Basel/Zürich - DFB-Sportdirektorin Nia Künzer hat das Zopfzerren von Nationalspielerin Kathrin Hendrich im EM-Viertelfinale gegen Frankreich verteidigt. "Sie schaut in eine ganz andere Richtung und bleibt mit den Händen in den Haaren hängen. Sie hat nicht in die Haare gegriffen", sagte Künzer einen Tag nach dem Sieg im Elfmeterschiessen der deutschen Fussballerinnen in Basel. "Wir möchten auf jeden Fall unterstreichen, dass keine Absicht vorliegt."
"Ganz andere Richtung geschaut"
Der Videobeweis entlarvte die Tätlichkeit. Die sehr erfahrene Innenverteidigerin hatte Frankreichs Kapitänin Griedge Mbock Bathy in den Haarzopf gegriffen und sah deshalb bereits nach 13 Minuten die Rote Karte. Die 33 Jahre alte
"Ihr ist es wichtig zu sagen, dass sie nicht an den Haaren gezogen hat. Man sieht in den TV-Aufnahmen, dass sie in eine ganz andere Richtung schaut", erklärte
Hendrich droht mehr als ein Spiel Sperre
Trotz des Halbfinal-Einzugs könnte die Europameisterschaft für Hendrich vorbei sein, wenn sie von der UEFA für mehr als ein Spiel gesperrt wird. Ob der DFB in diesem Fall dagegen vorgehen würde, liess Künzer offen.
Die Rote Karte schmerze sehr, sagte Bundestrainer

"Haare ziehen ist, wie wenn ich jemandem eine scheuern würde", erklärte Fussballexpertin Kathrin Lehmann im ZDF. "Das ist glatt Rot. Und weil sie im Sechzehner drin war, ist es auch ein Elfmeter." Diesen hatte Grace Geyoro zum 1:0 verwandelt,
Voss-Tecklenburg: "Blackout" bei Hendrich
Ex-Bundestrainerin Martina-Voss-Tecklenburg teilte Lehmanns Meinung. "Die Regel besagt das so. An den Haaren ziehen, die Intensität, mit Absicht: Rote Karte. Es gibt keine andere Entscheidung", sagte die 57-Jährige beim Schweizer Sender SRF. Hendrich habe einen "Blackout" gehabt.
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Öffentlich wollte niemand aus dem deutschen Team der erfahrenen Hendrich einen Vorwurf machen. "Sie war natürlich entsprechend emotional, aber einfach glücklich, überglücklich und dankbar, dass wir das Spiel gezogen haben", berichtete Stürmerin Giovanna Hoffmann nach dem Abpfiff: "Ich glaube, für sie war das heute am allerschlimmsten, die ganze Zeit in der Kabine zu sitzen und nur zuschauen zu können."
Im Halbfinale gegen Spanien fehlt auch Nüsken gesperrt
Im Halbfinale am Mittwoch (21.00 Uhr) in Zürich gegen Spanien muss Wück neben Hendrich auch auf Mittelfeldspielerin Sjoeke Nüsken (zweite Gelbe Karte) und möglicherweise auf die verletzt ausgewechselte Aussenverteidigerin Sarai Linder verzichten. Die etatmässige Kapitänin Giulia Gwinn (Innenbandverletzung) fehlt ohnehin. Dafür ist Gwinns nomineller Ersatz - Rechtsverteidigerin Carlotta Wamser nach abgesessener Rotsperre wieder einsatzfähig. © Deutsche Presse-Agentur