• Es knallte nochmal kräftig zum Jahresende: Bei mehreren Formel-1-Teams gab es ein munteres Stühlerücken in der Führungsetage.
  • Das Ergebnis: Ferrari und McLaren haben jeweils einen neuen Teamchef, Alfa Romeo einen neuen CEO.
  • Auf Teamchef-Suche sind Williams und Alfa Romeo.

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Die Formel 1 spielt zum Ende des Jahres völlig verrückt und legt die Silly Season noch einmal neu auf. In der "Teamchef Edition" allerdings. Denn binnen 15 Stunden fand jetzt ein Stühlerücken statt, dass die Motorsport-Königsklasse so noch nicht erlebt hat. Erst musste Jost Capito bei Williams gehen, dann verkündete Ferrari, dass Frederic Vasseur neuer Teamchef und CEO wird. Quasi zeitgleich verliess Andreas Seidl McLaren, wo Andrea Stella sein Nachfolger wird. Und Seidl wiederum geht zu Alfa Romeo, um dort den CEO-Posten anzutreten und das Audi-Projekt vorzubereiten. Und eine Fortsetzung folgt, denn de facto sind nun noch Williams und auch Alfa Romeo auf der Suche nach einem Teamchef.

Vier von zehn Teams haben also neue Führungskräfte beziehungsweise bekommen noch neue. Die Formel 1 kann das durchaus nachhaltig verändern. Überraschend waren vor allem die Trennung von Capito und der Wechsel von Seidl. Personalien, die sogar den Sky-Experten Ralf Schumacher auf dem falschen Fuss erwischt haben.

Capito und Seidl sind dicke Überraschungen

"Das hat mich jetzt doch ein wenig überrascht", sagte Schumacher bei Sky zum Capito-Aus. "Da könnte ich mir vorstellen, dass die Investoren etwas ungehalten sind, unglücklich mit dem Erfolg." Williams fiel nach WM-Rang acht 2021 in der vergangenen Saison auf den zehnten und letzten Rang zurück. Offenbar war das zu wenig für die US-amerikanischen Williams-Besitzer Dorilton Capital. "Für Jost tut mir das fast ein bisschen leid, denn ich glaube, da war die Chefetage etwas zu ungeduldig. Capito hätte mehr Zeit gebraucht", sagte Schumacher.

Seidl wiederum verliess McLaren vor Ablauf seines bis 2025 datierten Vertrags auf eigenen Wunsch, denn manchmal geht es in der Formel 1 auch abseits der Rennstrecke sehr schnell. Auslöser war Ferraris Verpflichtung von Vasseur, wodurch der Platz bei Alfa Romeo frei wurde. Da der bisherige McLaren-Renndirektor Stella bereit war, Seidl umgehend zu beerben, erteilte McLaren-Boss Zak Brown dem Deutschen die kurzfristige Freigabe.

"Die Erfahrung, die Andreas Seidl vorher mit Porsche-Prototypen, jetzt mit der Formel bei McLaren gemacht hat, die ist eine Menge Geld wert, und er bringt vieles mit rein", sagte Schumacher. "Und dementsprechend wird das auch ziemlich gut funktionieren. Sauber ist ja auch gefestigt." Hinter Alfa Romeo steht der Traditionsrennstall Sauber, an dem Audi Anteile erwerben und ihn so zum Werksteam machen wird, ehe man 2026 in die Formel 1 einsteigt.

Toto Wolff: Mick Schumacher passt zu Mercedes

Mick Schumacher könnte schon bald der neue Reservefahrer für Mercedes in der Formel 1 werden. Teamchef Toto Wolff heizte die Gerüchte über einen Schumacher-Wechsel selbst an. Bisher sei noch nicht über Vertragsbedingungen gesprochen und auch noch nichts unterschrieben worden.

Interessante Fahrerfrage

Interessant ist dabei die Fahrerfrage. Aktuell sitzen Valtteri Bottas und Guanyu Zhou in den Cockpits. Das Gerücht, dass Mick Schumacher eine Option für die Zeit ab 2024 sein könnte, erhält nun neue Nahrung. "Ich bin gespannt, welche Vorstellungen Andreas Seidl mit den Fahrern hat, da gibt es ja auch Gerüchte", sagte Ralf Schumacher. Zhou sei mehr oder weniger gesetzt, "aber Bottas, hört man so ein bisschen, sei angezählt und soll nicht unbedingt allzu lange da bleiben", sagte Schumacher.

Der Seidl-Wechsel liess sogar die Vasseur-Verkündung bei Ferrari ein Stück weit in den Hintergrund rücken. Die Personalie war erwartet worden, auch wenn der Franzose wohl nicht Wunschkandidat Nummer eins in Maranello war. Der 54-Jährige hatte in den vergangenen Jahren Alfa Romeo auf Vordermann gebracht, soll nun die launische Diva Ferrari zähmen und im Idealfall den ersten Fahrertitel seit 2007 holen. Funfact: In 90 Jahren Ferrari-Teamchefs ist Vasseur erst der dritte Nicht-Italiener, vor ihm waren es der Schweizer Peter Schetty und der Franzose Jean Todt.

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Dem Druck standhalten

"Vasseur wird jetzt erst einmal Kredit haben. Es wird aber schwierig für ihn, sich an die neue Kultur zu gewöhnen und diesem Druck standzuhalten, den es bei Ferrari geben wird", sagte Ralf Schumacher: "Fred traue ich jedoch zu, sich dem zu widersetzen, er hat einen breiten Rücken, ist finanziell unabhängig und abgebrüht mit seinen Entscheidungen."

Abgebrüht war auch Mercedes. Die Silberpfeile posteten mitten in den Trubel auf Instagram ein grosses Foto von Teamchef Toto Wolff, was auf den ersten Blick suggerierte, auch der Österreicher ist Teil der Mega-Rochade. Nein, war nur ein Scherz. "Breaking News - wir haben nichts anzukündigen, deshalb hier ein Bild von unserem Boss", schrieb Mercedes dazu. Die Silly Season "Teamchef Edition" ist irre; ganz so verrückt war sie dann aber doch nicht.

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