Nizza - Sein Leitspruch sagt einiges aus über Kristian Blummenfelt: "Verlieren tut mehr weh." Der 31 Jahre alte Norweger hat bereits geschafft, was bis dahin nur Jan Frodeno gelungen war. Blummenfelt gewann olympisches Gold im Triathlon und wurde Ironman-Weltmeister. An diesem Sonntag gilt Blummenfelt in einem hochkarätig besetzten Feld als einer der Topfavoriten bei der Ironman-WM der Männer in Nizza.
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Auch
Gemeint sind die jeweils sechsmaligen Champions Mark Allen und Dave Scott, die in den 1980er und 1990er Jahren den körperlich wie mental schweren Kampf über 3,86 Kilometer Schwimmen, 180,2 Kilometer Radfahren und 42,2 Laufen geprägt hatten. Es waren Zeiten, in denen die Räder auch mal wie aerodynamische Experimente anmuteten und Training sowie Ernährung bei weitem nicht auf dem Stand waren wie heute.
Die Sache mit dem Gewicht
Einer, der praktisch alles wissenschaftlich begleiten lässt, ist Blummenfelt. "Was nicht gemessen werden konnte, flog aus dem Programm", schrieb Sponsor Red Bull mal über den Weg Blummenfelts zum Ausnahmeathleten, dessen Grösse mal mit 1,73 oder 1,76 Metern angegeben wird. Eigentliche alle Konkurrenten sind grösser. Was bei Blummenfelt aber in der Regel eher auffällt, ist sein Körpervolumen.

Sein Gewicht soll eigentlich bei 75 Kilogramm liegen. Zum Vergleich: Lange ist 1,78 Meter gross und wiegt laut eigenen Angaben 65 Kilogramm. Frodeno kam zwar auch auf 76 Kilogramm, ist aber 1,94 Meter gross. Der Motor sei wichtiger als das Äussere, so das Credo des Norwegers. Und ohne Power keine Geschwindigkeit, ohne Kalorien keine Power.
"Wenn ich mir aktuelle Bilder anschaue - und da kann ich nur mutmassen von aussen - aber dann scheint er relativ deutlich auch an Gewicht verloren zu haben", sagt Sebastian Kienle, Ironman-Weltmeister von 2014, über Blummenfelt. "Das würde mir als Konkurrenz ein paar Sorgenfalten ins Gesicht treiben. Das zeigt, mit welcher Ernsthaftigkeit er Nizza angeht."
Und wenn Blummenfelt ernst macht, wird es schwer für die Konkurrenz. Der Sohn einer Krankenschwester und eines Bauarbeiters holte 2021 in Tokio olympisches Gold und gewann im selben Jahr den WM-Titel der ITU-Rennserie. Seinen ersten Ironman-Start beendete er mit einer Rekordzeit in Cozumel, im Mai 2022 krönte er sich in St. George zum Ironman-Weltmeister - das Rennen war von Oktober 2021 in Kona wegen der Corona-Pandemie nach Utah verlegt worden.
2022 holte sich Blummenfelt in St. George auch den WM-Titel über die Mitteldistanz. In diesem Jahr gewann er unter anderem in Frankfurt die Ironman-EM - und das mit Streckenrekord. Seinen Traum vom erneuten Olympia-Gold hatte er sich vor einem Jahr in Paris allerdings nicht erfüllen können, er verpasste als Zwölfter auch die Top Ten.
Was andere von Blummenfelt lernen können
Dennoch: Allein, dass er die Qualifikation geschafft hatte und dort wieder antrat, belegt die Besonderheit Blummenfelts. "Was man ganz klar sagen kann: Er ist im Moment der Einzige, der sowohl auf der kurzen Distanz als auch auf der langen Distanz einfach sehr, sehr erfolgreich ist", betont Kienle. Blummenfelt habe es geschafft, die Trennschärfe weiter aufzuheben. "Von diesem breiten Spektrum an Leistungsfähigkeit können sich andere Athleten von ihm auch etwas abschauen."

Gleichwohl kann sich Lange in Nizza einiges ausrechnen, selbst wenn sein Frankfurt-Rennen einmal mehr eins zum Vergessen war und die Saison nicht unbedingt nach Plan verlief. Als leichterer Athlet ist er auf der anspruchsvollen Radstrecke mit ihren Steigungen und rund 2400 Höhenmetern im Vorteil. Zudem bereitete sich Lange darauf auch noch mal speziell vor: im Höhentrainingslager in St. Moritz.
Vor zwei Jahren musste er sich Laidlow in Nizza geschlagen geben. Ein Jahr später gelang Lange in Hawaii eine ebenso triumphale wie beeindruckende Sieg-Rückkehr, nachdem er dort bereits 2017 und 2018 die WM gewonnen hatte.
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