Das macht eine gute Umarmung aus, warum ein Uber-Fahrer Menschen weltweit berührt und wie die Natur dem Artensterben entgegentritt – drei gute Nachrichten für die Woche.
Die tägliche Flut an negativen Nachrichten lässt viele frustriert, traurig, wütend oder mit einem Gefühl der Ohnmacht zurück. Trotzdem werden negative Schlagzeilen mehr gelesen als positive Meldungen – vermutlich aus einem evolutionsbiologischen Grund: Das menschliche Gehirn ist darauf ausgelegt, uns vor Gefahren zu bewahren. Deshalb reagiert es auf Schreckensmeldungen besonders sensibel und speichert negative Informationen stärker ab.
Aber: Doomscrolling, also gezielter und massiver Konsum von negativen Nachrichten, kann der psychischen Gesundheit schaden, wie zahlreiche Studien belegen. Positive Informationen wirken wie ein Gegengewicht. Sie verdeutlichen, dass es auch konstruktive Lösungen für ein gutes Miteinander und eine bessere Zukunft gibt. In diesem Sinne: Hier sind die guten News des Monats.
Klimawandel bringt Hybridvogel hervor
Laut der Weltnaturschutzunion IUCN sind rund 900 Tier- und Pflanzenarten ausgestorben, die seit dem Jahr 1500 dokumentiert wurden. Fachleute schätzen, dass die tatsächliche Zahl noch höher liegt. Noch können Klimaschäden durch Wirtschaft und Lebensstile in vielen Ländern ausgeglichen werden, langfristig ist der fortschreitende Rückgang der Artenvielfalt jedoch eine globale Bedrohung. Denn auch der Mensch ist von intakten Ökosystemen und Nahrungsketten abhängig.
Ein besonderer Fund von Biologen der Universität von Texas in Austin macht Hoffnung, dass sich die Natur dem Klimawandel anpasst. Im Garten einer Hobby-Ornithologin entdeckten Forschende Nachwuchs von zwei Vogelarten, den sie als Antwort der Natur auf den Klimawandel werten. Der männliche Jungvogel ist ein Hybrid aus Grünhäher und Blauhäher.
Beide gehören zur Familie der Rabenvögel, waren bis vor wenigen Jahren aber in sehr unterschiedlichen Regionen beheimatet: der tropische Grünhäher in weiten Teilen Süd- und Mittelamerikas, der Blauhäher im östlichen Nordamerika. Die Forschenden gehen davon aus, dass die Elterntiere, die sieben Millionen Jahre Evolution trennen, sich durch den Klimawandel annäherten – räumlich sowie romantisch.
Durch den Klimawandel haben sich die Lebensräume der Vögel verschoben. Während Grünhäher sich nach Norden bewegten, zogen Blauhäher in Richtung Westen. In der Gegend um San Antonio in Texas trafen sie aufeinander. Dass es sich bei dem männlichen Vogel tatsächlich um eine Kreuzung aus Grün- und Blauhäher handelt, wiesen die Forscher anhand einer Blutprobe nach.
Vorübergehend tauften die Biologen den Hybrid "Grue Jay" – ein Wortmix aus den englischen Bezeichnungen Green Jay und Blue Jay für Grün- und Blauhäher. Ob der Grue Jay sich als neue Art durchsetzen kann, wird die Zukunft zeigen. Fest steht jedoch, dass die Natur zum Teil Wege findet, auf das Artensterben zu reagieren. Das beweisen auch andere Hybride wie der Pizzly, ein Hybrid aus Grizzly und Eisbär, oder der Coywolf – ein Mix aus Kojote und Wolf. Sie könnten den Beginn einer neuen Evolutionsgeschichte markieren.
Was macht eine gute Umarmung aus?
Viele alleinstehende Menschen vermissen körperliche Nähe. Tragisch ist das auch deshalb, weil in erwünschten Berührungen wie einer Umarmung mehr steckt als eine freundliche Geste. Eine als angenehm empfundene Umarmung setzt Botenstoffe frei, die sich positiv auf die körperliche und geistige Gesundheit auswirken – und auf zwischenmenschliche Beziehungen.
Eine zentrale Rolle spielt dabei das "Kuschelhormon" Oxytocin, das bei wohltuenden Berührungen ausgeschüttet wird. Es wirkt stressabbauend, stimmungsaufhellend und beziehungsstärkend. Was eine wirklich gute Umarmung ausmacht und welche Effekte sie haben kann, haben Forschende der Universität von San Diego untersucht. Ihr Fazit: Auch der Druck macht’s.
