In seiner Finalfolge zeigt der "Kampf der Realitystars" noch einmal, was er alles so an Trash-TV-Volten kann. Am Ende darf sich ein Promi über einen zweifelhaften Titel und 43.100 Euro freuen. Weil er am wenigsten unbeliebt war – und weil ein Kollege die Regeln nicht so ganz verstanden hat.

Christian Vock
Eine Kritik
Diese Kritik stellt die Sicht von Christian Vock dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

Spoiler-Warnung: Die Finalfolge des "Kampfs der Realitystars" ist seit dem 2. Juli bei RTL+ zu sehen, aber erst am 9. Juli bei RTLzwei.

Mehr News zu "Kampf der Realitystars"

"Die Stimmung heute Morgen ist schon ein bisschen schlaftablettenmässig", beginnt Martin Angelo die Finalshow. Damit meint er nicht etwa eine Verschreibungspflicht der Show wegen eventueller unerwünschter Nebenwirkungen, sondern die Arbeitsmoral seiner Kollegen. "Wir sind in der Finalsendung. Da muss doch mal ein bisschen mehr Energy kommen", erklärt Angelo den Grund seines Rüffels, nimmt sich dabei aber wie immer aus.

Trotzdem hat er diesmal nicht ganz Unrecht, denn zum einen ist die zehnte Folge tatsächlich die Finalsendung und zum anderen besteht bei Finalfolgen immer die Gefahr, dass die Kandidaten nur noch das Preisgeld, nicht aber ihren Job in der Unterhaltungsindustrie im Kopf haben. Kann man bei einem Preisgeld von 43.100 Euro tatsächlich schon einmal vergessen und die ersten Minuten lassen tatsächlich ein Unterhaltungsloch erahnen.

"Schon geht das Intrigieren los"

"Oh mein Gott, aufregend!", entfährt es Pinar Sevim, als wie immer eine kleine Drohne die "Starblitz"-Nachricht bringt, was entweder bedeutet, dass Sevim eine wirklich sehr niedrigschwellige Definition von "aufregend" hat oder dass Martin Angelo mit dem Langeweile-Vorwurf tatsächlich Recht hat. "Aufregend", aber doch reichlich vorhersehbar ist dann jedoch die "Starblitz"-Ankündigung, dass nur drei Kandidaten ins Finale kommen und der Sieger überdies von den bereits Ausgeschiedenen der Show gewählt wird.

Zumindest sorgt diese Nachricht für ein bisschen Wallung: "Dass die Ausgeschiedenen wählen, das macht mir ein bisserl Sorgen", verrät Tara Tabitha, macht sie doch Dennis Lodi als "Liebling der Ausgeschiedenen" aus. "Wenn man mit ihm im Finale steht, dann ist man nur Statist", erklärt Tabitha und Giuliana Farfalla, Laura Lettgen und Martin Angelo sehen das ähnlich. "Ich find's so unfair, weil wir sind alle viel spannender", verkündet Angelo vollmundig, während der Off-Sprecher das Offensichtliche kommentiert: "Schon geht das Intrigieren los."

In der Tat schmieden Lettgen, Farfalla und Tabitha den Pakt, sich gegenseitig zu helfen und den Sieg Lodis zu verhindern – mit einer Einschränkung: "So lange, bis ein anderer Weg für mich cleverer ist", verrät Laura Lettgen im Einzelinterview, dass sie nicht komplett auf weibliche Solidarität setzen möchte und untermauert damit die These, dass es in Finalshows nicht zuerst um die Unterhaltung des Zuschauers geht.

Realitystars, bitte ans Telefon!

Die erste Strategie ist also ausge- und besprochen, gleichzeitig hatte bisher jeder Promi so sein ganz individuelles Kalkül, um an das Preisgeld zu kommen. Der Überblick:

  • Frank Fussbroich: Setzt alles auf die "Ich war der erste Realitystar überhaupt"-Karte.
  • Tara Tabitha: Gibt sich als Diva mit Herz, hat aber auch kein Problem damit, zum Volk zu sprechen und es in die Schranken zu weisen.
  • Martin Angelo: Angelo setzt auf die doppelte Langeweile-Strategie. Er selbst macht nichts – ausser den anderen Langeweile vorzuwerfen.
  • Jona Steinig: Jona wer? Der Vorspann behauptet, Jona Steinig würde an der Show teilnehmen, bewiesen ist es nicht.
  • Laura Lettgen: Nennt sich Laura Blond und versucht ihren Künstlernamen zu etablieren, indem sie allzu klugen Aussagen aus dem Weg geht.
  • Dennis Lodi: Überlässt die Strategie seinen Darmwinden. Wenn sich da was regt, muss es raus.
  • Pinar Sevim: Ihr eine Strategie zu unterstellen, wäre frech.
  • Giuliana Farfalla: Hatte ihre beste Zeit, als sie zusammen mit Anita Latifa über die anderen herziehen konnte. Wirkt sei Latifas Ausscheiden etwas verloren.

