Kurz vor der DFL-Generalversammlung bezieht Bundeskanzler Friedrich Merz klar Position zur umstrittenen 50+1-Regel im deutschen Fussball. Zudem spricht er über die wirtschaftlichen Herausforderungen für Bundesliga-Klubs im internationalen Wettbewerb.
Die 50+1-Regel im deutschen Profifussball erhält prominente Unterstützung aus dem Kanzleramt. Bundeskanzler
Die 50+1-Regel besagt, dass eingetragene Vereine, die ihre Profimannschaften in Kapitalgesellschaften ausgegliedert haben, in diesen auch weiter die Stimmenmehrheit besitzen müssen. Der Bundeskanzler, selbst Fan von Borussia Dortmund, sieht in der Regel einen wichtigen Schutz für die Vereinskultur im deutschen Fussball.
Merz äusserte sich am Abend vor der DFL-Generalversammlung am Mittwoch, bei der unter anderem Hans-Joachim Watzke als Sprecher des DFL-Präsidiums wiedergewählt wurde. Watzke, der ebenfalls an der Regel festhalten möchte, nahm die Vorlage von Merz bei der Versammlung dankbar auf. "Ich glaube, wenn der Bundeskanzler sich in seiner Rede so eindeutig pro 50+1 äussert, dann freut mich das sehr und dann hat das auf die politischen Diskussionen – letztlich ist das Kartellamt eine Bundesbehörde – einen gewissen Einfluss", so Watzke.
Empfehlungen der Redaktion
Wirtschaftliche Unterschiede zur Premier League werden grösser
Trotz seines klaren Bekenntnisses zur 50+1-Regel zeigt Merz Verständnis für die wirtschaftlichen Herausforderungen der Bundesligisten im internationalen Wettbewerb. "Im Hinblick auf die Kapitalausstattung und natürlich im Wettbewerb mit vielen anderen europäischen Vereinen" hätten es deutsche Klubs schwer, wie die Frankfurter Rundschau berichtet. Der finanzielle Nachteil gegenüber Ligen ohne vergleichbare Beschränkungen sei offensichtlich.
Besonders deutlich wird die wirtschaftliche Diskrepanz mit Blick auf die englische Premier League, die in der abgelaufenen Transferperiode mehr als drei Milliarden Euro für neue Spieler ausgegeben hat. Allein der FC Liverpool investierte fast 500 Millionen Euro – Summen, von denen Bundesligavereine nur träumen können.
50+1-Regel sorgt für anhaltende Diskussionen
Dennoch bleibt Merz bei seiner Grundüberzeugung: "Fussball sollte, wie ich finde, ein Vereinssport bleiben, in dem die Vereine eine starke Rolle spielen." Die Kontrolle durch die Vereine selbst sei ein schützenswertes Gut, das nicht leichtfertig aufgegeben werden sollte.
Die Debatte um die 50+1-Regel wird zusätzlich durch prominente Ausnahmefälle befeuert. Bayer Leverkusen, der VfL Wolfsburg und RB Leipzig stehen mit ihren Sonderstellungen immer wieder im Fokus der Diskussion. Auch die Vereinbarkeit von 50+1 mit dem Kartellrecht bleibt ein kontrovers diskutiertes Thema in der Fussballlandschaft.