Erst das Abitur bestanden, dann die Reifeprüfung gegen Frankreich: Nach ihrem bemerkenswerten EM-Debüt ist Franziska Kett auch gegen den Weltmeister gefragt.
Die roten Kratzer am Hals waren unübersehbar, der Tapeverband am Bein zeugte von einem grossen Kampf. Doch
Es sei "gar nicht hoch genug einzuschätzen, wie sie sich da behauptet hat", sagte Bundestrainer
Dabei gehört Kett zu den Überraschungen in Wücks EM-Kader. Monate voller Verletzungen lagen hinter ihr, in München sammelte sie nur wenig Spielpraxis. Dennoch erhielt die Newcomerin den Vorzug vor erfahrenen Kräften wie Felicitas Rauch oder Carolin Simon. Sie habe sich zwar immer wieder "zurückgekämpft", zugleich aber "gar nicht mehr so damit gerechnet", gab Kett nach ihrer Nominierung zu. Sie erhalte jedoch "sehr viel Vertrauen vom Trainer".
Kett reist wegen Abifeier später ins EM-Trainingslager
Der hatte ihr auch eine verspätete Anreise zum zweiten Teil des EM-Trainingslagers in Herzogenaurach gestattet. Für Kett standen schliesslich noch die Zeugnisvergabe und die Abifeier nach den bestandenen Prüfungen am Gymnasium München-Nord an. Wenige Wochen später gehörte sie dann plötzlich zu den wichtigsten Protagonistinnen in einem der grössten Spiele der jüngeren Geschichte der deutschen Fussballerinnen.
"Ich bin mit dem Gedanken ins Spiel, dass ich heute nichts verlieren kann", sagte Kett, die nur aufgrund der Ausfälle und der taktischen Umstellungen des Bundestrainers in die erste Elf gerückt war. Und das, obwohl es nach dem Debüt im April erst ihr viertes Länderspiel war.
Unmittelbar vor dem Anpfiff des Viertelfinals vor fast 35.000 Fans im St. Jakob-Park von Basel sei sie schon "sehr aufgeregt" gewesen, gab die gelernte Offensivspielerin zu, die erst in diesem Jahr zur Aussenverteidigerin umgeschult wurde. Wück schätzt Ketts Schnelligkeit, nach dem Ausfall von Sarai Linder (Sprunggelenk) wird sie im Halbfinale am Mittwoch (21:00 Uhr/ARD und DAZN) gegen Spanien wohl erneut gefordert sein.
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Sie gebe "immer 100 Prozent", sagte Kett. Gegen Frankreich war aber auch zu sehen, dass sie "schon eher eine eklige Spielerin" ist, wie sie selbst über sich sagt. Die französische Offensive legte Kett gemeinsam mit ihren Kolleginnen in der Abwehr jedenfalls ziemlich lahm. Oder? "Ja", sagte sie und grinste verlegen: "Scheint so." (SID/bearbeitet von lh)