Da sind sie wieder: Auch in diesem Jahr schiesst RTL mit Kanonen auf Turteltauben und gönnt sich statt des üblichen einen Bachelors gleich deren zwei. Felix Stein und Martin Braun heissen sie und teilen neben ihrer Teilnahme an der Kuppelshow noch ein, zwei andere Gemeinsamkeiten. Vielleicht ein paar zu viel?

Christian Vock
Eine Kritik
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Spoiler-Warnung: Die erste Folge "Die Bachelors" ist seit dem 11. Juni bei RTL+ zu sehen und am 18. Juni bei RTL.

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Fangen wir mit der guten Nachricht an: Offenbar ist wieder die Zeit, in der man sich als Mann eine Frau an seiner Seite organisieren lassen kann, dabei am Strand die Füsse in den Sand steckt und gleichzeitig neue Follower auf seinen Instagram-Account lockt. Anders formuliert: "Der Bachelor" ist wieder da, und in welcher anderen Show kriegt man als Single ein solches Preis-Leistungs-Verhältnis? Die Antwort: Natürlich in keiner. Aber es gibt auch eine schlechte Nachricht: Die Stelle ist bereits vergeben.

Genauer gesagt: die Stellen. Denn im vergangenen Jahr überraschte RTL mit der Idee, statt eines Bachelors gleich deren zwei auf die Damenwelt loszulassen. Nun dachte man sich offenbar: Die Idee ist noch gut, die kann man noch nehmen, und so werfen auch in dieser Staffel, die seit Mittwoch bei RTL+ im Stream zu sehen ist, wieder zwei Bachelors ihre Angeln in den RTL-Single-Teich, ob da nicht vielleicht jemand anbeisst.

Die Bachelors – wieder einmal zwei Prachtexemplare

Martin und Felix heissen die beiden, und hier hat RTL mal wieder ganz tief in die Klischee-Kiste gegriffen. Denn natürlich hat die Produktionsfirma hier nicht irgendwelche Lauchs genommen, sondern zwei Prachtexemplare ihrer Art. Zwei Körperfettanteil-Raketen, muskelbepackt bis unter die Stirn, eingebautes Tom-Cruise-Gewinnerlächeln und einen Haaransatz wie Robbie-Williams. Also genau die Sorte Mensch, bei der man denkt: Die kriegen nie eine Frau, gut, dass es Shows wie "Der Bachelor" gibt.

Die beiden teilen noch andere Gemeinsamkeiten: Sie sind ungefähr gleich gross, tragen ihr dunkelblondes Haar kurz, lassen ihren Mund von einem kurzen Flaum säumen und haben in den vergangenen Jahren sowohl Frauen als auch Sportarten ausprobiert. Ach ja: Kinder haben sie auch schon. Martin zwei kleine Töchter, Felix einen kleinen Sohn. Welche Unterschiede die beiden Bachelors haben, das wird man erst noch herausfinden müssen, aber immerhin enthält die RTL-Presseverlautbarung ein paar Informationen.

Fotograf Felix parodiert gerne Leute und kann Akzente nachmachen, liest man da, und Versicherungs- und Finanzdienstleister Martin soll über sich selbst sagen: "Wenn ich mich konzentriere, fange ich an zu kauen" und "Wenn ich Nachrichten schreibe, murmele ich diese laut mit." Vielleicht können die zwei Bachelors ja beide Stärken miteinander verbinden und Felix parodiert in der Nacht der Rosen Martin beim Konzentrieren. Wie auch immer: RTL hat wieder zwei Prachtkerle organisiert.

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Zwei Bachelors – zwei Kandidatinnen-Pools

Die müssen sich zu Beginn der neuen Staffel erst einmal getrennt voneinander durch die Bewerberinnen arbeiten. Martin startet hierzu in Köln mit 15 Blind Dates, bei denen er elf Rosen verteilen darf. Felix hingegen hat man direkt nach Kapstadt, dem diesjährigen Austragungsort, geschickt. Dort soll er, als Pressefotograf getarnt, Bilder von seiner Hälfte der Kandidatinnen machen, kann sich also schon mal unbemerkt einen ersten Eindruck von den Bewerberinnen machen.

Die sind natürlich auch alle genauso wunderschön, schlau, witzig und erfolgreich wie die beiden Bachelors, was aber ganz praktische Gründe haben dürfte. Denn während die Bachelors unter allen Trash-TV-Kandidaten einen kleinen Sonderstatus haben, müssen die Kandidaten und Kandidatinnen solcher Shows prinzipiell wiederverwertbar sein. Shows wie das "Dschungelcamp" oder "Kampf der Realitystars" füllen sich ja nicht von alleine.

