Seit 88 Jahren ist das Rätsel um das Verschwinden von Flugpionierin Amelia Earhart ungelöst. Nun wollen Forschende der Purdue University einem neuen Hinweis nachgehen.
Forschende haben eine neue Expedition angekündigt, um das Rätsel um Amelia Earharts Verschwinden zu lösen. Die Flugpionierin und ihr Navigator Fred Noonan verschwanden vor fast genau 88 Jahren am 2. Juli 1937 bei ihrem Versuch, die Welt zu umfliegen.
Ein Satellitenbild könnte den entscheidenden Hinweis geliefert haben: Es zeigt möglicherweise die Überreste von Earharts Flugzeug, die aus dem Sand einer abgelegenen Laguneninsel im Südpazifik herausragen. Die Purdue University – Earharts ehemaliger Arbeitgeber – plant nach eigenen Angaben, im kommenden November eine Expedition zu der Insel Nikumaroro zu entsenden. Die Insel liegt über 1.600 Kilometer von Fidschi entfernt im Südpazifik.

Das Forschungsteam wird laut Universität sechs Tage benötigen, um mit dem Boot nach Nikumaroro zu gelangen. Sie planen, weitere fünf Tage auf der Insel zu verbringen, um das Objekt im Sand zu finden und womöglich als das vermisste Flugzeug zu identifizieren.
Tropischer Wirbelsturm könnte Wrack freigelegt haben
Das Satellitenbild wurde 2015 aufgenommen - ein Jahr, nachdem ein heftiger tropischer Wirbelsturm den Sand verschoben und möglicherweise das Flugzeug freigelegt hatte, erklärte Richard Pettigrew, Geschäftsführer des gemeinnützigen Archaeological Legacy Institute in Oregon. Der Archäologe versucht seit Jahren, Earharts Verschwinden aufzuklären.
"Grösse und Beschaffenheit des Objekts passen zu Earharts Flugzeug", wird Pettigrew in der Mitteilung der Purdue University zitiert. "Der Standort liegt auch nahe an Earharts geplanter Flugroute und fast genau dort, woher vier ihrer Hilferufe per Funk zu stammen scheinen. Es erfüllt alle Kriterien. Alles passt zusammen."
"Was wir hier haben, ist vielleicht die grösste Chance überhaupt, den Fall endlich abzuschliessen."
Die gemeinsam von der Purdue Research Foundation und dem Archaeological Legacy Institute organisierte "Taraia Object Expedition" soll klären, ob die auf dem Satellitenbild sichtbare Anomalie tatsächlich Earharts verschollene Lockheed Electra 10E ist, berichtet "Fox News".
Frühere Hinweise auf Earharts Schicksal
Bereits 2017 waren vier Spürhunde zusammen mit einem Team von Archäologen der International Group for Historic Aircraft Recovery (TIGHAR) nach Nikumaroro gereist. Dort hätten die Hunde angezeigt, dass sie den Geruch menschlicher Überreste wahrgenommen hätten, berichtet "NBC News".
2018 legte ein Anthropologe eine Untersuchung zu möglichen Überresten der verschollenen Abenteurerin vor. Er verglich, ob im Jahr 1940 auf Nikumaroro gefundene Knochen generell zu einer Frau und zu den überlieferten und teils geschätzten Körpermassen von Amelia Earhart passen könnten - und sah im Ergebnis seiner Untersuchung eine 99-prozentige Übereinstimmung.
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Allerdings gibt es bisher noch keinen eindeutigen Beweis für Earharts Anwesenheit auf der Insel. Auch sei das auf dem Satellitenbild erkennbare Objekt auf späteren Aufnahmen wieder unter dem Sand verschwunden gewesen, teilte Pettigrew weiter mit.
Andere Experten sind skeptisch
Nicht alle Experten teilen den Optimismus bezüglich des neuen Fundes. Ric Gillespie, Geschäftsführer von TIGHAR, bezweifelt, dass die Forschenden an der in dem Satellitenbild entdeckten Stelle Earharts Flugzeugwrack finden werden.
"Die Daten, die Fakten unterstützen die Hypothese nicht."
Er glaubt, dass es sich bei dem Objekt auf dem Satellitenbild um eine Kokospalme mit Wurzelballen handelt, die bei einem Sturm angespült wurde. "Wir haben an dieser Stelle nachgesehen und da ist nichts", sagt Gillespie zu "NBC News". "Ich verstehe den Wunsch, ein Stück von Amelia Earharts Flugzeug zu finden. Gott weiss, dass wir es versucht haben. Aber die Daten, die Fakten unterstützen die Hypothese nicht. So einfach ist das."
Gillespies Team hatte im Rahmen des Earhart-Projekts in 35 Jahren zwölf Expeditionen durchgeführt und mehrere physische Hinweise gefunden, die nach Ansicht des Teams zeigen, dass Earhart auf Nikumaroro landete und starb.
Purdue University will Earharts Vermächtnis ehren
Die Purdue University hat ein besonderes Interesse an der Suche nach Earharts Flugzeug. Die Flugpionierin arbeitete von 1935 bis zu ihrem Verschwinden 1937 an der Universität, als Berufsberaterin für Frauen und als Beraterin für die Abteilung für Luftfahrttechnik.
"Wir glauben, dass diese Expedition nicht nur die beste Chance bietet, das vielleicht grösste Mysterium des 20. Jahrhunderts aufzulösen, sondern auch Amelias Wunsch zu erfüllen, die Electra nach Hause zu bringen", sagte Steven Schultz, Chefjurist der Purdue University, laut der Mitteilung der Universität. Sowohl Earhart als auch ihr Ehemann George Putnam hatten laut Schultz die Absicht geäussert, das Flugzeug nach Earharts historischen Flug an die Universität zurückzugeben. (bearbeitet von ank)
Verwendete Quellen
- Purdue University: Purdue Research Foundation and Archaeological Legacy Institute to embark on expedition to identify Amelia Earhart’s missing plane
- Nbcnews.com: Researchers announce new effort to find Amelia Earhart's plane
- Foxnews.com: Researchers zero in on Amelia Earhart's disappearance after 88 years