Bald findet in den USA die Klub-WM statt, die Generalprobe also vor der WM 2026. Eine Expertin schlägt Alarm. Dank Trump könnten die Turniere eine "menschenrechtliche Horror-Show" werden.

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Gianni Infantino weicht seinem "Freund" Donald Trump dieser Tage nicht von der Seite. Und dennoch verwunderte es durchaus, dass der FIFA-Boss am Dienstag in Saudi-Arabien auftauchte - und an der Seite des US-Präsidenten und des saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman strahlte. Eigentlich sollte Infantino längst in Paraguay sein. Schliesslich kommt dort am Donnerstag der Kongress des Weltverbandes zusammen, die wichtigste Versammlung der Fussballgemeinschaft wohlgemerkt. Ungeachtet dessen und drängender Fragen wie der nach einer Mega-WM mit 64 Teams wirbt Infantino fernab des FIFA-Veranstaltungsortes unermüdlich um Trumps Gunst.

Infantino habe "Einladungen zu einer Reihe von wichtigen Veranstaltungen mit führenden Politikern der Welt angenommen, bei denen auch über FIFA-Weltmeisterschaften gesprochen wird", teilte ein FIFA-Sprecher auf Anfrage von The Athletic mit. Eine Sitzung des Councils, dem auch DFB-Chef Bernd Neuendorf angehört, war kurzerhand verschoben und schon am Freitag digital abgehalten worden. Statt in Asunción schüttelte Infantino fleissig Hände in Riad, der Hauptstadt des umstrittenen Gastgebers der WM-Endrunde 2034.

Infantino müsse eigentlich Druck auf Trump ausüben, fordert eine Expertin

Dabei sieht Minky Worden von Human Rights Watch Infantino eigentlich in der Pflicht. Damit sich bei der Klub-WM in einem Monat und der WM 2026 alle in den USA "willkommen" fühlen, forderte sie jüngst im Gespräch mit der Sportschau, dass der FIFA-Boss "Druck auf seinen guten Freund Donald Trump" ausüben müsse, "damit der diese bösartige Anti-Menschenrechts-Politik aufhebt". Denn das, was seit Wochen in den USA vor sich geht, bereitet Menschenrechtlern grosse Sorgen.

Fussball mag ein schönes Spiel sein, aber die Immigrationspolitik der Trump-Regierung ist sehr hässlich. Und das könnte eine Katastrophe für die WM 2026 werden.

Minky Worden von Human Rights Watch im Gespräch mit der Sportschau

Wenig deutet derzeit darauf hin, dass die FIFA dieser Forderung nachkommen wird. Infantino sucht seit Monaten bei zahlreichen Treffen die Nähe des Mannes, der ihn 2020 noch versehentlich "Johnny", kürzlich dann aber plötzlich "King of Soccer" nannte. Er versichere Trump, jubelte der FIFA-Boss zuletzt bei dessen Amtseinführung, "dass wir gemeinsam nicht nur Amerika wieder gross machen werden, sondern auch die ganze Welt - denn Fussball vereint die Welt". Der Schweizer dürfte genau wissen, dass er auf Trumps Wohlwollen angewiesen ist.

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FIFA in Panik?

Aus Wordens Sicht steckt hinter dem Kuschelkurs, der an Infantinos Verhalten vor den Endrunden 2018 in Russland und vier Jahre später in Katar erinnert, eine klare Motivation. Bei der FIFA blicke man "panisch" auf die Entwicklungen in den USA, die strenge Einwanderungspolitik und politischen Spannungen könnten die wirtschaftlichen Ziele des Weltverbandes gefährden. Durch die erste Mega-WM mit 48 Teams erhofft sich die FIFA schliesslich Rekordeinnahmen. Und: Die Klub-WM gilt als Infantinos Prestigeprojekt, das uneingeschränkt als Erfolg verkauft werden soll. Das Event dient in vielen Bereichen als Testlauf für 2026.

US-Vizepräsident JD Vance stellte zwar klar, dass ausländische Besucher bei der WM willkommen seien. Sie müssten nach dem Turnier aber abreisen. "Ich weiss, dass wir Besucher aus fast 100 Ländern haben werden. Wir wollen, dass sie kommen. Wir wollen, dass sie feiern", sagte Vance: "Aber wenn die Zeit um ist, müssen sie nach Hause fahren." Dies trug vielerorts keineswegs zur Beruhigung bei.

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Die US-Regierung hat den Vorwurf der Bestechlichkeit zurückgewiesen. Die beiden aktuell vom Präsidenten und seinem Vize genutzten Maschinen sind in die Jahre gekommen. Trump hatte in seiner ersten Amtszeit bei Boeing zwei neue Präsidentenmaschinen bestellt, für insgesamt vier Miliarden US-Dollar.

Eigentlich sollte das Turnier in den USA, Kanada und Mexiko "eine Wende sein, ein Zeichen, dass Weltmeisterschaften keine menschenrechtliche Horror-Shows sein werden", sagte Worden. Nach den Turnieren in Russland und Katar war die Hoffnung auf eine WM mit weitaus weniger Nebengeräuschen gross. Doch Trumps "bösartige Politik", sagte die Aktivistin, sorge dafür, "dass die FIFA sich erneut sehr schweren menschenrechtlichen Risiken gegenübersieht". (sid/bearbeitet von ska)