Mit ihrer Idee, noch vor dem Saisonende den Meistertitel mit einem Kurztrip nach Ibiza zu feiern, machten sich die Spieler des FC Bayern in der Öffentlichkeit und im eigenen Verein keine Freunde. Doch ein Blick in den vollen Fussball-Kalender zeigt: So viel Zeit haben die Spieler dafür gar nicht.

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"Wir haben das gestern ganz offen miteinander besprochen und gesagt, dass es sich nicht gehört", beschwichtigte Bayern-Sportvorstand Max Eberl gegenüber den Medien. Kapitän Joshua Kimmich nahm es mit Humor: "Wir reisen jetzt alle einzeln an, dass es keiner merkt", witzelte er nach dem Spiel gegen RB Leipzig.

Die Idee, noch vor Saisonende gesammelt nach Ibiza zu reisen und die Meisterschaft zu feiern, machte auf viele den Eindruck: Die Bayern-Spieler sind überheblich und nehmen ihre restlichen Gegner nicht mehr ernst. Warum denn nicht einfach bis zum Ende der Saison warten?

Ähnliches hatten die Bayern übrigens bereits 2022 geplant und damals auch mit Absegnung der Führungsebene umgesetzt. Nach einer 3:1-Niederlage ging es damals ebenfalls schon nach dem 32. Spieltag auf die Balearen. Die Spieler hätten ihn informiert, "dass sie die beiden trainingsfreien Tage in der Gruppe auf Ibiza verbringen möchten", erklärte der damalige Sportdirektor Hasan Salihamidzic. "Wir haben das als teambildende Massnahme akzeptiert."

Bayern könnte noch Entscheidungen beeinflussen

Berechtigt ist die Kritik aber vor allem, weil für die Bayern in der Liga noch wichtige Spiele anstehen – nicht für den Verein selbst, aber womöglich für die Konkurrenten. Das Spiel am Wochenende gegen Borussia Mönchengladbach ist nicht nur das letzte Heimspiel von Thomas Müller im Trikot von Bayern München, sondern die letzte Chance für die Gladbacher, sich für Europa qualifizieren. Und am letzten Spieltag geht es für die TSG 1899 Hoffenheim möglicherweise noch um den Klassenerhalt.

Weniger dreist wirkt der Plan, vorzeitig in den Urlaub zu fahren, erst, wenn man sich den Terminkalender ansieht, den vor allem die Nationalspieler der Bayern jetzt zu bewältigen haben. Denn ein wirkliches "nach der Saison" gibt es für viele Profis, die in den Nationalmannschaften spielen und zur Klub-WM fahren, in diesem Jahr nicht wirklich.

Bayern und Dortmund haben noch kleine Pausen

Zwischen dem Bundesliga-Saisonfinale am 17. Mai und dem Nations-League-Halbfinale am 4. Juni gegen Portugal liegen nämlich nur knapp zweieinhalb Wochen – die Vorbereitungszeit mit der Nationalmannschaft ist dabei noch gar nicht einberechnet. "Glück" haben die Spieler des FC Bayern und Borussia Dortmund immerhin, dass sie weder im DFB-Pokal noch in der Champions League im Einsatz sind, denn dann wäre eine Pause gar nicht möglich gewesen.

Nach dem Finale oder dem Spiel um den dritten Platz in der Nations League sind es nämlich nur noch wenige Tage bis zur Klub-WM, die am 14. Juni beginnt und wahrscheinlich auch ein wenig Vorbereitungszeit benötigt. Dieses Turnier wiederum zieht sich in den K.o.-Spielen bis weit in den Juli hinein – einem Zeitpunkt, wo normalerweise alle Bundesligaklubs schon wieder ihre Vorbereitung auf die neue Saison starten.

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Wie genau die Vereine, deren Spieler an der Klub-WM teilnehmen werden, mit dieser durchgehenden Belastung umgehen werden, ist noch nicht klar. Gerade dem italienische Vertreter Inter Mailand bleibt mit dem Saisonfinale am 25. Mai, dem Champions-League-Finale am 31. Mai und der darauffolgenden Klub-WM gar keine wirkliche Verschnaufpause im Sommer.

Und erst recht ist da kein Platz für grosse Feierlichkeiten – was besonders schade ist, weil der enge Terminplan naturgemäss vor allem diejenigen betrifft, die besonders erfolgreich gespielt haben und eigentlich viel Grund zum Feiern hätten. Aus dieser Perspektive wirkt die Idee, die Meisterfeier einfach ein bisschen vorzuziehen, dann doch etwas verständlicher.

Verwendete Quelle

  • sid