Liverpool-Legende Alexander-Arnold kriegt doch noch ihr Happy End

Am 5. Mai 2025 verkündet Alexander-Arnold auf seinen eigenen Social-Media-Kanälen, dass er den FC Liverpool nach 20 Jahren im Verein verlassen wird. Obwohl er sein Ziel nicht nennt, gilt es als offenes Geheimnis, dass der Rechtsverteidiger sich noch vor der Klub-WM im Sommer Real Madrid anschliessen wird. Also just dem Team, das den FC Liverpool 2018 und 2022 im Finale der Champions League bezwang. Klar, dass das dem Liverpool-Anhang weh tut. Daraus machen sie wenige Tage später an der Anfield Road auch kein Geheimnis...

Mit sechs Jahren trat der kleine Trent dem FC Liverpool bei - mit 26 Jahren wird er seinen Heimatverein diesen Sommer verlassen. In der Arbeiterstadt im Norden Englands verehren sie Alexander-Arnold als einen von ihnen, der es nach ganz oben geschafft hat. Klar, dass die Trennung daher besonders schmerzt...

...als Anfang Mai bekannt wird, dass die Nummer 66 der Reds seinen im Sommer 2025 auslaufenden Vertrag nicht verlängert - und sich offenbar Real Madrid anschliesst - geht auf Social Media eine KI-generierte neue Version dieser Wandbemahlung viral, in der der englische Nationalspieler ein weisses Trikot trägt und einen dicken Geldbeutel hält. Daneben steht das erfundene Zitat: "I'm just a normal kid who got greedy", also: "Ich bin einfach ein normales Kind, das gierig wurde."

In der Saison 2016/17 gelang dem damals 18-Jährigen unter Cheftrainer Jürgen Klopp sein Profi-Debüt beim FC Liverpool. Seinem Heimatverein, dessen Nachwuchsabteilung er als Sechsjähriger beigetreten war. Hier sieht man den Rechtsverteidiger im Oktober 2016 beim Heimspiel im Ligapokal gegen die Tottenham Hotspur.

Es dauerte nicht lange bis sich der gelernte Stürmer bei den Profis hinten rechts einen Stammplatz ergatterte. Im August 2017 stand er beispielsweise im Playoff-Spiel um die Champions-League-Quali in Sinsheim in Liverpools Startelf gegen Hoffenheim. Neben Weltstars wie Roberto Firmino, Jordan Henderson, Mo Salah und Sadio Mané.

Das 4:0 zuhause gegen Barcelona, was der eigenen Mannschaft nach einer 0:3-Niederlage im Hinspiel den Weg ins Finale der Champions League ebnete, werden sie in Liverpool wohl nie vergessen. Matchwinner bei der grandiosen Aufholjagd im Mai 2019 war, na klar: Trent Alexander-Arnold. Der damals 20-Jährige lieferte zwei Asissts, darunter sein famoser schnell ausgeführter Eckball, den Divock Origi im Tor der Katalen versenkte.

Am 11. Mai 2025 erlebt der gebürtige "Liverpudlian" einen Albtraum beim Heimspiel gegen Arsenal. Als Alexander-Arnold sich in der 67. Minute an der Seitenlinie bereit macht für seinen Joker-Einsatz buhen die heimischen Fans das Eigengewächs gnadenlos aus. Der 26-Jährige kommt für Conor Bradley ins Spiel: Drei Minuten später trifft Arsenal zum 2:2-Ausgleich. Und das kurz nachdem Alexander-Arnold lautstark ausgebuht wurde, als er einen Pass stoppte und verarbeitete. Alexander-Arnolds erstes Heimspiel nach Bekanntgabe seines anstehenden ablösefreien Abgangs zeigt die Schattenseiten des LFC, der für seine fanatischen und treuen Anhänger europaweit bekannt ist.

Seine Miene sagt alles. Alexander-Arnold macht sich im Heimspiel gegen Arsenal Mitte der zweiten Halbzeit bereit, aufs Spielfeld zu kommen und will dabei scheinbar im Boden verschwinden. Denn was das Foto nicht zeigt, ist der lautstarke Hass der eigenen Fans, der ihm entgegenrauscht, als langsam klar wird, dass Trainer Arne Slot den Rechtsverteidiger einwechseln wird.

Slot spricht seinem Joker Mut zu, nimmt ihn schützend in den Arm.

Jürgen Klopp, einst grosser Förderer vom Eigengewächs der Reds, äusserte bei einer Benefizveranstaltung der Vereinsstiftung von Liverpool seine Meinung zu den Buhrufen: "Ich bin alt, deswegen dachte ich, es liegt an meinem Gehör. Also habe ich die Lautstärke aufgedreht. Ich habe nochmal zehn Sekunden gebraucht, um zu begreifen, was da passiert. Dann habe ich den Fernseher ausgeschaltet. Ehrlich gesagt hätte ich in diesem Moment nicht enttäuschter sein können. Das sind nicht wir, zu 100 Prozent nicht."

