Dortmund - Handball-Trainer André Fuhr darf nach schweren Vorwürfen von Spielerinnen gegen ihn bald wieder als Coach arbeiten. Fast drei Jahre nach dem Bekanntwerden der Anschuldigungen einigten sich der Deutsche Handballbund (DHB) und Fuhr in einem Mediationsverfahren vor dem Oberlandesgericht Hamm. Eine Kommission darf ihre Arbeit zu den Vorwürfen des Machtmissbrauchs und der emotionalen Gewalt in unveränderter Besetzung wieder aufnehmen, wie der DHB mitteilte.
Der DHB erteilte Fuhr die Auflage, eine Weiterbildung zum Thema Kommunikation/Motivation/Gruppendynamik baldmöglichst zu absolvieren. Er müsse dies nachweisen, danach werde das Verfahren nach der Trainerordnung gegen ihn endgültig eingestellt. Einer Fortsetzung der Trainertätigkeit stehe anschliessend nichts mehr im Wege.
Nach den Vorwürfen und den Kündigungen von zwei Spielerinnen von Borussia Dortmund hatte der BVB Fuhr im September 2022 freigestellt. Er arbeitete danach auch nicht mehr im Nachwuchsbereich des DHB. Der nun 54-Jährige bedauere, wenn er durch sein Verhalten die Gefühle betroffener Spielerinnen verletzt habe, erklärte der DHB nun. Es tue Fuhr leid.
DHB: Längste mögliche Sperre schon überschritten
Die avisierte Einstellung geschehe auch wegen des langen Zeitablaufs nach Bekanntwerden der gegen Fuhr erhobenen Vorwürfe. "Die hierdurch hervorgerufene Auswirkung, die Tätigkeit als Cheftrainer praktisch nicht mehr ausüben zu können, überschreitet mittlerweile die längste Sperrstrafe der DHB-Trainerordnung", erklärte der Verband. Strafrechtlich relevantes Verhalten liege nach gemeinsamer Auffassung des DHB und von Fuhr nicht vor.
Der "Sport Bild" hatte Fuhr gesagt: "Es gibt Sachverhalte, die so nicht stattgefunden haben. Es gibt Sachverhalte, an die ich mich nicht in der geschilderten Form erinnern kann oder eine andere Erinnerung habe." Dem Magazin sagte er nun, er halte die gefundene Einigung für "ein annehmbares Ergebnis, das endlich alle Verfahren abschliesst und mich nach vorne schauen lässt". Er wolle seine Tätigkeit als Handball-Trainer fortsetzen und "werde dabei sicher von den gemachten Erfahrungen, so schwierig sie auch für mich waren, profitieren".
Verbandschef hält Einigung für ausgewogen
Nach entsprechenden Gerichtsurteilen hatte der DHB die Arbeit einer externen Kommission, die sich mit den Vorwürfen beschäftigte, beenden müssen. Sie könne den Auftrag eines Abschlussberichtes an den DHB-Vorstand weiter verfolgen, hiess es nun vom Verband. Fuhr hatte sich gegen die Kommission gewehrt.
"Wir halten die gefundene Einigung für ein ausgewogenes Ergebnis, mit dem wir die Prävention von Gewalt jeglicher Form im Handballsport auf der Basis der Arbeit der Kommission weiterentwickeln werden", sagte DHB-Präsident Andreas Michelmann in der Mitteilung. © Deutsche Presse-Agentur