Der "Königstransfer" Jobe Bellingham ist beim BVB noch kein Stammspieler - anders als sein Bruder Jude, der sich 2020 ohne grosse Anlaufschwierigkeiten in die Startelf spielte. Die Dortmunder werben um Nachsicht mit dem 20-Jährigen.
Bellingham ist nicht gleich Bellingham, das vermittelt der kleine Bruder schon auf seinem Trikot. "JOBE" steht dort, nicht der prominente Nachname - aber dennoch, na klar, wird der "Königstransfer" von Borussia Dortmund ständig mit dem grossen, zwei Jahre älteren Real-Madrid-Superstar Jude verglichen. Es ist wohl unvermeidbar.
Wenn Lars Ricken, Sebastian Kehl oder
"Wir", also die Journalisten, sagte Trainer Kovac mit dem Timbre eines schützenden Vaters, "müssen jetzt nicht irgendwas schreiben, was total unwichtig ist." Er verstehe "diese Fragerei, doch wir sind beim BVB. Hier ist sehr viel Konkurrenz und Qualität." Auch Sportdirektor Kehl und Sport-Geschäftsführer Ricken wollen, das ist absolut verständlich, nicht "alle drei Tage ein Thema um Jobe haben".
Dumm nur, dass Bellinghams erste Auswechslung in der Bundesliga gleich einen Eklat nach sich zog. Sein Vater Mark stürmte nach dem 3:3 beim FC St. Pauli am ersten Spieltag in den Kabinengang, um Kehl zur Rede zu stellen. Der Sportdirektor musste sich derlei Theater öffentlich verbitten. Das war einerseits peinlich, andererseits hatte Mark Bellingham den Ton gesetzt: Mein Sohn spielt hier gefälligst! Das dokumentierte einen hohen Anspruch - und einen Hang zur Selbst- und Sohnesüberschätzung.
Kovac hat starke Alternativen
Wer Niko Kovac kennt, weiss, dass ihm das überhaupt nicht gefallen hat. Am zweiten Spieltag stand Jobe Bellingham noch in der Startelf, danach weder beim 1. FC Heidenheim noch gegen den VfL Wolfsburg oder bei Juventus Turin in der Champions League. Er wurde jeweils eingewechselt - ganz normal für jemanden, der sich einfinden muss. Kovac ist kein Abstrafer, er trägt Bellingham nichts nach, aber die Alternativen sind stark.
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Kovac wirbt um Geduld. Er wisse um Bellinghams Qualitäten, Jobe sei jung und "neu bei uns". Daran muss man sich zwischenzeitlich erinnern, denn auch des Namens wegen fühlt es sich für viele anders an. Ein ähnliches Alter, ein ähnlicher Karriere-Weg, hinzu kommt, dass Jobe Bellingham seinem Bruder optisch stark ähnelt.
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Adeyemi: "Nicht einfach für Jobe"
"Jobe ist ein wirklich guter Spieler, aber er wird oft mit seinem Bruder verglichen", hat Mitspieler Karim Adeyemi erkannt. "Das ist nicht einfach für Jobe. Denn er ist ein anderer Spieler", sagte er.
Einer, der wohl noch etwas Zeit braucht. Auch dem jüngeren Bellingham, in mehr als 100 Zweitliga-Einsätzen in England gestählt, kann eine grosse Karriere bevorstehen - sie ist eben keine Selbstverständlichkeit. An Geduld wird es nicht mangeln: "Wir denken nicht in Tagen oder Wochen", sagt Lars Ricken. "Wir denken in Jahren." (SID/bearbeitet von jum)