Bislang war der Regionalligist SpVgg Unterhaching mit seinem Börsengang wenig erfolgreich. Dann schnellte die Aktie urplötzlich in die Höhe und wurde auf der Plattform Reddit zu einer Art Meme. Kann der Klub davon profitieren?

"Was geht da ab, man?", fragte ein User der Social-Media-Plattform Reddit vor knapp einem Monat in einem Unterforum für Börseninteressierte. Verlinkt hatte er ein Bild eines Aktienkurses, der stetig und gegen Ende immer steiler nach oben ging. Darüber zu sehen war das Wappen eines Fussballvereins, der im Sommer erst sang- und klanglos aus der 3. Liga abgestiegen war: die SpVgg Unterhaching.

Nur zwei Klubs im deutschen Fussball haben je den Sprung an die Börse gewagt. Der eine, Borussia Dortmund, stieg bereits im Oktober 2000 als erfolgreicher Bundesligist ein. Wenige Jahre später endeten die grossspurigen Pläne des BVB aber beinahe in der Insolvenz. Erst 19 Jahre nach Dortmund folgte mit der SpVgg Unterhaching der zweite deutsche Klub, der sich auf dem Aktienmarkt versuchte. Auch die Ankündigung des damaligen Drittligisten sorgte für Aufsehen. Die Aktie selbst befand sich aber seitdem meistens im Sinkflug. Nach dem Abstieg in die Regionalliga Bayern lag deren Wert sogar deutlich unter einem Euro.

Bis zum September 2025: Wie aus dem Nichts stieg der Kurs innerhalb weniger Tage um das Vielfache an. Laut dem Wirtschaftsmagazin "Capital" wurden etwa am 5. September knapp 26.000 Aktien der SpVgg gehandelt – zuvor waren es für gewöhnlich nur ein paar Hundert pro Tag.

Sogar Unterhachings Präsident Manfred Schwabl, der seit Jahren das Gesicht des Vereins ist, hatte keine wirkliche Erklärung für den Erfolg. "Das war völlig überraschend", so der langjährige Klubboss gegenüber "Capital". "Mich haben viele Leute angesprochen, was los ist, ob vielleicht etwas im Busch ist. Die musste ich enttäuschen, es gibt momentan noch nichts zu verkünden – ausser dass wir sportlich ganz gut dastehen." In der Regionalliga Bayern ist der Klub aus der Nähe von München aktuell mit vier Punkten Vorsprung Tabellenführer und damit auf Aufstiegskurs.

Unterhaching wird zur "Meme-Aktie"

Mögliche Erklärungen für den Kursanstieg finden sich aber im Internet, zum Beispiel beim bereits erwähnten Reddit. Unter dem Post des Users, der den steigenden Aktienkurs entdeckt hatte, fanden sich viele begeisterte Nachahmer. "Lasst mal alle pushen, wa?", schrieb ein User, nachdem der steigende Kurs der Hachinger Aktien entdeckt wurde. "Leute, mehr Einsatz", fordert ein anderer. Und noch immer finden sich mehrere Posts, die den Kauf von SpVgg-Aktien empfehlen.

Alles weist darauf hin, dass die SpVgg Unterhaching zu einer "Meme-Aktie" im Internet geworden ist – also eine Aktie, die Anleger aus Spass in die Höhe treiben. Im grösseren Ausmass hatte es einen ähnlichen Fall schon 2021 gegeben. Damals trieben Reddit-User die Aktie des bis dahin stark kriselnden Videospielhandels GameStop in die Höhe und machten damit sogar Hedgefonds, die auf Verluste des Unternehmens gesetzt hatten, das Leben schwer.

Wodurch sich der Hype um die Unterhaching-Aktien ursprünglich entwickelt hat, lässt sich nicht genau sagen. Ein User verweist in einer weiteren Diskussion etwa auf den Finanz-Podcast "Geld ganz einfach – von Saidi & Emil". In diesem hatte einer der beiden Moderatoren zugegeben, Aktien der SpVgg zu besitzen. "Ich besitze so eine Handvoll Aktien von der SpVgg Unterhaching, das ist ein Regionalligist", erklärte er im Podcast, sagte aber auch, dass er Aktien von Fussballklubs eher nicht empfehlen würde. "Ich bin auch kein Fan von Unterhaching, bei weitem nicht. Das ist eine Meme-Aktie."

Finanzieller Profit für Unterhaching schwer

Auf Reddit träumen manche trotzdem schon davon, mit Aktienkäufen die SpVgg Unterhaching übernehmen zu können und in höhere Ligen zu führen. "Wir gehen alle rein, damit uns der Verein gehört, so viel Kapital brauchen wir gar nicht!!", heisst es dort in den Kommentaren. Dass dieser Plan mehr als eine Spinnerei ist, ist natürlich unrealistisch. Und trotzdem hat sich der Aktienkurs der SpVgg Unterhaching durch den Internet-Hype mittlerweile auf einem deutlich höheren Niveau als vorher stabilisiert.

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Dass der Klub von diesem Aufschwung finanziell profitiert, ist übrigens gar nicht so einfach. Denn die gehandelten Aktien sind alle bereits am Markt und werden nur noch unter den Anlegern gehandelt. "Das bringt uns für die Liquidität nichts, aber Aufmerksamkeit für den Kurs und den Verein", erklärte Vereinspräsident Schwabl gegenüber "Capital" die Situation.

Um wirklich am Hype mitverdienen zu können, müssten die Hachinger ihr Eigenkapital erhöhen, um weitere Aktien ausgeben und verkaufen zu können – in der Regionalliga Bayern dann doch eher ein riskantes Unterfangen.

Verwendete Quellen