In der jüngsten Folge "Kampf der Realitystars" stellt die Produktionsfirma den Verlauf der Show auf den Kopf. Denn zuerst müssen sich zwei Promis auf den Rauswurf eines Kollegen einigen, dann wird auch noch Stephen Dürr seiner sicher geglaubten Rettung beraubt.

Christian Vock
Eine Kritik
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Spoiler-Warnung: Die fünfte Folge "Kampf der Realitystars" ist bereits bei RTL+ zu sehen, aber erst am 5. Juni bei RTLZWEI.

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"Ich geniess' das gerade ganz doll", verrät Martin Angelo über seine aktuelle Stimmung in der fünften Folge des "Kampf der Realitystars" und weiss vielleicht gar nicht, dass er mit so einer Aussage ein zweischneidiges Schwert in der Hand hält. Denn natürlich sollen die Promis ihren Aufenthalt in der Trash-TV-Sala nicht zum Geniessen nutzen, sondern zur Fernsehunterhaltung und die liegt bei Shows wie dieser nicht im morgendlichen Aufs-Meer-gucken, sondern im Streiten, Stänkern und Sich-zum-Affen-machen.

Gleichzeitig braucht es auch Ruhephasen, in denen nicht gestritten wird. Sonst wäre man erstens nicht beim "Kampf der Realitystars", sondern bei dessen hässlichem Bruder "Promis unter Palmen" und würde zweitens nicht die richtige Fallhöhe für die Streits schaffen. Daher sei Angelo der kurze Moment des Geniessens gegönnt – in dem Wissen, dass er das bleiben wird, was er ist: ein Moment.

Und so beginnt wenig später auch die fünfte Folge, wie jede Folge davor auch begonnen hat: mit einem Neuankömmling. Diesmal fällt die Wahl der Produktionsfirma auf Jona Steinig. Der hat schon ein paar Trash-TV-Shows wie "Die Bachelorette", "Germany Shore" oder "Forsthaus Rampensau" durchgespielt, zuletzt versuchte er sich bei "Germany’s next Topmodel". Man kann Steinig also nicht vorwerfen, auf einen Typ Show festgelegt zu sein, aber Reichweite stinkt nicht, das wussten schon die alten Römer.

Tara Tabitha und Jona Steinig kommen – Anouschka Renzi geht

"Ich bin auf jeden Fall zu 100 Prozent ein Macher", erzählt Steinig über sich, was allerdings ein wenig selbsterklärend ist, denn ein Macher kann eben nur zu 100 Prozent ein Macher sein – sonst wäre er ja kein Macher. Anouschka Renzi findet trotzdem etwas zu meckern: "Jona ist freundlich, nett. Auch nicht gerade hochintellektuell, aber sehr nett." Interessanterweise sitzt Steinig trotz dieser intellektuellen Abstriche mit Anouschka Renzi in derselben Show.

An der zweiten Neubesetzung findet Renzi sogar noch mehr Schwachstellen: "Sie geht mir auf den Keks. Österreicher sind immer anders. Ich weiss nie, was die denken", urteilt Renzi über Tara Tabitha, eine 31-jährige Reality-TV-Nomadin aus dem niederösterreichischen Hollabrunn. Doch bevor Renzi noch mehr bemängeln kann, ereilt sie der vorzeitige Abgang. Als Resultat eines Spielchens müssen Stephen Dürr und Dennis Lodi nämlich unter sich ausmachen, ob Martin Semmelrogge oder Renzi die Show unverzüglich verlassen muss. Man einigt sich auf Renzi oder wie es Lodi formuliert: "Der Klügere lässt nach."

Für die Show, so ehrlich muss man sein, ist das kein grosser Verlust, spielte Renzi doch lediglich die Grande Dame, die sich im Hintergrund über den Rest der Truppe erhebt. Das hätte seinen Reiz haben können, hätte Renzi ihre Rolle mit ein bisschen mehr Esprit gespielt. Die Show muss also nun auf Renzi als Unterhaltungsfaktor verzichten und so greift der Schnitt erst einmal auf Anita Latifi zurück. Die ist ihre Teilnahme bisher ebenso eindimensional angegangen wie Renzi, setzt allerdings nicht auf zur Schau gestellten Feingeist, sondern auf das genaue Gegenteil.

