Dem stimmte auch Weltmeister Max Verstappen zu, bei dem Erinnerungen an das Videospiel Mario Kart aufkamen. "Da können wir ja gleich die Autos so modifizieren, dass sie Bananenschalen streuen", sagte der viermalige Weltmeister.

Norris merkte an, dass das "Überholen hier noch nie leicht war". Und man könne auch einfach akzeptieren, dass in Monaco ein starkes Qualifying eben unersetzlich für den Sieg einen Tag später ist. Der Vizeweltmeister zeigte sich erleichtert, dass er bei der Zeitenjagd zurück zu alter Stärke fand, nachdem er gerade dort zuletzt grosse Probleme hatte. Norris sei "brillant" gefahren, sagte McLaren-Boss Zak Brown: "Er hat das trotz viel Stress super gemacht."

Norris sieht weiter Arbeit vor sich

Dem Ex-Kartweltmeister haftet seit der Niederlage gegen Verstappen im WM-Duell 2024 der Ruf an, in entscheidenden Situationen zu oft Nerven zu zeigen und nicht cool genug zu sein. In Monaco war ein anderes Gesicht erkennbar, er leistete sich trotz des lange dicht hinter ihm lauernden Charles Leclerc, der im Ferrari Zweiter wurde, keinen Fauxpas.

Dass zuletzt viel über seine vermeintlichen Schwächen geschrieben wurde, interessierte Norris nicht. "Ich habe in den letzten Monaten hart gearbeitet, um wieder zu dem Selbstvertrauen zurückzufinden, das ich in Australien hatte", sagte er.

Bereits zum Auftakt gewann er in Melbourne, danach lief es aber nicht mehr wie gewünscht. "Es ist nicht so, dass ich es jetzt geschafft habe und alles wieder da ist", sagte Norris: "Es gibt noch Dinge, an denen ich arbeiten muss."

Keine Lust auf Social Media

Das gilt auch für Hauptrivale Red Bull mit Weltmeister Max Verstappen. Der Niederländer wurde nur Vierter und liegt in der Gesamtwertung hinter Norris und Piastri auf Rang drei. "Es ist noch ein sehr langer Weg bis zum Ende der Saison", sagte Teamchef Christian Horner: "Für uns ist immer noch alles offen."

Um Verstappen nicht näher als die aktuellen 22 Punkte herankommen zu lassen, ist bei Norris volle Konzentration gefragt. Dafür wendet er sich auch grösstenteils von den sozialen Medien ab und wird nicht stundenlang Zeit am Handy verbringen. "Das ist verschwendete Lebenszeit", sagte er: "Es gibt wichtigere Dinge, auf die ich mich fokussieren will."

Allein 9,9 Millionen Follower hat der Rennfahrer bei Instagram. Seine Accounts werde er behalten, selten auch mal etwas posten und mit Freunden in Kontakt bleiben. Das war's aber auch schon. "Jeder kann machen, was er will. Aber ich werde mich fernhalten."  © Deutsche Presse-Agentur