• Der Präsident des französischen Fussballverbandes FFF, Noël Le Graët, ist zurückgetreten.
  • Der öffentliche Druck auf den 81-Jährigen war in den vergangenen Tagen gewachsen, nachdem er in einem Interview abfällig über den früheren französischen Superstar Zinédine Zidane gesprochen hatte.

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Nach seinen polemischen Aussagen über Frankreichs Fussball-Ikone Zinédine Zidane ist Verbandspräsident Noël Le Graët zurückgetreten. Das teilte der Nationalverband FFF nach einer Anhörung des ausserordentlichen Exekutivausschusses am Mittwoch in Paris mit.

Le Graët habe sich "in Übereinstimmung mit dem FFF-Exekutivkomitee dafür entschieden, von seiner Rolle als Präsident bis zum Abschluss der vom Sportministerium durchgeführten Prüfung zurückzutreten", hiess es in der Mitteilung des Verbands. Zuvor hatte auch Regierungssprecher Olivier Veran deutliche Kritik am 81-Jährigen geübt.

Der französische Fussballverband "verdient einen Präsidenten, der der Aufgabe gewachsen ist", sagte Veran am Mittwoch. Nicht nur die abfälligen Kommentare über Zidane seien problematisch. "Es gibt noch andere Dinge, die hinzukommen. Das Fass läuft über", so Veran. Die FFF brauche "einen Präsidenten, der es ermöglicht, dem französischen Fussball in der ganzen Welt ein gutes Image zu verleihen."

Le Graët über Zidane: "Wäre nicht einmal ans Telefon gegangen"

Frankreichs höchster Fussball-Funktionär hatte sich am vergangenen Sonntag in einem Radio-Interview abwertend über Zidane und dessen möglicher Zukunft als Nationaltrainer des Vize-Weltmeisters geäussert. In dem Interview behauptete er, vor der Vertragsverlängerung mit Nationaltrainer Didier Deschamps kein Interesse an einem Telefonat mit Zidane gehabt zu haben.

Auf die Frage, ob Zidane ihn angerufen hätte, um sein Interesse an Deschamps' Job zu bekunden, antwortete Le Graët : "Ich wäre nicht einmal ans Telefon gegangen. Was hätte ich ihm schon sagen sollen? 'Hallo Monsieur, keine Sorge, such' Dir einen anderen Verein. Ich habe mich gerade mit Didier auf einen Vertrag geeinigt.'"

Deschamps (54) hatte am Samstag knapp drei Wochen nach der Finalniederlage bei der WM in Katar gegen Argentinien (2:4 im Elfmeterschiessen) seinen Vertrag bis 2026 verlängert. Zidane galt als potenzieller Nachfolger, der Weltmeister von 1998 ist seit seinem Abschied bei Real im Sommer 2021 ohne Job.

Kritik an Le Graët für Aussagen über Zidane

Le Graët entschuldigte sich am Montag für die Kommentare. Er bedauere seine "ungeschickten Äusserungen", die zu einem "Missverständnis" geführt hätten. Er wolle sich persönlich bei Zidane entschuldigen. Seine Aussagen würden "absolut nicht meine Gedanken und meine Wertschätzung für den Spieler, der er war, und den Trainer, der er geworden ist", widerspiegeln, sagte Le Graët in einem Statement an die Nachrichtenagentur AFP.

Zuvor hatte er teil scharfe Kritik einstecken müssen. Superstar Kylian Mbappé etwa schrieb auf Twitter: "Zidane ist Frankreich, wir gehen nicht so respektlos mit dieser Legende um", schrieb er bei Twitter.

Der langjährige Bayern-Profi Franck Ribéry legte Le Graët einen Besuch beim Arzt nahe, selbst Sportministerin Amelie Oudea-Castera schaltete sich ein und forderte eine Entschuldigung von Frankreichs höchstem Fussball-Funktionär.

Le Graët war seit 2011 FFF-Präsident. Seine dritte und letzte volle Amtszeit sollte eigentlich erst im Dezember 2024 enden. Vorwürfe der sexuellen Belästigung, die Gegenstand einer von der Sportministerin veranlassten Untersuchung sind, hatten die Lage für Le Graet zusätzlich erschwert. (SID/dpa/lh)

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