Nicht mal die Notrettung der missratenen Saison gelang. United-Trainer Amorim spricht nach dem 0:1 im Europa-League-Finale über seine Zukunft. Die Presse auf der Insel kennt hingegen kein Erbarmen.

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Bruno Fernandes, Harry Maguire und all die anderen Stars von Manchester United holten sich griesgrämig ihre Silbermedaillen ab, die Bilder der jubelnden Fussball-Helden von Tottenham Hotspur konnten sie kaum ertragen. Statt eine furchtbare Saison mit dem Europa-League-Titel zu retten, steht United nach dem 0:1 (0:1) im "Battle von Bilbao" vor einem Scherbenhaufen.

"Das ist sehr hart für uns und unsere Fans. Wir müssen uns auf die Zukunft konzentrieren", sagte der frustrierte United-Teammanager Ruben Amorim. Der Traditionsklub, dem auch der legendäre Manager Sir Alex Ferguson auf der Tribüne kein Glück brachte, muss sich nach diesem schmerzhaften Ende einer furchtbaren Saison neu erfinden. Die Pleite gegen Tottenham war wettbewerbsübergreifend bereits die 20. Niederlage in dieser Spielzeit, mehr kassierte United mit 22 zuletzt in der Saison 1973/74 – damals stieg der Klub ab.

BBC: "Die Krönung einer absoluten Horrorsaison"

Auf der Insel hagelte es daher auch Kritik an den "Red Devils". "Das ist die Krönung einer absoluten Horrorsaison für Manchester United", schrieb die BBC: "Sie liegen zwei Plätze vor der Abstiegszone, auf Platz 16 in der Premier League. Keine Trophäen in dieser Saison. Kein europäischer Fussball in der nächsten Saison." Und "The Sun" meinte: "United fehlte der Hunger, die Qualität und die Leidenschaft, um den Pokal in die Hände zu bekommen."

"United ist eine Schande für sich selbst, die Fans, Sir Alex Ferguson und den englischen Fussball", schrieb die britische "Daily Mail". "Es gab keinen Trost von Freunden, keiner bot eine Schulter zum Ausweinen", schrieb der "Independent" zu den Szenen nach dem 0:1 am Mittwochabend in Bilbao über die Manchester-Profis: "Nur unfähige Spieler, die unter ihrer Leistung blieben, allein mit ihren Gedanken."

TV-Experte Rio Ferdinand, der mit United unter anderem 2008 die Champions League gewann, urteilte: "Eine katastrophale Saison, die mit einer schlechten Note endet. Aber ich denke nicht, dass Manchester genug getan hat, um den Titel zu verdienen. Man kann nicht erwarten, einen Pokal zu gewinnen, wenn man so zurückhaltend spielt."

"Es klingt vielleicht doof: Aber ich kann mich bei den Fans einfach nur entschuldigen."

United-Profi Luke Shaw nach der Niederlage im Europa-League-Finale

Es schmerze, wie es schlimmer nicht schmerzen könne, meinte Uniteds Verteidiger Luke Shaw: Es schade so sehr, auch für die Zukunft. Denn mit einem Sieg im englischen Duell hätte sich Manchester für die Champions League qualifiziert, so spielt nun Tottenham im kommenden Jahr in der europäischen Meisterklasse.

Spürbar niedergeschlagen räumte Shaw ein, dass die Saison nicht akzeptabel gewesen sei. "Ich habe es schon gesagt, sage es hier aber noch mal: Wir Spieler müssen uns fragen, ob wir gut genug sind für Manchester United." Es sei immer eines der besten Teams der Welt gewesen, davon seien sie weit entfernt. "Es klingt vielleicht doof: Aber ich kann mich bei den Fans einfach nur entschuldigen."

Tottenham Hotspur - Manchester United
Nach der Niederlage nimmt Luke Shaw (l.) vor allem die United-Spieler selbst in die Pflicht. © Manu Fernandez/AP/dpa

United-Trainer Amorim bietet nach Niederlage Rücktritt an

United-Teammanager Amorim übernahm die Verantwortung und bot noch am späten Mittwochabend seinen Rücktritt an. "Wenn Vorstand und Fans der Meinung sind, dass ich nicht der Richtige bin, werde ich am nächsten Tag gehen, ohne über eine Entschädigung zu sprechen", sagte er, stellte jedoch auch klar: "Aber ich werde nicht kündigen. Ich bin von meinem Job überzeugt. Und wie Sie sehen, werde ich an meiner Arbeitsweise nichts ändern."

Shaw sprach sich klar für Amorim aus, der erst seit November vergangenen Jahres die Mannschaft trainiert. Der Coach habe einen Plan und wisse genau, was der Verein brauche. "Ich bin sicher, dass er die Wende schafft." (sid/dpa/bearbeitet von ms)