"Ich generiere schon am krassesten Sendezeit"

So gibt es kaum jemanden in der Sala, dem sie nicht irgendwelche finsteren Absichten unterstellt, der "fake" ist oder über sie redet. Das wäre mit der Zeit ermüdend, wäre es nicht so nervend. Diesmal zieht Pinar Sevim Latifis Zorn auf sich, denn die habe hinter ihrem Rücken "jedem" erzählt, Latifi würde sie meiden. Eigentlich hatte sich Sevim nur bei Martin Angelo Rat geholt, wie sie mit Latifi umgehen solle, doch auch Angelo selbst kommt bei seiner eigenen Anzahl durcheinander: "Ich bin ein grosser Teil dieser Gruppe", findet Angelo.

Bereits zuvor erfüllte Angelo seine Unterhaltungspflichten, denn da mussten er und seine Promi-Kollegen Fragen zu Ländern beantworten und das jeweils gefragte Land dann in einer Europakarte markieren. Das Ergebnis des Quiz macht traurig, entbehrt aber nicht eines gewissen Humors. "Hoffentlich habt ihr in Geografie gut aufgepasst", liest Tara Tabitha aus dem Regelwerk vor, doch Martin Angelo will noch einen Schritt vorher ansetzen: "Was ist nochmal Geografie?" Ein schlechteres Bild gibt nur Anita Latifi ab, denn sie kombiniert Unwissenheit mit Überheblichkeit. Denn als nach dem Heimatland von ABBA gefragt wird, fragt Latifi lachend zurück: "Wer ist ABBA? Keiner kennt euch!"

Wie sehr Latifi ihre Rolle auf Aggression, Lautstärke und Aufmerksamkeitsakquise ausgelegt hat, zeigt sich wenig später, als die Promis sich wieder einmal selbst einschätzen sollen. Diesmal sollen sie eine Rangliste bilden, wessen Geschichte am wenigsten auserzählt ist. "Endlich bin ich mal vorne", blickt Latifi auf das Ergebnis. "Ist das für dich schlimm, wenn du hinten bist?", will Pinar Sevim da von ihr wissen. "Ich generiere schon am krassesten Sendezeit", findet Latifi, doch als Sevim noch einmal "Warum schreit ihr denn alle so rum?" nachfragt, wimmelt Latifi die Frage mit Verweis auf Sevims angebliche Tratscherei ab.

Latifi rächt sich an Stephen Dürr

Dass Latifi sehr viel Sendezeit bekommt, ist noch nicht einmal von der Hand zu weisen, streiten kann man nur darüber, wie unterhaltsam die Art und Weise ist, mit der sie das erreicht. Umso mehr, da Latifi der Show mindestens noch eine Folge erhalten bleiben wird. Die Promis müssen nämlich erneut ein Spiel spielen, wodurch sie sich entweder vor der kommenden Hinauswahl schützen oder auf der Nominierungsliste landen können. Latifis Lieblingsfeind, Stephen Dürr, kann sich im Spiel selbst retten – zumindest für einen Moment.

Denn wie beim "Kampf der Realitystars" üblich, grätscht die Produktion Dürrs sicher geglaubter Rettung in die Beine. Denn weil Latifi freiwillig auf eine Teilnahme beim Spiel und damit auf die Möglichkeit, sich zu retten, verzichtet hat, darf sie nun sich selbst mit einem der geschützten Promis tauschen. Der landet dann auf der Nominierungsliste, sie selbst ist geschützt. Latifi überlegt nicht lange und setzt dann mit reichlich Theatralik und Schadenfreude Dürr auf die Abschussliste. "Die feiert sich ab, als hätte sie was geleistet, das hat sie nicht", kommentiert Dürr die Situation in der Nacht der Entscheidung.

Auch wenn Dürr sicher nicht der Publikumsliebling der Staffel ist, muss RTLZWEI doch aufpassen, hier kein Gegengewicht zu Latifi zu verlieren. Denn sonst kippt die Show in eine Richtung, die man beim "Kampf der Realitystars" bislang immer vermeiden konnte und die Show deshalb positiv von all den Trash-TV-Shows unterschied, in denen es wirklich nur ums reine Pöbeln geht. Für dieses Mal ist die Gefahr allerdings gebannt, denn Tara Tabitha und Jona Steinig üben ihr Recht als Neuankömmlinge und werfen Martin Semmelrogge aus der Sala.