Im letzten Spiel der Premier-League-Saison wechselte Arne Slot seinen scheidenden Rechtsverteidiger zur Halbzeit ein - wohl auch, um ein erneutes Pfeifkonzert der heimischen Fans, wie es im vorherigen Heimspiel gegen Arsenal der Fall gewesen war, zu umgehen. Alexander-Arnold übernahm sofort die Verantwortung für sämtliche Standardsituation und überzeugte. Das Fan-Portal "Liverpool.com" gab ihm die Note 7 von 10, womit er der beste Mann der Reds beim 1:1 gegen Crystal Palace war.

Trent Alexander-Arnold hält mit links seine Meisterschaftsmedaille, mit rechts klopft er sich aufs Herz.

Trent Alexander-Arnold reckt die Trophäe in die Luft von Anfield.

Nach Abpfiff kam Alexander-Arnolds ganze Grossfamilie - inklusive Freundin, Mutter, Geschwistern, Neffen und Nichten - auf den Rasen, um den Aussenverteidiger ihren Glückwunsch auszudrücken - und ihn zu trösten.

Arm in Arm steht Trent Alexander-Arnold mit seinen Mitspielern Virgil van Dijk, Mo Salah, Andrew Robertson und Dominik Szoboszlai vor den Liverpool-Fans. Der Engländer schaut nachdenklich und gerührt, ist sichtlich emotional.

Zum zweiten Mal in seiner Karriere gewinnt "TAA" mit seinem Jugendverein die Premier League. Und anders als nach der Saison 2019/20, als die Reds aufgrund der Pandemie ohne ihre Fans feiern mussten, schmeckt Gold dieses Mal im vollgepackten Stadion wahrscheinlich noch besser.

Im Interview mit Sky Sports UK richtet Alexander-Arnold nach der Siegerehrung das Wort an die Fans des FC Liverpool. Kein Wunder, dass "TAA" dabei emotional wird: "Ich wusste nicht, was mich heute in Anfield erwarten würde, nachdem was passiert ist. Aber ich wollte noch einmal für den Verein spielen. Das habe ich dem Trainer gesagt, und er vertraute mir. Der Empfang, den ich bekommen habe, bedeutet mir sehr viel. Ich habe mich noch nie so geliebt und umsorgt gefühlt wie heute. Ich hoffe, dass die Anhänger dieses Vereins eines Tages meine harte Arbeit für diese Mannschaft anerkennen werden. 20 Jahre sind eine sehr lange Zeit. Ich habe jede Sekunde davon geliebt, es war mir eine Ehre und ein Privileg, Teil dieses Vereins zu sein. Ich werde mich mein Leben lang an diese Momente erinnern. Dieser Tag wird als der beste meines Lebens in Erinnerung bleiben."

Einen Tag nach den Feierlichkeiten im Stadion geht die Sause dann mit einer Bustour durch die Stadt Liverpool weiter. Hier zeigt Trent Alexander-Arnold (zweiter von links) Mo Salah (Mitte) etwas in der Distanz. Zu sehen gab es einiges bei der Meisterparade der Reds, zu der laut Medienberichten knapp eine Million Menschen am Montagnachmittag, den 26. Mai 2025, nach Liverpool kamen, um ihre Helden zu bejubeln.

Aus der Menschenmenge sticht auch eine riesige Pappfigur hervor. Sie zeigt "TAA" in jüngeren Jahren. Eine versöhnliche Geste der Fans, die ihr Eigengewächs nach 20 Jahren im Verein bewegend verabschieden.

Ein Wahnsinns-Foto der Feierlichkeiten an diesem Montag in Liverpool. Leider werden andere, schreckliche Bilder vom selben Tag in die Geschichte der Stadt und des Fussballs eingehen. Denn kurz nach 18 Uhr Ortszeit setzt ein Autofahrer der Strassenparty ein jähes Ende...

Die spektakuläre Bus-Parade durch Liverpools Innenstadt endet in einer Tragödie, als ein lokaler Brite mit dem Auto in die Menge fährt. 79 Menschen werden teils schwer verletzt. Zunächst schliesst die Polizei nur Terror als Ursache aus. Am Dienstagnachmittag, etwa 20 Stunden nach dem schockierenden Vorfall, verkündet Liverpools Polizei dann, dass ein 53 Jahre alter Brite wegen Verdachts des "Fahrens unter Drogeneinfluss" und dem Verdacht des "versuchten Mordes" festgenommen wurde.

Im November 2024 bekommt der Liverpool-Spieler einen freundlichen Klaps vom Leverkusen-Trainer. Ein Moment zwischen Xabi Alonso und Trent Alexander-Arnold, den wir ab Sommer 2025 wohl öfters sehen werden. Beide sind im Anflug bei Real Madrid, wobei die offizielle Verkündung im Falle von "TAA" noch aussteht (Stand: 28.5.2025)