Und so wühlen sich Martin in Deutschland und Felix in Südafrika durch die Kandidatinnen und sortieren schon einmal vor. Während bei Felix der einzige Reiz darin besteht, ob die Kandidatinnen merken, dass er nicht der Fotograf, sondern bereits der Bachelor ist, kommt es bei Martin auf den ersten Eindruck und das Bauchgefühl an. Und darauf, dass sich die Damen ein einigermassen unterhaltsames Date überlegt haben.

"Ich hab' Mexikaner und Mett vorbereitet."

Während manche Yoga anbieten, ein Spiele-Paradies oder Töpfern, geht Kandidatin Ann-Kathrin ihr Blind Date mit Martin etwas rustikaler an: "Ich hab' Mexikaner und Mett vorbereitet." Und so plaudert man bei Schnaps und Schweine-Hack so lange, bis Martin eine Rose für Ann-Kathrin hervorholt. Anders läuft es da bei Kollegin Christina. Die sagt über sich: "Ich bin einfach die perfekte Mischung aus Partnerin, beste Freundin und Affäre." Da muss Martin aber aufpassen, wann sie was ist, nicht dass ihn Partnerin Christina mit seiner Affäre Christina erwischt, weil Freundin Christina ihr einen Tipp gegeben hat.

Die Sorge ist aber nur theoretischer Natur, denn Kandidatin Christina kriegt von ihm keine Rose. Mehr Glück hat hier Fast-Kollegin Michelle. Die trifft Bachelor Martin in einer Karaoke-Bar und sagt über ihre Mindestanforderung: "Er hat Haare, das war mir wichtig." Aber Martin hat nicht nur Haare, er hat auch noch "ein schönes Gesicht." Das ist fast schon überqualifiziert für Michelle, zur Belohnung gibt’s eine Vorab-Rose.

Am Ende führen dann alle Wege nach Kapstadt. Dort treffen sich Martin und Felix zum ersten Mal und scheinen ganz gut miteinander auszukommen: "Ich bin sehr beruhigt, weil Martin und ich haben einen guten Vibe", sagt zumindest Felix. Im schlimmsten Fall kommt bei "Die Bachelors" ja auch einfach eine dicke Männerfreundschaft bei raus. Aber auch die Damen sind von den Bachelors verzückt, auch wenn zunächst Verwirrung ob der diesjährigen Konstellation herrscht. "Zwei Bachelors sind besser als einer", setzt Regina am Ende auf Quantität statt auf Qualität.

Verlieben ja, aber bitte nicht zu schnell

Aber nicht nur die Bachelors werden begutachtet: "Krass, dass so viele alte Frauen Singles sind", tratschen hier zwei Damen über die Konkurrenz, ehe Kandidatin Viktoria erklärt: "Ich will nicht mit 35 noch Single sein." Warum, verrät die 26-Jährige nicht, aber es wäre schon interessant gewesen, denn was soll schon passieren? Dass sie mal in einer RTL-Kuppelshow landet? Aber auch die Herren haben ihre Wünsche: "Ich will nicht irgendwo reingrätschen", erklärt Felix über die Konkurrenz zu Martin und dessen Kandidatinnen, ergänzt dann aber: "Aber vielleicht auch schon."

Das Prinzip und den Unterhaltungswert der Show hat Felix also schon verstanden, und auch Martin kombiniert Egoismus und Altruismus: "Auf der einen Seite hoffe ich, dass ich mich irgendwie Hals über Kopf verlieben kann. Auf der anderen Seite hoffe ich, dass es nicht zu schnell am Anfang passiert." Das hofft RTL natürlich auch, denn so eine Schnellverliebung würde man dann wie einen nassen Sack durch den Rest der Show schleppen, das kann niemand wollen.

Und so starten die beiden Bachelors Martin und Felix am Mittwoch langsam, aber hoffnungsfroh in die Show. "Ich glaube, ich finde hier jemanden", erklärt Felix nach dem ersten Abend mit den Damen, und Martin ist ähnlich begeistert: "Ich geh' mit einem sehr guten Gefühl ins Bett." Und wenn die trashigen Brachialromantik-Vorschaubilder nicht komplett lügen, dann dürfte sich der Zuschauer dasselbe denken.