Am Donnerstagabend bereitete Heidi Klum ihrer GNTM-Jubiläumsstaffel im Kölner Coloneum ein Ende. In einer sehr nostalgischen Final-Show kürte Klum Daniela und Moritz zu Siegern, eine Begründung gab es wieder einmal nicht. Die war aber ohnehin egal, denn das jüngste Finale von "Germany's Next Topmodel" zeigte eindrucksvoll, worum es hier wirklich geht.
Wer hätte das gedacht: Nach 24 Folgen kommt die 20. Staffel "Germany's Next Topmodel" am Donnerstagabend endlich auf den Punkt, findet das wohl ineffizienteste Assessment-Center Deutschlands doch noch einen Sieger und eine Siegerin und damit ein Ende. Dass das Ganze mehr als vier Monate gedauert hat, liegt wohl daran, dass "Germany's Next Topmodel" einer der wenigen Berufe ist, den man durch eine Wahl bekommt und der einzige, den man durch eine Wahl von
Dafür hat Klum nicht nur die sechs Finalisten, sondern auch noch einen Haufen Ehemalige, Veteranen, Beteiligte, Unbeteiligte und Familienmitglieder ins Kölner Coloneum zitiert, um ihr dabei zuzusehen, wie sie die beiden Gewinner in ihrem Kopf auswürfelt. Weil das aber den geringsten Zeitanteil einnehmen wird, wird man in kommenden knapp dreieinhalb Stunden eine ganze Menge Rückblicke auf 20 Jahre GNTM sehen, vor allem aber eine noch grössere Menge an Danksagungen hören, wie unfassbar bereichernd die Show, also Heidi Klum, doch für das eigene Leben gewesen ist.

Und so gehen sie los, die Heidi-Klum-Festspiele. Für das Opening wollte Klum offenbar beweisen, dass sie sich mit den Trends des Jahres 2001 auskennt und lässt erst Tänzerinnen des "Moulin-Rouge"-Musicals zu "Lady Marmelade" los, ehe ihre sechs Finalisten dazustossen. Nachdem die sich kurz warmgelaufen haben, stehen alle Spalier, um die Frau auf die Bühne zu holen, um die es bei dem Ganzen eigentlich geht: Heidi Klum. Mit mehreren Dankeschöns beendet Klum das Laufgetanze, als gelte der Applaus alleine ihr und erklärt dann noch einmal den offiziellen Grund des Beisammenseins: "Heute ist es endlich so weit: Magdalena, Zoe,
Models? Sind sie doch schon!
Ja, nur noch ein paar Stunden, dann klärt sich, wer Model durch Klums Gnaden werden darf, doch was alle Beteiligten dabei übersehen: All die jungen Männer und Frauen, die da seit Wochen in der Show hin, her, vor, zurück, längs, quer, hoch und runter gelaufen sind, all die Kandidatinnen und Kandidaten – sie sind doch schon längst Models. Und zwar seit dem Moment, in dem sie sich bei "Germany's Next Model" angemeldet haben. Nur laufen sie eben nicht für Marken wie Givenchy, Lagerfeld oder Gucci, sondern für die Marke Heidi Klum.
Denn jede Teilnehmerin wird ihr Leben lang mit der Show verbunden werden, da kann sie gar nichts dagegen machen. Wenn man sie irgendwo wiedersieht, hat man nicht ihr Gesicht oder ihren Namen im Kopf, sondern den von Heidi Klum. Und wie um das zu demonstrieren, laufen am Donnerstagabend plötzlich fast alle Gewinnerinnen seit der ersten Staffel 2006 ein. Weil das zu einer Jubiläumsstaffel gehört, aber auch, damit sie sagen können, wie wichtig Klum für ihre Karriere war – und um zu verschweigen, wie wichtig sie für Klums Karriere waren und noch sind.
Denn da sitzt nicht Model und Unternehmerin
"Tokio Hotel is in the Houuuuuuse!"
Das Finale am Donnerstag ist, wie alle GNTM-Finale zuvor, dann auch nur der Entertainment-Höhepunkt des Klum-Marketings, damit die Sache irgendwie ein offizielles Ende hat, wer gewinnt, ist zweitrangig. Dieser Höhepunkt war in der Vergangenheit dann auch immer ein zuverlässiger Hort des Wahnsinns, alles quietschbunt und knalllaut, und das hätte er auch in diesem Jahr sein können – wäre es nicht die Jubiläumsausgabe gewesen. Denn in so eine Ausgabe gehören immer ganz viele Rückschauen, sodass trotz der dreieinhalb Stunden diesmal gar nicht so viel Wahnsinn hineingepasst hat.
Ein bisschen was ging aber doch und so tauchte irgendwann
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Heidi Klum machte sich da schon gar nicht mehr die Mühe, Darnell und ihre Redehoheit wieder einzufangen – was gar nicht mal so schlimm war. Denn, sehen wir der Wahrheit ins Gesicht: Eine Moderatorin wird Heidi Klum nicht mehr. Zumindest keine gute. Keiner ihrer Sätze reiht sich geschmeidig an den nächsten, es sind eher Gedankenfetzen, Floskeln und Auswendiggelerntes, das sie da zu Übergängen zusammenbastelt: "Also, ich hab mich dem Anlass entsprechend rausgeputzt, liebe Zuschauer. Aber auch, weil mein Mann heute Abend noch zu mir kommt: Tokio Hotel is in the Houuuuuuse!"
Später werden aber nicht Tokio Hotel, sondern nur Bill und Tom Kaulitz auf dem Sofa Platz nehmen, damit die Klum ihnen entlocken kann, wo, wie und auf welcher Tournee sie ihr neues Lied vorstellen werden und was sie sonst noch so zu vermarkten haben.
The Klum-Show must go on
Ach ja: Zwischen all den Rückschauen, dem Klum-Besinge, der Selbstvermarktung und den Jubiläumsgästen findet Klum noch Zeit, die Finalistinnen und Finalisten einzubauen. Die müssen natürlich noch einmal hin und her laufen, sich einen Strickpulli vom Körper ribbeln und ein Unterwasser-Shooting über sich ergehen lassen, ehe die Klum vor jedem Rauswurf erklärt, wie schwer doch die Entscheidung sei, die sie da zu treffen habe. Dabei kann es eigentlich keine leichteren Entscheidungen geben als diese, schliesslich reicht die Klum wie immer keine Begründung nach, warum jetzt wer keine 100.000 Euro Preisgeld, keinen Werbevertrag und kein Titelbild bekommt. Ein "Viel Glück!" muss als Begründung reichen.
Das bekommen am Donnerstagabend zuerst Jannik und Zoe zu hören, weshalb sich dann um kurz nach 23:30 Uhr das Spektakel ein letztes Mal wiederholt und schlussendlich Daniela Djokic und Moritz Rüdiger von Klum zu den Siegern der Jubiläumsstaffel ernannt werden. Einfach, weil sie es kann.
Damit hat das Ganze dann nach über vier Monaten endlich ein Ende, denn ohne dieses Ende kann es im Klumiversum keinen Anfang geben. Der kommt schneller, als einem lieb ist, schon in der kommenden Woche finden die Castings für die 21. Staffel statt. Dann werden neue Models den Namen Heidi Klum in die Welt tragen. Die Marketing-Maschine muss schliesslich weiterlaufen.