• Seitdem Union Berlin im Sommer 2019 der erstmalige Aufstieg in die Bundesliga gelang, hat der Klub in der Hauptstadt sukzessive das Kommando übernommen.
  • Wäre die Saison jetzt aus, spielte Union Berlin in der kommenden Saison in der Europa League.

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Nach mehreren vergeblichen Anläufen sicherte sich der 1. FC Union Berlin in der Saison 2018/19 endlich den Aufstieg in die Bundesliga. In seiner Debütsaison wies der Neuling seine Tauglichkeit für das im Oberhaus angesichts einer Ausbeute von 41 Punkten auf Anhieb beeindruckend nach. Trotz aller pandemiebedingten Widrigkeiten sprang am Ende Platz elf für Union heraus - und das punktgleich mit dem Stadtrivalen Hertha, selbst ernannter "Big-City-Klub".

Union Berlin: Das zweite Jahr ist nicht zwingend das schwerste

Eine Floskel besagt, dass das zweite Jahr für einen Aufsteiger immer das schwerste sei. Die Aufstiegseuphorie ist in der Regel verflogen, die Erwartungen plötzlich ebenso grösser wie die Fallhöhe. Veränderungen im Kader sorgen dafür, dass eine neue Hierarchie entsteht, die Gegner hatten zudem viel Zeit, um sich mit der Spielweise des Aufsteigers zu beschäftigen und diese zu entschlüsseln.

Doch Union Berlin beugt sich diesem ungeschriebenen Gesetz nicht. Der Verein hat es unter der unaufgeregten sportlichen Führung des Aufstiegscoaches Urs Fischer geschafft, über den Sommer hinaus seinen Aufwärtstrend zu konservieren - und noch mehr als das: Die Bilanz nach sieben Bundesligaspielen ist beeindruckend. Nur eine Niederlage steckte der Klub aus der Hauptstadt ein, und die liegt bereits lange zurück: ein 1:3 daheim zum Saisonstart gegen den FC Augsburg.

16 Tore gelangen den Köpenickern bereits. Darunter waren fünf zum bisher höchsten Sieg in der Bundesligageschichte Unions, dem 5:0 über Aufsteiger Arminia Bielefeld. 16 Tore, das sind mehr, als die vor Union platzierten Platzhirsche aus Leipzig, Dortmund und Leverkusen aufweisen. Derzeit steht Union auf Platz fünf, knapp hinter Bayer 04 Leverkusen und vor dem VfL Wolfsburg und Borussia Mönchengladbach. Zwölf Punkte gegen den Abstieg wurden schon geholt. Die Basis für den Klassenerhalt ist gelegt.

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Urs Fischer trieb die Entwicklung voran

In der Vorsaison liess Trainer Fischer seine Mannschaft häufig einen einfachen, aber effektiven Fussball spielen. Es wurde punktuell hoch gepresst, ansonsten liess sich der Aufsteiger oft weit zurückfallen, operierte mit langen Bällen und schnellem Umschalten. Mittlerweile verfolgt Union Berlin einen anderen Ansatz. Der fussballerische Aspekt steht deutlich mehr im Mittelpunkt. Das Aufbauspiel ist strukturierter, offensiv wird mehr kombiniert.

Im letzten Drittel treffen die Angreifer häufiger die richtigen Entscheidungen, wodurch mehr Angriffe abgeschlossen werden. Das verringert naturgemäss die Anzahl der Ballverluste, was zu weniger Hektik auf dem Feld führt. Die verbesserte Kontrolle auf dem Feld hilft auch der Defensive. Sieben Gegentore bedeuten ligaweit den viertbesten Wert zu diesem Zeitpunkt. Zum gleichen Zeitpunkt der Vorsaison, als Union mit nur einem Sieg den Relegationsplatz zierte, waren es 16.

Die Transferpolitik und der Faktor Max Kruse

Die bereits angesprochene Transferpolitik ist ein wesentlicher Erfolgsfaktor. Zwölf neue Spieler wurden nach Köpenick gelotst. Trotzdem blieb die finanzielle Transferbilanz positiv. Spieler wie Robin Knoche oder Andreas Luthe, die bundesligaerfahren sind und die Mannschaft mitführen, kamen ablösefrei. Der technisch starke Japaner Keita Endo wurde ebenfalls wie der finnische Torjäger Joel Pohjanpalo ausgeliehen. Gutes Scouting und eine vorausschauende Planung des Geschäftsführers Sport, Oliver Ruhnert, sind hier massgeblich.

Das beste Beispiel ist der frühere Nationalstürmer Max Kruse. Nach seiner eher durchwachsenen Zeit bei Fenerbahce in der Türkei wurde Kruse ablösefrei nach Berlin gelotst. Seine Präsenz auf dem Platz ist beeindruckend. Überdies macht er seine Mitspieler besser, sorgt für mehr Struktur in der gesamten Offensive. Sieben Spiele, drei Tore und fünf Vorlagen sprechen eine klare Sprache. Und der 32-Jährige wurde häufig erst eingewechselt, da er noch nicht im Vollbesitz seiner Kräfte ist.

Hertha BSC schaut neidisch nach Köpenick

In den kommenden Wochen warten schwere Aufgaben auf Union Berlin. Unter anderem spielt der Klub bis zur kurzen Weihnachtspause noch gegen den FC Bayern, Eintracht Frankfurt und Borussia Dortmund. Angesichts dieser Kontrahenten verleiht die bisherige Ausbeute etwas Sicherheit.

Höhepunkt ist am 4. Dezember das Stadtderby gegen Hertha BSC im Olympiastadion. Die Partie eröffnet an einem Freitagabend den zehnten Spieltag der Bundesliga.

Der ambitionierte und finanziell um Längen besser ausgestattete Stadtrivale schaut angesichts der momentan verdrehten Machtverhältnisse etwas neidisch in Richtung der Alten Försterei. Union steht tabellarisch dort, wo die Hertha gerne stünde. Fünf Punkte und sogar sieben Plätze beträgt der Abstand derzeit zwischen beiden.

Wohin der Weg des 1. FC Union Berlin in dieser Saison führen wird, ist nach sieben Spieltagen noch nicht abzuschätzen. Fallen Schlüsselspieler aus, dann kann es schnell wieder abwärts gehen. Die klug zusammengestellte Mannschaft wirkt aber gefestigt genug, um auch eine solche Phase zu überwinden. Mit dem Abstiegskampf sollten die Köpenicker aus heutiger Sicht jedenfalls nichts zu tun haben.

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