• Dayot Upamecano vom FC Bayern München zählt zu den Top-Spielern der Weltmeisterschaft.
  • Der Verteidiger von Frankreich trifft im Halbfinale auf Marokko und peilt das WM-Finale an.
  • Vor seinem letzten Finale auf internationaler Ebene musste Upamecano einen schweren Schicksalsschlag verkraften.

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Die Weltmeisterschaft 2022 könnte für Dayot Upamecano als internationaler Durchbruch in Erinnerung bleiben. Der Innenverteidiger vom FC Bayern München ist in der französischen Nationalmannschaft gesetzt, strahlt Sicherheit und Souveränität aus.

Nationaltrainer Didier Deschamps bezeichnet ihn als einen "Verteidiger, der schnell ist, gut in den Zweikämpfen und eine gute Qualität beim Nachsetzen hat". Die grosse Hoffnung der Franzosen ist, dass er heute Abend beim Halbfinale gegen Marokko (20 Uhr) erneut auf dem Platz stehen kann.

Wegen einer Erkältung hatte der 24-Jährige das Abschlusstraining am Dienstag verpasst, soll aber nach Möglichkeit seinen Part in der Abwehr einnehmen und somit seinen Teil zum möglichen Finaleinzug beitragen. Es wäre sein zweites Finale im Dienst des französischen Fussballverbandes.

Im Mai 2015 gewann er mit der französischen U-17 Nationalmannschaft die U-17 Europameisterschaft, als Deutschland im Finale mit 4:1 besiegt wurde. Für Upamecano war dies ein wichtiger Schritt in Richtung Profifussball. Zwei Monate später gab er sein Debüt in der 2. Österreichischen Liga beim FC Liefering.

Danach ging es in seiner Karriere steil bergauf. Nach Liefering folgten die Stationen Red Bull Salzburg, RB Leipzig und seit Sommer 2021 der FC Bayern München. Was allerdings weniger bekannt ist: Der rasante Aufstieg von Upamecano ist eng mit einem persönlichen Schicksalsschlag verbunden.

Upamecano über den Tod seiner Schwester: "Ich wusste nicht, wohin mit mir"

Kurz vor dem Finale der U-17 Europameisterschaft erfuhr er, dass eine seiner Schwestern gestorben war. "Ich wusste nicht, wohin mit mir", erzählte Upamecano einmal in einem Video-Interview mit Bayern-Sponsor Siemens. "Als ich meine Schwester verloren habe, wollte ich einfach nur nach Hause zu meiner Familie."

Doch seine Mutter überredete ihn, nicht abzureisen und das Endspiel zu bestreiten. "Sie hat zu mir gesagt: Du bleibst und gewinnst für deine kleine Schwester! Du wirst jetzt für sie spielen und du wirst dorthin gelangen, wo du hin möchtest. Du wirst mutig bleiben. Wir stehen alle hinter dir", erinnert sich Upamecano.

Er wurde nicht nur Europameister, sondern auch noch in die Mannschaft des Turniers gewählt. "Ich habe ein super Spiel gemacht. Das wird ein unvergesslicher Moment bleiben", erzählt er. Möglicherweise hat er durch den damaligen Schicksalsschlag gelernt, sportliche Miseren nicht überzubewerten.

Upamecano liess die Kritik unbeeindruckt

Seine erste Spielzeit beim FC Bayern, er wechselte im Sommer 2021 für eine Ablöse von rund 42,5 Millionen Euro von RB Leipzig zum Rekordmeister, war alles andere als ideal. Upamecano fiel immer wieder durch seine Fehleranfälligkeit auf und geriet dadurch in die Kritik. Er selbst liess sich davon laut eigener Aussage nicht beeindrucken.

"Wenn mich jemand von aussen kritisiert, ist mir das egal. Das ist Fussball. Jeder hat seine eigene Meinung. Ich mache einfach weiter. Egal, was externe Experten sagen. Wichtig ist mir, was meine Vertrauten denken", sagt er im Interview mit der "tz". "Über meine Leistung spreche ich ausserhalb des Vereins nur mit meiner Familie und meiner Beraterin. Über Kritik von aussen sprechen wir nicht."

Gleichwohl war ihm bewusst, dass er sich nach seiner ersten Saison beim Rekordmeister verbessern muss: "Ich habe mich im Sommer mit meinen Schwächen und auch mit dem, was ich gut gemacht habe, auseinandergesetzt. Ich habe vor der Saison einen Fitnesstrainer engagiert, wenig Urlaub gemacht. Mein absolutes Ziel war es, fit und top vorbereitet in die neue Spielzeit zu starten. Das hat man in den Spielen sofort gesehen."

Ein Opernsänger trainierte seine Stimme

Er hat nicht nur seine sportlichen Qualitäten optimiert, sondern auch seine Führungsqualitäten. Kurios: Um auf dem Spielfeld besser Anweisungen an die Mitspieler geben zu können, arbeitete er gemeinsam mit einem Opernsänger an seiner Stimme.

"Am Anfang war das schon komisch", gibt er zu. "Ich musste kleine Übungen machen, auch singen. Ich habe viel gelacht. Danach war es aber ganz entspannt. Es hat mir sehr geholfen. Weil ich in der Abwehr in den Spielen viel rede, hatte ich immer Stimmbandschmerzen. Die sind nun weg."

Selbiges scheint auf seine früheren Formschwankungen zuzutreffen. Auch sein Vereinstrainer Julian Nagelsmann lobte Ende Oktober die Entwicklung von Upamecano: "In diesem Jahr ist seine Entwicklung Weltklasse. Er ist sehr aktiv im Spielaufbau. Er hat keine Momente mehr, in denen er zuschaut. Er ist immer aktiv unterwegs, will den Ball wieder haben, hat sehr gute flache Lösungen und einen guten Blick in die Tiefe."

Gut möglich, dass er nach seinem internationalen Durchbruch bei der Weltmeisterschaft sogar noch wertvoller für den FC Bayern sein wird.

Verwendete Quellen:

  • tz.de: Upamecano im tz-Interview: Bayern-Star hatte Schmerzen und holte sich Hilfe von Opernsänger
  • tz.de: Bayern-Star spricht über Horror-Nachricht: Kleine Schwester starb unmittelbar vor EM-Finale
  • Pressekonferenz des FC Bayern München
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