US-Präsident Donald Trump wirft Wladimir Putin vor, Blödsinn zu erzählen. Und erwägt einem Bericht zufolge, der Ukraine ein Flugabwehrsystem zu liefern. Sind das mehr als nur Indizien für einen Kurswechsel?
US-Präsident
Laut "Wall Street Journal" (WSJ) zieht er in Betracht, Kiew angesichts der massiven russischen Angriffe ein zusätzliches Flugabwehrsystem vom Typ Patriot zu schicken. Damit würde er erstmals die Lieferung eines grösseren Waffensystems an Kiew genehmigen, das über die von der Regierung seines Vorgängers
"Wir bekommen von Putin eine Menge Blödsinn aufgetischt."
Bereits zuvor hatte sich Trump erneut für ein schnelles Ende des Kriegs ausgesprochen und betont, dass er überhaupt nicht glücklich mit Putin sei. Nun sagte er am Dienstag im Weissen Haus, Putin behandele die Menschen nicht richtig, er töte zu viele Menschen. Deshalb würden die USA einige Verteidigungswaffen in die Ukraine schicken – er habe das genehmigt. Trump fügte hinzu: "Wir bekommen von Putin eine Menge Blödsinn aufgetischt." Er sei die ganze Zeit sehr nett, "aber es stellt sich heraus, dass es bedeutungslos ist".
Erst vor wenigen Wochen noch hatte Trump dem ukrainischen Präsidenten
Bericht: Trump erwägt Lieferung von Patriot-System
Das "WSJ" berichtete nun unter Berufung auf zwei Beamte, Trump erwäge der Ukraine ein zusätzliches Flugabwehrsystem vom Typ Patriot zu schicken. Demnach bat das Weisse Haus das Pentagon um Optionen für die Lieferung zusätzlicher Waffen, darunter auch ein Patriot-System.
Die USA haben Kiew bislang drei Patriot-Systeme zur Verfügung gestellt, Deutschland hat weitere drei geliefert und ein Konsortium europäischer Länder hat eines geschickt, wie ein ehemaliger Pentagon-Beamter laut "WSJ" mitteilte. Allerdings seien wegen Wartungsarbeiten nicht alle gleichzeitig einsatzbereit.

Selenskyj erwartet baldige Lieferungen
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj machte nach neuen Gesprächen mit US-Vertretern deutlich, bald Waffenlieferungen aus den USA zu erwarten. "Das betrifft vor allem die Flugabwehr und ebenfalls alle anderen Elemente der Lieferungen aus Amerika", sagte der Staatschef in seiner täglichen Videobotschaft.
Er habe Verteidigungsminister Rustem Umjerow und dem Oberbefehlshaber Olexander Syrskyj Anweisung gegeben, "alle Kontakte mit der amerikanischen Seite" zu intensivieren. Aus Washington seien die nötigen Erklärungen und Entscheidungen für eine Aufhebung des Teilstopps von Rüstungslieferungen gekommen.
Die Ukraine benötigt dringend Flugabwehrsysteme vom Typ Patriot, um sich besser vor den ständigen russischen Luft- und Raketenangriffen schützen zu können. Wegen der stärker werdenden Attacken drängt Kiew die westlichen Verbündeten dazu, die Flugabwehr des Landes zu stärken. Laut "WSJ" wird auch geprüft, ob andere Länder Kiew weitere Patriot-Systeme zur Verfügung stellen könnten.
Das in den USA hergestellte Patriot-Flugabwehrraketensystem zählt zu den modernsten der Welt. Mit ihm werden feindliche Flugzeuge, ballistische Raketen und Marschflugkörper bekämpft. Auf eine Entfernung von etwa 100 Kilometern und bis in Höhen von 30 Kilometern können die Abwehrraketen in einer gedachten Glocke um die Stellung Ziele treffen - abhängig vom eingesetzten Lenkflugkörper. Mit einem Radar stuft das Patriot-System zunächst ein, welche Flugobjekte am Himmel zum Feind gehören. Im Bedrohungsfall feuern Soldaten im Leitstand die Lenkflugkörper ab, um die Ziele unschädlich zu machen.
Die Ukraine verteidigt sich seit mehr als drei Jahren gegen die russische Invasion. Moskaus Militär versucht seit Wochen, die Flugabwehr des Nachbarlandes zu überlasten.
CNN: Hegseth informierte Weisses Haus nicht über Lieferstopp

Vergangene Woche hatte es noch geheissen, dass die USA die Lieferung einiger bereits zugesagter Waffen - darunter auch Flugabwehrraketen - gestoppt haben. Der Sender CNN berichtete nun unter Berufung auf fünf mit der Angelegenheit vertrauten Personen, Verteidigungsminister Pete Hegseth habe das Weisse Haus nicht informiert, bevor er vergangene Woche die Unterbrechung der Waffenlieferungen an die Ukraine genehmigt habe. Dies habe in der Regierung hektische Bemühungen ausgelöst, die Gründe für die Unterbrechung zu verstehen und sie dem Kongress und der ukrainischen Regierung zu erklären.
Russland greift weiter an
Russland griff in der Nacht Medienberichten zufolge erneut mit Raketen und Drohnen auch Regionen im Westen des Landes Hunderte Kilometer von der Frontlinie entfernt an. Unter Berufung auf die ukrainische Luftwaffe berichtete "The Kyiv Independent", Drohnen bewegten sich auf die Städte Lutsk, Chmelnyzkyj und Ternopil zu.
Die Nachrichtenagentur RBK-Ukraine meldete, die Bewohner der nordwestlichen Stadt Lutsk seien angewiesen, Schutz zu suchen. Dem Regionalrundfunk zufolge waren Explosionen in der Stadt zu hören.
Laut "The Kyiv Independent" wurden zudem in Orten näher an der Frontlinie wie Sumy, Saporischschja oder Dnipro Explosionen gemeldet. Zudem hätte Reporter von Explosionen in der Hauptstadt Kiew berichtet. Dem Bürgermeister Vitali Klitschko zufolge sei das Zentrum angegriffen worden und die Luftabwehr aktiv. Nahe der Hauptstadt sei eine Frau verletzt worden, wie es unter Berufung auf die regionale Militärverwaltung hiess.
Die Luftwaffe hatte zuvor am Abend vor Raketen und Drohnen aus Russland gewarnt. Demnach war mindestens eine der schwer abfangbaren Hyperschallraketen des Typs Kinschal (Dolch) in Richtung des westukrainischen Gebiets Schytomyr abgefeuert worden. Es hatte Luftalarm im ganzen Land gegeben.
Tote auch aus Kursk gemeldet
Derweil wurden in der westrussischen Stadt Kursk nach russischen Behördenangaben mindestens drei Menschen durch eine Drohne getötet. Weitere sechs Menschen wurden verletzt, wie Gouverneur Alexander Chinschtein am Dienstag bei Telegram mitteilte. Er warf der ukrainischen Armee einen Angriff auf einen Strand der Grossstadt mit mehr als 400.000 Einwohnern vor. Kursk liegt nur gut 90 Kilometer von der russisch-ukrainischen Grenze entfernt. (dpa/bearbeitet von ms)