Wie gefährlich ist die Lage in Los Angeles wirklich? Bei "Markus Lanz" warnte ZDF-Korrespondent Ulf Röller vor einer aktiven Bedrohung der amerikanischen Demokratie. Eine Sorge, die auch Ex-SPD-Chef Martin Schulz sowie ZDF-Korrespondent Elmar Thevessen teilten.
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Das Thema der Runde
In Los Angeles gilt die Lage weiterhin als angespannt. Gegen den Willen des kalifornischen Gouverneurs
Grund genug für Markus Lanz, am Dienstagabend in seiner Sendung über die Vorkommnisse in Los Angeles zu sprechen. Zeitgleich beleuchtete er auch das Thema Migration genauer.

Die Gäste bei "Markus Lanz"
- Ex-SPD-Chef Martin Schulz äusserte sich zum Zustand der Demokratie: "Was mir grosse Sorgen macht, ist das Gefühl ganz vieler Menschen von Angst."
- Journalist Daniel Friedrich Sturm analysierte die deutsche Migrationspolitik: "Es ist im Grunde viel zu wenig geschehen."
- Korrespondent Elmar Thevessen informierte über die Lage in L.A.: "Los Angeles ist weit davon entfernt, in Chaos und Gewalt zu versinken."
- Journalistin Alice Bota sprach über migrationspolitische Situation in Europa: "Das Thema Migration ist in allen Ländern ein Problem."
- Korrespondent Ulf Röller gab mit Blick auf die angespannte Lage in Europa zu: "Es kann auch sehr gut ein Leben funktionieren ohne Demokratie."
Die Offenbarung des Abends
Mit Blick auf die jüngsten Demonstrationen in Los Angeles stellte Markus Lanz fest: "Es konnte der Eindruck entstehen, Los Angeles brennt." ZDF-Korrespondent Elmar Thevessen nickte und erklärte, dass sich die Lage am Wochenende "hochgeschaukelt" habe und "dann ist eben Gewalt auch aufseiten der Demonstranten entstanden". Dennoch merkte Thevessen an, dass sich die Szenerie lediglich "auf zwei Orte" konzentriere und Los Angeles "weit davon entfernt" sei, "in Chaos und Gewalt zu versinken".
Dennoch warnte Journalist Daniel Friedrich Sturm davor, dass aktuelle Chaos-Bilder, auf denen brennende Autos, Plünderer und Gewalt zu sehen sind, US-Präsident Donald Trump "am Ende leider helfen" könnten. ZDF-Korrespondent Ulf Röller ergänzte zustimmend, dass Trump die Lage in Los Angeles als "die optimalste Projektionsfläche" sehe, "um seine Leute wiederzubeleben. Um wieder Stimmung für sich zu machen. Kalifornien ist der Anti-Trump-Staat schlechthin". Röller fügte hinzu, dass auch der Einsatz der Nationalgarde ihn mit grosser Sorge erfülle. "Ich glaube, dass wir hier an einem ganz entscheidenden Punkt der amerikanischen Demokratie sind", sagte Röller. Trump überschreite einmal mehr "eine sehr wichtige rote Linie", indem er bereit sei, "das Militär gegen seine Menschen und die Amerikaner einzusetzen."
Thevessen erklärte, dass man befürchten müsse, "dass Trump das bewusst darauf angelegt hat." Trump habe "überall Probleme", so der US-Korrespondent: "Die einzige Stellschraube, wo er glaubt, er kann schneller Erfolge erzielen? Massiv die Zahl der Festnahmen bei Razzien hochzutreiben. Die Parole ist: 3.000 Festnahmen pro Tag - landesweit." Grund genug für SPD-Politiker Martin Schulz, ein harsches Fazit zu ziehen: "Trump ist ein würdeloser, respektloser, intoleranter, autoritärer Herrscher."
Ein Fazit, das Ulf Röller nur teilen konnte. "Das Schockierende ist für mich nicht das Verhalten von Donald Trump", sagte der Korrespondent. Er frage sich vielmehr: "Wo sind die grossen politischen Führer der Demokraten?" Röller wetterte weiter: "Das verstehe ich nicht - diese Lähmung der Demokraten! (...) Wo sind diese Leute? Worauf warten die?"
Der Erkenntnisgewinn
Bei "Markus Lanz" wurde deutlich, dass das Thema der Migration nicht nur in Amerika, sondern auch in Europa die Demokratie zum Wackeln bringt. Journalist Daniel Friedrich Sturm äusserte mit Blick auf Deutschland harsche Kritik und sagte: "Es ist im Grunde viel zu wenig geschehen."
Eine Steilvorlage für Lanz, der von SPD-Politiker Martin Schulz wissen wollte, wo der "Untergang" der SPD begonnen habe. Schulz antwortete zunächst schwammig, dass sich das Parteiensystem insgesamt verändert habe und die Zeiten von 30 oder 40 Prozent "vorbei" seien. "Die Gesellschaft verändert sich. Die grossen Blöcke lösen sich auf", so Schulz. Er gab jedoch in Bezug auf seine Partei an, dass das Bundestagswahlergebnis von 16,4 Prozent "ganz stark auch ein Resultat der Ampel" gewesen sei.

Schulz sprach in dem Zusammenhang von "einer tiefen Enttäuschung (...) über die Ampel und ihrer Selbstbeschäftigung". Ausserdem erklärte der SPD-Politiker, dass viele Menschen mittlerweile Parteien wie die AfD wählen, "wenn sie das Gefühl haben, wir werden nicht gesehen". Auch "wenn der Respekt fehlt vor individuellen Lebensleistungen und die Leute das Gefühl haben, die behandeln mich von oben herab. Dann werden die Leute rabiat", so Schulz.
Er warnte daraufhin: "Das macht mir grössere Sorgen, dass es immer weniger Leute gibt, die den Mut aufbringen und die Kraft aufbringen, sich für die Demokratie zu engagieren, die Angst haben, die verängstigt werden, eingeschüchtert werden. Da gibt es bei der AfD ganz klare Parallelen zu Trump und seinen sozialen Netzwerkaktivitiäten. Wer nicht auf der Linie liegt, wird stigmatisiert." © 1&1 Mail & Media/teleschau