Eine Kombination aus Wärme und sanftem Druck erzeugte bei den 75 erwachsenen Teilnehmenden des Experiments ein stärkeres Gefühl der Verbundenheit mit einer nahestehenden Person als eine warme, aber lasche Umarmung. Doch es zeigten sich Unterschiede: Besonders bindungsstärkend wirkten feste Umarmungen bei Personen mit einer starken interozeptiven Sensibilität, also einer ausgeprägten Wahrnehmung ihrer eigenen Körpersignale. Auf Menschen mit geringerer Körperwahrnehmung hatten Umarmungen einen schwächeren Effekt. Dennoch liefert die Untersuchung Hinweise darauf, dass innige Umarmungen mit leichtem Druck besonders wirkungsvoll sind.
Da aber nicht jeder Mensch diese Art der Nähe als angenehm empfindet, sollte das Gegenüber gefragt werden, ob es in den Arm genommen werden möchte. Fällt die Antwort positiv aus, darf die Umarmung nicht nur etwas fester, sondern auch länger dauern. Eine andere Untersuchung ergab nämlich, dass der Oxytocin-Spiegel bereits nach 20 Sekunden spürbar steigt. Wer keinen menschlichen Kontakt sucht oder zur Verfügung hat, kann gegebenenfalls auf eine flauschige Alternative zurückgreifen: Auch beim Streicheln von Tieren wird Oxytocin ausgeschüttet.
Uber-Fahrer begleitet Verunglückten ins Krankenhaus – und wird zum Star
Wie wichtig menschliche Nähe auch von Fremden sein kann, vor allem in Notlagen, zeigt die Geschichte von Joey Romano und Beni Lukumu, die kürzlich viral gegangen ist. Zwar ereignete sie sich bereits vor einigen Jahren, doch sie enthält eine zeitlos schöne Botschaft, für die Beni Lukumu im Gespräch mit "Today" die passenden Worte fand: "Die Welt ist heutzutage so gespalten. Was wir brauchen, ist Liebe und Güte."
Was diese Geschichte besonders relevant macht?
Es ist das Jahr 2018. Student Joey Romano fährt Skateboard in der Nähe der Universität in Austin. Beim Versuch, einem Auto auszuweichen, stürzt er schwer. Weil Romano ins Krankenhaus muss, aber Angst vor hohen Kosten für den Krankentransport hat, bestellt er ein Uber.
Als Fahrer Beni Lukumu am Unfallort eintrifft, findet er Joey Romano verletzt am Boden liegend. Lukumu hilft ihm ins Auto, fährt ihn in die Klinik und besteht darauf, die Fahrt nicht zu berechnen. Als Lukumu erfährt, dass Romanos Familie weit entfernt lebt, entscheidet er, dem Verunglückten im Krankenhaus beizustehen.
Er habe er nicht eine Sekunde gezögert, erzählt Lukumu im Gespräch mit "Today". Als Einwanderer aus dem Kongo wisse er, wie es sich anfühlt, wenn die Familie weit weg ist und man niemanden hat. So bleibt er stundenlang an Joeys Seite, bis dessen Grossmutter im Krankenhaus eintrifft.
Als sie Beni Lukumu den finanziellen Verlust durch den Arbeitsausfall erstatten will, lehnte dieser auch das ab. Joey Romano erinnert sich, dass er Beni Lukumu unter dem Einfluss von starken Schmerzmitteln wie eine warme Präsenz wahrnahm, die ihm sehr vertraut erschien. Vertraut sind sich die beiden heute allemal, denn aus der schicksalhaften Begegnung wurde eine gute Freundschaft.
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Wie sehr die Begegnung mit Beni Lukumu sein Leben verändert hat, wurde Joey Romano erst später bewusst. Nach dem Verlust seines kleinen Bruders 2008 hatte er sich emotional und sozial abgeschottet und konnte keine Nähe zulassen. Bis er Beni Lukumu traf, der ihn durch seine selbstlose und gütige Art so berührte, dass er es schaffte, die emotionale Blockade zu überwinden.
Lukumu, der heute bei einer Versicherung arbeitet, hofft, dass die Geschichte anderen bewusst macht, dass vermeintlich kleine Gesten Grosses bewirken können – und dass aus Fremden Freunde werden können, die manchmal das Leben ganz unerwartet verändern können.
Verwendete Quellen
- Europäisches Parlament: Bedrohte Arten in Europa – Zahlen und Fakten (Infografik)
- University of Texas at Austin: So What Should We Call This – a Grue Jay?
- Chelsea E. Romney et. al: Hugs and Cortisol Awakening Response the Next Day: An Ecological Momentary Assessment Study, International Journal of Environmental Research and Public Health
- Zoe F. Damon et. al: Effect of warm pressure on feelings of social connection with close others, Biological Psychology Journal
- today.com: An Uber Driver Stayed by His Side When He Was Alone in the ER. 7 Years Later, They're Still Friends