Novak Djokovic kennt das mit den Kontroversen schon. Immer wieder gerät der serbische Tennis-Superstar mit seinem Verhalten ausserhalb des Platzes in die Schlagzeilen. In Wimbledon sorgt nun sein Jubel mancherorts für Ärger.

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Den nächsten Rekord seiner Ausnahme-Karriere feierte Novak Djokovic mit seinem neuen Jubel. Als er den Schreck über den "bösen Ausrutscher" auf dem Rasen des Centre Courts beim 14. Halbfinaleinzug in Wimbledon abgeschüttelt hatte, bewegte der serbische Tennisstar seine Arme vor dem Körper auf und ab. Tochter Tara und Sohn Stefan machten auf der Tribüne begeistert mit, als wollten sie eine Luftpumpe nach unten drücken.

"Es ist etwas zwischen mir und meinen Kindern", erläuterte Djokovic während des Grand-Slam-Turniers die ungewöhnliche Geste, die an den Dance-Hit "Pump it up" erinnern solle. "Wir lieben es, zu pumpen. Wir pumpen nach jedem Sieg."

In Serbien rufen die Demonstranten "Pumpaj!"

Doch wie so oft in der von reichlich Kontroversen begleiteten Laufbahn des erfolgreichsten Tennisspielers der Geschichte gibt es vor dem Traum-Halbfinale gegen den Weltranglistenersten Jannik Sinner eine zweite Ebene. In der serbischen Heimat wird der Jubel als Unterstützung der Dauerproteste gegen teils autoritär herrschenden Präsident Aleksandar Vucic verstanden. Diese rufen bei Demonstrationen "Pumpaj!", was in etwa bedeutet: "Erhöht den Druck!"

Vucic-treue Boulevardmedien in Serbien beschimpfen den nationalen Sporthelden deshalb. Die regierungskritische Zeitung "nova.rs" interpretierte hingegen, dass Djokovic mit seiner Antwort zur Bedeutung des Jubels Rücksicht auf die britischen Gastgeber nehmen wolle, da in Wimbledon politische Botschaften verboten sind.

Nicht seine erste politische Botschaft

Bei den French Open erhielt Djokovic vor zwei Jahren wegen einer solchen Botschaft ("Kosovo ist das Herz Serbiens") eine Warnung der französischen Sportministerin. Im All England Club fliegen Djokovic nun hingegen auch wegen der zuckersüssen Bilder mit seinen Kindern als Fans die Herzen zu. "Er ist eine Legende unseres Sports", sagte selbst der Italiener Flavio Cobolli nach der Niederlage im Viertelfinale gegen sein Idol. "Ich bin glücklich, weil ich gegen ihn auf diesem Platz gespielt habe."

Als nächster Gegner dürfte der dreimalige Grand-Slam-Turniersieger Sinner am Freitag in den wichtigen Momenten jedoch kaum in Ehrfurcht erstarren. "Es könnte keine grössere Herausforderung geben für mich, das ist sicher", sagte Djokovic. "Es wird das Beste von mir brauchen, um Jannik zu schlagen."

Sorge um Auswirkungen von Sturz

Die Folgen des Sturzes beim zweiten Matchball gegen Cobolli sollen dann möglichst keine Rolle mehr spielen. Der 38-Jährige war ausgerutscht und fast im Spagat auf den Bauch gefallen.

"Mein Körper ist nicht mehr der gleiche, der er früher einmal war", sagte Djokovic nachdenklich. "Deshalb werde ich die wirkliche Wirkung erst morgen spüren. Ich hoffe, dass in den nächsten 24, 48 Stunden das Ausmass dessen, was passiert ist, nicht zu schlimm ist und ich schmerzfrei auf der Höhe meines Könnens spielen kann." Er werde nun mit seinem Physiotherapeuten arbeiten "und hoffentlich wird in zwei Tagen wieder alles gut sein". (dpa/bearbeitet von ska)