Nach gefährlichen Szenen auf der zweiten Etappe der Tour de France 2025 hat die Rennleitung die Fans zur Zurückhaltung aufgefordert. Es ist nicht das erste Mal, dass Zuschauer für Probleme sorgen - in der Vergangenheit kam es bereits zu schweren Stürzen durch Faneinwirkung.
Die Organisatoren der Tour de France haben nach der zweiten Etappe am Sonntag eine klare Ansage an die Fans gerichtet. "Für eure eigene Sicherheit und die der Fahrer: Verwendet keine Rauchbomben und rennt nicht neben den Fahrern her!", schrieben die Veranstalter am Sonntagabend auf ihrem offiziellen X-Account. Der Appell erfolgte nach Szenen, bei denen Fans mit Rauchbomben und durch Mitlaufen neben den Radprofis für gefährliche Situationen gesorgt hatten.
Tour de France: Fans kommen Radfahrern gefährlich nahe
Auf der mit 209,1 Kilometern längsten Etappe der diesjährigen Frankreich-Rundfahrt von Lauwin-Planque nach Boulogne-Sur-Mer standen die Zuschauer teilweise sehr dicht gedrängt am Strassenrand. Einige zündeten Rauchbomben, andere liefen sogar ein Stück neben den Fahrern her. Obwohl es zu keinen schweren Zwischenfällen kam, reagierten die Tour-Veranstalter prompt mit ihrer Warnung.
Die zweite Etappe, die Mathieu van der Poel für sich entscheiden konnte, war ohnehin durch Regen und Wind geprägt. Immer wieder kam es zu kleineren Stürzen, wobei die Ursachen nicht immer bei den Zuschauern lagen. Das Red-Bull-Team um den deutschen Hoffnungsträger Florian Lipowitz hatte bereits nach der ersten Etappe seine vorsichtige Taktik verteidigt - auch mit Blick auf mögliche Sturzsituationen
Steff Crass lässt Frust gegen Fan 2023 freien Lauf
Die Warnung der Tour-Organisation weckt Erinnerungen an frühere, teils folgenschwere Vorfälle. Im Jahr 2023 musste der belgische Radprofi Steff Cras nach einem Zusammenstoss mit einem Zuschauer die Tour aufgeben. "Wenn ein Zuschauer einen halben Meter auf der Strasse steht und stehen bleibt, wenn das Feld kommt, sollte man lieber zu Hause bleiben", wütete Cras damals auf Twitter. "Du hast keinen Respekt vor den Fahrern! Ich hoffe, du fühlst dich richtig schuldig. Wegen dir muss ich die Tour verlassen."
Ebenfalls 2023 blieb US-Profi Sepp Kuss bei hohem Tempo am Arm eines unachtsamen Zuschauers hängen und löste einen Massensturz aus. Wie web.de damals berichtete, leitete die Gendarmerie sogar eine Untersuchung ein
Noch bekannter ist der "Opa-Omi-Unfall" von 2021, als eine Zuschauerin mit einem Pappschild einen Massensturz auslöste. Die Frau wurde später wegen fahrlässiger Körperverletzung zu einer Geldstrafe verurteilt
Wout van Aert findet Selfie-freudige Tour-Fans "tatsächlich lebensgefährlich"
Die Tour de France ist wie kaum ein anderes Sportereignis bekannt für ihre Nähe zwischen Athleten und Zuschauern. Diese Nähe macht einen grossen Teil der Faszination aus, stellt aber gleichzeitig ein Sicherheitsrisiko dar.
"Das ist schon unangenehm", hatte der deutsche Radprofi Georg Zimmermann 2023 über die Situation nach Bergetappen gesagt, als die Fahrer durch Menschenmassen zurück zu ihren Teambussen mussten. Sein Kollege Wout van Aert beschrieb solche Situationen sogar als "tatsächlich lebensgefährlich".
Die Veranstalter stehen vor der schwierigen Aufgabe, die Tour als Volksfest zu erhalten und gleichzeitig für die Sicherheit aller Beteiligten zu sorgen. Mit der aktuellen Warnung versuchen sie, das Bewusstsein der Fans zu schärfen, ohne die besondere Atmosphäre zu gefährden.
Die 112. Tour de France geht heute mit der dritten Etappe von Valenciennes nach Dünkirchen weiter. Auf dem flachen Teilstück dürfen die Sprinter auf eine klassische Massenankunft hoffen - hoffentlich ohne Zwischenfälle durch zu enthusiastische Fans. (bearbeitet von msb)