• Nach dem Riesenslalom ist der Frust bei den Athleten gross.
  • Schnee und Nebel hatten den Wettbewerb beinahe unberechenbar gemacht.
  • Alleine im ersten Durchgang waren 33 Sportler ausgeschieden.

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DSV-Athlet Alexander Schmid sank völlig entgeistert in den Schnee und verstand die Welt nicht mehr. "Muss das jetzt sein?", habe er sich gefragt, als er wie ein Häuflein Elend am Rande der tief verschneiten "Eisfluss"-Piste sass, auf der ihm sein Medaillentraum regelrecht entglitten war. "Das ärgert mich", sagte er sichtlich getroffen, "ich hatte mir was anderes vorgenommen."

Der Allgäuer war in diesem grenzwertigen olympischen Riesenslalom schneller unterwegs als das Schweizer Jahrhunderttalent Marco Odermatt, das später Gold gewann - allerdings nur 20 Sekunden lang. "Auf einmal", berichtete Schmid, "ging es so schnell", er stand einen Moment nicht sauber genug auf dem Ski und rutschte an einem der eisigeren Tore weg - das Aus!

Was Schmid ehrte: Die irregulären Verhältnisse mit schlechtester Sicht machte er nicht verantwortlich für sein Malheur: "Das war für alle gleich und ist überhaupt keine Ausrede." Für ARD-Experte Felix Neureuther stand dennoch fest: "Der erste Durchgang hätte so nicht stattfinden dürfen."

Feller über Bedingungen: "Frechheit"

Der Österreicher Manuel Feller sprach nach seinem "kompletten Blindflug" von einer "Frechheit", Henrik Kristoffersen (Norwegen) schimpfte: "Man sieht einen Scheiss!" Weil es im Alpinzentrum von Yanqing erstmals während der Spiele und so heftig wie seit über einem Jahrzehnt nicht schneite, sahen die Athleten kaum bis zum nächsten Tor. Dazu blies der Wind immer wieder Schnee in die Piste.

Von 87 Startern schieden zunächst 33, im Finale weitere sieben aus. Linus Strasser, der sich für den Slalom am Mittwoch einfahren wollte, stürzte nach 45 Sekunden und biss regelrecht in den Tiefschnee. Julian Rauchfuss belegte Platz 20 und war "gar nicht zufrieden". Auch der Österreicher Stefan Brennsteiner, der nach dem ersten Durchgang auf Rang zwei und somit Medaillenkurs gelegen hatte, patzte im zweiten Lauf kurz vor dem Ziel und musste den Traum der Riesenslalom-Medaille aufgeben. Auch ihm war der Frust anzumerken, doch er nahm es sportlich: "Es tut zwar weh und Olympia ist nur alle vier Jahre. Aber es ist nur Skisport", sagte er laut "oe24.at".

Schmid: Anfängerfehler "sehr untypisch für mich"

Schmid hatte "ein Fragezeichen im Kopf". Ein solcher Anfängerfehler, meinte der 27-Jährige, "ist sehr untypisch für mich". Doch es war typisch für dieses Rennen, in dem einzig Odermatt und der Zweite Zan Kranjec (Slowenien/+0,19) den Durchblick behielten. Der französische Weltmeister Mathieu Faivre lag als Dritter schon 1,34 Sekunden zurück.

"Odi" führte nach dem ersten Lauf und verlor nicht einmal die Nerven, als das Finale wegen des Schnees um 75 Minuten verschoben werden musste. Sein Rezept für die fünfstündige (!) Wartezeit? "Ich habe versucht, ein bisschen zu schlafen", sagte der 24-Jährige cool.

Als Odermatt seinem verdienten Gold entgegencarvte, hatte Schmid das Schneechaos bereits hinter sich gelassen. "Allzu lange", betonte er, "darf man sich nicht drüber aufregen." (SID/AFP/mbo)

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