Die Eskalation in Los Angeles rückt Kaliforniens Gouverneur ins Rampenlicht. Der Demokrat Gavin Newsom scheut die Auseinandersetzung mit Präsident Trump nicht – und wird von manchem schon als dessen Nachfolger gesehen.

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Schon seit Jahren wird der Demokrat Gavin Newsom als künftiger US-Präsident gehandelt. Die Ausschreitungen in Los Angeles im Zuge der Festnahmen von Migranten bescheren dem Gouverneur von Kalifornien nun landesweite Aufmerksamkeit. Und der Machtkampf mit Donald Trump um die Entsendung der Nationalgarde bietet Newsom die Chance, sich als Hauptgegner des rechtspopulistischen Präsidenten zu profilieren.

Seit Beginn der Proteste in Los Angeles gegen die Festnahme von Migranten am Freitag attackiert der Gouverneur den Präsidenten scharf. "Trump versucht, Chaos zu säen, indem er 4.000 Soldaten auf amerikanischen Boden schickt", schrieb Newsom auf X. Der Einsatz entspringe der "geistesgestörten Fantasie eines diktatorischen Präsidenten". In einem seiner jüngsten Posts heisst es: "Die Demokratie wird direkt vor unseren Augen angegriffen." Es sei Zeit, aufzustehen. Auch eine Klage gegen Trump kündigte der Gouverneur an.

Der US-Präsident gibt kräftig Kontra: Newsom leiste "schreckliche Arbeit", behauptet Trump. Eine Verhaftung des Gouverneurs wegen Behinderung der Festnahmen von Migranten wäre "grossartig". Der Streit zwischen den beiden Männern ist nicht neu und hat sicher mit den politischen Ambitionen des Kaliforniers zu tun.

Demokratischer Star verzweifelt gesucht

Der 57-Jährige mit den zurück gegelten grauen Haaren, in zweiter Ehe verheiratet und Vater von vier Kindern, gilt als einer der aussichtsreichsten Bewerber für die Präsidentschaftskandidatur der Demokraten für die Wahl 2028. Seit sechs Jahren regiert Newsom den bevölkerungsreichsten und wirtschaftlich stärksten Bundesstaat der USA. Zuvor war er Bürgermeister von San Francisco.

Der Gouverneur scheint die öffentliche Auseinandersetzung mit Trump nicht zu scheuen, im Gegenteil. "Jede politische Krise ist eine politische Chance", sagt Jeff Le, ein ehemaliger hochrangiger Politiker aus Kalifornien. Die aktuelle Lage in Los Angeles sei daher "ein potenzielles Geschenk für den Gouverneur, um die krassen Unterschiede" zwischen ihm und Trump hervorzuheben.

Newsoms aufmüpfiger Ton dürfte die demokratische Basis begeistern, die "verzweifelt nach einem Kämpfer" sucht, meint Le. Sollte sich die Konfrontation in Los Angeles in die Länge ziehen oder die Gewalt eskalieren, könnte das den Gouverneur jedoch Sympathien kosten.

Seit er in Kalifornien regiert, verfolgt Newsom zwar linke Prioritäten, wie das Recht auf Abtreibung oder den Schutz von Migranten, positioniert sich jedoch als moderat. Er versucht sich auch im Rest des Landes einen Namen zu machen, wie zum Beispiel mit der Debatte vergangenes Jahr mit dem republikanischen Gouverneur von Florida, Ron DeSantis, auf Fox News, dem Lieblingssender der Konservativen in den USA.

Kaliforniens Gouverneur Gavin Newsom: ein rechter Linker

Manche Parteifreunde nehmen ihm seine offensichtliche Nähe zu manchen Republikanern übel – eine Kritik, die durch den Start seines Podcasts im März angeheizt wurde. Darin unterhält er sich freundlich mit Rechten. Auch die Räumung von Obdachlosencamps kommt nicht bei allen Demokraten gut an.

Um ins Weisse Haus einziehen zu können, hat Newsom noch einen weiten Weg vor sich. Laut einer vergangene Woche veröffentlichten Umfrage von Economist/YouGov ist der Gouverneur weit weniger beliebt als Trump. Doch vielleicht ändert der Streit um die Nationalgarde daran gerade etwas.

"Es ist klar, dass Gavin Newsom versucht, diesen Moment zu nutzen, um sich national zu profilieren, indem er sich als Gesicht des demokratischen Widerstands gegen Donald Trump inszeniert", sagt der Strategieberater Charlie Kolean, der für republikanische Kandidaten arbeitete. Der Gouverneur könne seine Chancen auf die Präsidentschaft aber gefährden, wenn die Wähler ihn auf der Seite der Unruhestifter verordneten, warnt Kolean. "Die Amerikaner wollen ganz klar Recht und Ordnung – das ist eines der Hauptthemen, mit denen Trump Wahlkampf gemacht und gewonnen hat." (afp/bearbeitet von mcf)

Teaserbild: © Rich Pedroncelli/AP/dpa