Eigentlich wechselt Thomas Müller vom FC Bayern nach Vertragsende ablösefrei in die nordamerikanische Major League Soccer zu den Vancouver Whitecaps. Der US-Klub FC Cincinnati verdient dennoch am Transfer mit, obwohl Müller dort nie gespielt hat. Wie funktioniert das?
Nicht nur für die Vancouver Whitecaps ist die Verpflichtung von Bayern-Legende
Cincinnati hielt "Discovery Rights" für Müller
Genauer gesagt hielt der FC Cincinnati die sogenannten "Discovery Rights", also die Entdeckungsrechte an Müller und kassierte dafür 400.000 Dollar von den Whitecaps. Wie hat das Team das geschafft, wenn Müller als einer der bekanntesten deutschen Fussballer offensichtlich nicht mehr entdeckt werden muss - und der FC Cincinnati mit dem Gründungsjahr 2015 sowieso jünger ist als Müllers Profikarriere?
Entdeckt hat der FC Cincinnati Müller damit definitiv nicht - viel mehr hängen die "Discovery Rights" mit dem besonderen Transfersystem der MLS zusammen. Anders als in den europäischen Fussballligen werden Verträge im amerikanischen Sport hier mit der Liga geschlossen, nicht mit den einzelnen Klubs der Liga. Die MLS nimmt deutlich grösseren Einfluss auf die Transfers, um die Chancengleichheit der mittlerweile 30 Teams zu bewahren. Aus diesem Grund darf nicht jedes Team jeden beliebigen Spieler verpflichten, sondern muss zahlreiche Regeln, darunter auch relativ strikte Gehaltsobergrenzen, beachten.
Empfehlungen der Redaktion
Thomas Müller stand bei Cincinnati auf der Liste
Besonders umkämpft ist deshalb der Markt von Spielern, die aus anderen Ligen in die MLS wechseln. Um ein Wettbieten der finanziell ungleich aufgestellten Teams zu verhindern, gibt es die Discovery Rights: Jedes MLS-Team darf auf einer Liste (der Discovery List) bis zu fünf Spieler aus anderen Ligen nominieren - in Einzelfällen auch mehr. Auf die Spieler dieser Liste haben die jeweiligen Teams dann ein Verhandlungsvorrecht, wenn diese in die MLS wechseln möchten. Was aber nicht unbedingt heisst, dass sie am Ende auch tatsächlich dorthin wechseln wollen.
Bei Müller war genau das der Fall: Der langjährige Bayern-Profi stand beim FC Cincinnati auf der Liste, entschied sich aber für einen Wechsel zu den Vancouver Whitecaps, weshalb diese die Discovery Rights innerhalb der Liga noch abkaufen mussten. Dieser beträgt mindestens 50.000 Dollar, ist aber auch Verhandlungssache zwischen den jeweiligen Teams. Ähnlich war es ein Jahr zuvor auch bei Marco Reus gewesen: Hier hatte der Charlotte FC den Spieler als Erstes auf seine Liste gesetzt, am Ende zog es Reus jedoch zu LA Galaxy. Auch hier bekam Borussia Dortmund für den Wechsel kein Geld, dafür der Charlotte FC.
Verwendete Quelle:
- mlssoccer.com: 2025 MLS Roster Rules and Regulations