RTLzwei will den Unterhaltungswert seiner Show selbstverständlich nicht alleine in die Hände seiner Kandidaten legen und so torpediert die Produktion alle Manöver mit dem ersten Spiel. Ein Telefon klingelt, wer rangeht, ist nominiert und muss den nächsten Promi ans Telefon locken. Der Letzte, der den Hörer in der Hand hält, ist nicht nur nicht nominiert, sondern darf entscheiden, wer die Show sofort verlassen muss.

"Ich bin sehr enttäuscht von Laura"

Im Glauben, der erste am Telefon sei wie im Jahr zuvor gerettet, ergattert Giuliana Farfalla als Erste den Hörer und erfährt dann die bittere Wahrheit. Und so wandert der Hörer weiter zu Jona, Frank, Dennis, Martin, Tara und Pinar, wonach Laura am Ende den ersten Verlierer des Tages bestimmen darf. "Es war gar nicht leicht für mich, aber ihr wisst, die Luft wird dünner", beginnt Lettgen ihre Abschiedsrede für den Delinquenten und zur grossen Überraschung fällt ihre Wahl auf Giuliana Farfalla.

Damit ist nicht nur der Plan, gemeinsam Dennis Lodi rauszuwerfen, vorerst über Bord geworfen, sondern auch der gerade erst geschmiedete Frauen-Pakt schneller Geschichte, als Tara Tabitha "Bitch-Move" sagen kann. "Ich bin sehr enttäuscht von Laura […] Ich hätte sie nie gewählt", vergiesst Farfalla Tränen, ehe sie Lettgen zum Abschied in den Schrank spuckt. Lettgen bekommt das zwar nicht mit, hat aber dennoch liebevolle Abschiedsworte für Farfalla: "Bye-bye Giuliana, es kann nur eine Queen of Dubai geben."

Bei einem weiteren Wissensspiel zeigen die Realitystars, warum sie bei RTLzwei gelandet sind und nicht in einem Lehrerzimmer. Weil Laura Lettgen, Frank Fussbroich und Pinar Sevim dabei noch weniger wussten als ihre Kollegen, müssen sie ausknobeln, welcher Kandidat entscheiden darf, wer von den Dreien gehen muss. Lettgen setzt all ihre Manipulationskräfte ein, damit dies Dennis Lodi ist, und tatsächlich sollte ihr Plan schon wieder aufgehen: Lodi bestimmt, dass Sevim und Fussbroich die Show verlassen müssen. "Man muss auf jeden Fall ein bisschen frech sein", beurteilt Lettgen ihre Leistung.

Dennis Lodi versteht die Regeln nicht – und fliegt raus

Ein Glücksradumdrehung später wirft sich Dennis Lodi selbst raus, weil er die wenigen Regeln des Spiels nicht verstanden hat. Oder wie er es formuliert: "Scheisse." Lodi dachte, dass wenn sein Kumpel Jona und er beim Glücksrad gedreht werden, sie zusammen entweder gleich rausfliegen oder gemeinsam im Finale stehen. Stattdessen steht aber nur einer im Finale, während der andere rausfliegt. Nun also ist Lodi Geschichte. Steinig hingegen wird zum ersten Mal seit mehreren Folgen gesichtet und darf zur Belohnung auch noch bestimmen, wer ihn ins Finale begleitet.

Seine Wahl fällt auf Tara Tabitha und Laura Lettgen, wodurch automatisch Martin Angelo die Show verlassen muss. Ironischerweise bedeutet also ausgerechnet der Moment, in dem Steinig die von Angelo geforderte "Energy" zeigt, für Angelo das Aus. Bis zum Finale ist aber noch eine knappe Stunde auf der Uhr, die die drei Finalisten zusammen mit je einem Ausgeschiedenen ihrer Wahl mit einer Schnitzeljagd verbringen.

Das ist alles ein wenig zu lang, um unterhaltsam zu sein, immerhin bekommt man noch einmal den in Folge zwei ausgeschiedenen Ailton zu sehen, dessen Augen selbst durch die Sonnenbrille sagen, dass er immer noch nicht recht verstanden hat, was das alles hier soll. Sehr gut verstanden hat es aber Tara Tabitha. Die Österreicherin hat es nicht nur geschafft, sich bei ihren ausgeschiedenen Kollegen am wenigsten unbeliebt zu machen, sondern setzt die bei der Schnitzeljagd gewonnenen Joker bei der finalen Abstimmung so gekonnt ein, dass sie nach zehn langen Wochen den "Kampf der Realitystars" für sich entscheidet.