Caen - Als Doppel-Olympiasieger Remco Evenepoel jüngst im Einzelzeitfahren der Tour de France die gesamte Konkurrenz deutlich hinter sich gelassen hatte, werden sie beim Red-Bull-Rennstall genau hingeschaut haben. Denn der belgische Jungstar wird - mal wieder - mit dem deutschen Team in Verbindung gebracht. "Wir sind bei der Tour. Die Remco-Gerüchte gehören schon zur Tagesordnung. Keine Ahnung, was da dran ist", sagte Evenepoels Teamkollege Maximilian Schachmann der Deutschen Presse-Agentur.

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Bereits seit mehr als einem Jahr halten sich die Spekulationen um Red Bull und Evenepoel (25). Doch dieses Mal könnte einer der grössten Radsport-Deals tatsächlich über die Bühne gehen. Bei Red Bull läuft der Vertrag des alternden Kapitäns Primoz Roglic (35) aus. Und Evenepoel ist nur noch bis 2026 an Soudal-Quick Step gebunden. Gerüchten aus Belgien zufolge soll der Zeitfahr-Weltmeister bereits seinen Wechselwunsch hinterlegt haben. Auch beim Material gäbe es keine Umstellungsprobleme, beide Teams sind mit Specialized unterwegs.

Enttäuschungen bei den Klassikern und dem Giro

Beim Red-Bull-Team halten sich die Verantwortlichen ob der erneuten Spekulationen zurück. "Ich bin auch immer überrascht und amüsiert. Vor allem wäre ich überrascht, wenn irgendeiner irgendeine Aussage treffen würde", sagte Sportdirektor Rolf Aldag.

Evenepoel würde der deutschen Mannschaft auf jeden Fall einige Siege garantieren. Erfolge, die in dieser Saison viel zu oft ausgeblieben sind. Die Klassiker-Saison verlief in dieser Saison enttäuschend. Und auch beim Giro d'Italia sprang nur ein Etappensieg von Nico Denz heraus, nachdem Roglic nach mehreren Stürzen aufgegeben hatte. Das dürfte dem Grosssponsor aus Österreich nicht gefallen haben, denn mit einem kolportierten Jahresbudget von 45 Millionen Euro bewegt sich Red Bull-Bora-hansgrohe in einer Grössenordnung wie die Top-Teams der Branche.

Druck aus Salzburg?

"Im Profibereich wäre man schon gerne ein Stück weiter, aber es geht dann nicht von heute auf morgen", sagt Teamchef Ralph Denk, der auf das gute Nachwuchsprogramm verweist. Als leuchtendes Beispiel dient dabei Hoffnungsträger Florian Lipowitz. Auch seien viele kleine Fortschritte in Bereichen wie Mental Performance, Ernährung und Aerodynamik erzielt worden, was auf den ersten Blick nicht so sichtbar sei. Druck aus Salzburg verspüre er jedenfalls nicht.

Auch Denk hegt den Traum, einmal die Tour de France zu gewinnen. Beim Giro und der Vuelta ist ihm das bereits gelungen. Bei der Frankreich-Rundfahrt steht der vierte Platz von Emanuel Buchmann aus dem Jahr 2019 als bestes Ergebnis. Angesichts der Dominanz von Tadej Pogacar erscheint ein Tour-Triumph derzeit aber auch mit Evenepoel unrealistisch.  © Deutsche Presse-Agentur