Die deutsche U21 greift nach dem vierten EM-Titel. Nach dem Halbfinal-Erfolg gegen Frankreich soll im Endspiel gegen England der Triumph her. Nick Woltemade trifft weiter - eine Bestmarke ist drin.

Mehr News zum Thema Fussball

Direkt nach dem Schlusspfiff wurde Nick Woltemade von euphorisierten Teamkollegen mit Wasser bespritzt, im Finale sollen nun die Sektdusche und grosse Titelparty folgen. Die deutsche U21 um Turnierstar Woltemade stürmt bei der Europameisterschaft nach dem 3:0 (2:0)-Halbfinalerfolg gegen Frankreich dem Turniersieg entgegen. Am Samstag kann sich die DFB-Auswahl gegen Titelverteidiger England zum vierten Mal zum Fussball-Europameister krönen.

"Einfach geil, das ist das, was wir uns erhofft haben", sagte Torschütze Nelson Weiper bei Sat.1: "3:0 Frankreich weggeschickt - und jetzt wollen wir noch die Engländer wegschicken." Ausser Weiper (8. Minute) und Woltemade (14. Minute) traf auch der eingewechselte Brajan Gruda (90.+3) für die auch im fünften Turnierspiel sehr effiziente deutsche Mannschaft.

Rekord für Woltemade möglich

Nach dem Traumstart demonstrierte das seit fast zwei Jahren unbesiegte Team von U21-Nationaltrainer Antonio Di Salvo viel defensive Leidenschaft gegen die französische Angriffsreihe um den früheren Bayern-Star Mathys Tel. Und es hatte in Noah Atubolu einen herausragenden Torhüter - nicht nur wegen seiner Glanzparaden gegen Frankreichs Joker Thierno Barry (46./68.). Mit seinem 21. Einsatz für die U21 liess der Freiburger Manuel Neuer hinter sich liess und ist deutscher Rekordtorhüter dieser Altersklasse.

Mit nun sechs Treffern auf dem Konto schickt sich Woltemade an, nach Pierre Littbarski (1982), Luca Waldschmidt (2019) und Lukas Nmecha (2021) der vierte deutsche Torschützenkönig bei einer U21-EM zu werden. Auch der Torrekord ist drin, denn mehr als sieben Treffer erzielte noch kein Spieler bei diesem Nachwuchsturnier.

Beim Endspiel am Samstag in Bratislava soll auch Julian Nagelsmann, der Woltemade kürzlich zum A-Nationalspieler befördert hatte, im Stadion sein. Der Bundestrainer hofft auf den vierten deutschen U21-Titelgewinn nach 2009, 2017 und 2021.

Weiper mit drittem Turniertor

Nachdem die Engländer dank zweier Tore von Liverpool-Star Harvey Elliott gegen die Niederlande durch ein 2:1 ins Endspiel eingezogen waren, erwischte die DFB-Elf vor 11.913 Zuschauern in Kosice einen perfekten Start gegen Frankreich. Woltemade hatte daran entscheidenden Anteil.

Nach einem Ballgewinn des sehr einsatzfreudigen Gladbachers Rocco Reitz bediente Woltemade den Mainzer Paul Nebel. Der scheiterte halb am Pfosten, halb an Frankreichs Torhüter Guillaume Restes. Der für Nicolo Tresoldi neu ins Team gerückte Weiper verwertete in Torjägermanier. Sein drittes Turniertor.

Frankreich mit Abwehr-Aussetzer

Ohne den etatmässigen Kapitän Chrislain Matsima vom FC Augsburg, der beim 3:2 gegen Dänemark mit sechs Stichen an der Lippe genäht werden musste, offenbarte die französische Abwehr in der Anfangsphase eklatante Schwächen. Die Bundesliga-Verteidiger Castello Lukeba von RB Leipzig, Kiliann Sildillia vom SC Freiburg gaben dem Team da auch keinen Halt.

Den Aussetzer von Soungoutou Magassa verwandelte Weiper in eine Vorarbeit für Woltemade. Der benötigte gegen Keeper Restes zwei Versuche - dann war der Weg ins vierte Finale bei den vergangenen fünf Turnieren endgültig geebnet.

Frankreich brauchte etwas, um sich von dem Schrecken zu erholen. Die U21 der Grande Nation machte mit dem 0:2 als Bürde zwar Druck, aber es fehlte die Präzision. Den Rückschlag durch die frühe Verletzung des nach dem Italien-Viertelfinale angeschlagenen Max Rosenfelder steckte die Di-Salvo-Truppe auch weg.

Anders als vor der Pause verschaffte sich Deutschland wieder etwas Entlastung. Nebel, Weiper, Woltemade oder Merlin Röhl verpassten das beruhigende 3:0. Das besorgte dann Gruda. (dpa/bearbeitet von fra)