Die FC Bayern Frauen sind gegen Bayer Leverkusen in die neue Bundesliga-Saison gestartet – vor einer Rekordkulisse. 57.762 Zuschauer besuchten das Spiel in der Münchner Arena, darunter viele Familien und Kinder.
Lang mussten sie warten, die Fans, bis er endlich ertönte. Der "Yabbadabbadoo"-Ruf, gefolgt vom "Cancan" – Bayerns Tormusik. Die Scheinwerfer blitzten auf und augenblicklich stand fast das komplette Stadion auf den Beinen.
Vor allem die jüngeren Fans sprangen auf, hüpften und umarmten sich, fast, als hätte jeder einzelne von ihnen gerade eine Partie "Mensch ärgere dich nicht" gewonnen. Einzig die Fankleidung verriet sie. Das 1:0 machte Bayerns neue Innenverteidigerin Vanessa Gilles nach einer Ecke. Nur eine Minute später traf Fanliebling
Zwei von ihnen, den Fans beim Rekordspiel in der Allianz Arena, sind Liam und sein Vater Michael. Sie kommen aus Irland, leben aber in München. Der achtjährige Liam spielt selbst Fussball, bei den "Sportfreunden München", einem Amateurverein, dessen Trainingsgelände direkt neben dem des FC Bayern an der Säbener Strasse liegt.
Er sei "sportverrückt", erzählt der Sohn und es ist eindeutig, von wem er die Leidenschaft geerbt hat. Beim Frauenfussball waren die beiden trotzdem noch nie. Das sei auch ein bisschen verrückt, aber: "Ich bin mit all den grossen Fussballern aufgewachsen", erklärt Michael, "alles Männer." Den Besuch bei den Frauen hatten sie gar nicht geplant, "wir sind einfach vorbeigekommen", so Michael. Aber sie sind begeistert von der Stimmung, wollen wiederkommen.
Viele Fans wollen wieder kommen
Mona und ihre Tochter Louisa haben sogar schon nach Tickets für die nächsten Spiele geschaut. "Klar, zu den Jungs gehen immer alle, aber jetzt müssen wir auch mal die Mädels unterstützen", sagt Mona. Bei den Frauen sei man noch nie zuvor gewesen, zumindest nicht im Stadion. Vor dem Bildschirm schauen sie sich gern die Spiele an. Louisas Lieblingsspielerin: "Klara Bühl", sagt sie schüchtern. Ihr Tipp für das Spiel? "3:1!" Zum nächsten Spiel der Bayern wollen sie aber unabhängig vom Ergebnis gehen.
Das kann sich auch Emma vorstellen. Die Elfjährige hat ihre Karte bei der Fan-Aktion von "Mädchen an den Ball" gewonnen und ist nun mit ihrer kleinen Schwester Sophie und ihren Eltern hier. Die sind neugierig, schliesslich waren die Mädchen noch nie bei einem Fussballspiel.
Nur der Vater kennt die Spiele der Männermannschaft des FC Bayern, die er schon oft besucht hat. Bei der Frage, ob sie sich auf das Spiel freue, rollt Emma nur mit den Augen. "Ist doch klar." Nicht nur Fussball gucken, auch Fussball spielen möchte sie.
Mehr Mädchen wollen es ihren Heldinnen gleich machen
Damit ist Emma eine von ganz vielen Mädchen in München. Rund 1500 Mädchen im Alter von sechs bis vierzehn Jahren kicken bei "Mädchen an den Ball". Die Initiative möchte allen Mädchen kostenfreies Fussballtraining in ihrer Altersgruppe ermöglichen. "Das gab es bisher einfach nicht", sagt Projektleiterin Anna Seliger. Auch nicht in München. Seit 2024 kooperiert die Initiative mit dem FC Bayern, schickt Ballmädchen, Einlaufkinder und bekommt Unterstützung bei den Trainingseinheiten.
Bei Spielen wie diesem in der Allianz Arena könnten viele der Mädchen ihren Idolen ganz nah sein. Das helfe dem Frauenfussball, mehr Aufmerksamkeit zu bekommen. "Der Frauenfussball wächst, medial, aber zum Glück wächst auch das sportliche Angebot", sagt Seliger.
Wann rechnen sich Spiele für die FC Bayern Frauen in der Allianz Arena?
Die Atmosphäre im Stadion, sie gleicht einem Familienfest. Auf den Rängen, sogar auf den Stehplätzen, viele Kinder. Sie tragen die Trikots ihrer Idole Klara Bühl, Lea Schüller und natürlich Giulia Gwinn. Manche tragen auch Trikots der Männermannschaft. Überall Tüten und Taschen vom FC Bayern und seinen Werbepartnern.
Schon drei Stunden vor Anpfiff waren die Schlangen an den Ständen beim Fanfest vor dem Stadion lang, an denen es kostenlose Beutel und Handtücher gab. Dazu Popcorn und Apfelsaft. Fast wie auf einem Jahrmarkt.
Für Alina, einen langjährigen Fan der FC Bayern Frauen, war das Spiel ein "Historisches". Sie habe "ein paar Tränen verdrücken müssen", sagte sie nach dem Spiel. Endlich gab es ein solch grosses Spiel, das sich die Spielerinnen und der Klub so lange gewünscht hätten.
"Es war so viel los heute, vor dem Stadion und sogar in der Stadt schon", sagte sie. Viele Menschen mit Trikots, einige mit den Namen der Spielerinnen. Das mache sie stolz, sagt Alina. Immerhin weiss sie, wie Spiele der Bayern-Frauen in der Allianz Arena früher aussahen: Zum ersten Spiel im Stadion gegen Paris Saint-Germain kamen im März 2022 gerade einmal 13.000 Menschen. Bei den weiteren Spielen pendelte sich die Zuschauerzahl immer bei rund 20.000 Zuschauern ein.
"Wir haben auf dieses Spiel sechs Monate hingearbeitet"
Dass die deutschen Meisterinnen der vergangenen drei Jahre den Zuschauerrekord im deutschen Frauenfussball mit 57.762 Zuschauern gebrochen haben, liege vor allem an der langen Planung, sagt Bianca Rech, Leiterin Frauenfussball beim FC Bayern. "Wir haben seit sechs Monaten darauf hingearbeitet, dass wir so viele Fans ins Stadion bekommen", sagte sie.
Bei Champions-League-Spielen seien es indes oft nur wenige Wochen Zeit, um auf die Partie aufmerksam zu machen. Erst ab rund 25.000 verkauften Tickets lohnt sich ein Spiel in der Allianz Arena. Und doch möchte der FC Bayern mehr Frauenfussballspiele vor grosser Kulisse möglich machen.
Torschützin Klara Bühl sprach nach dem Spiel von einem "Kindheitstraum", der für sie wahr wurde. "Es war so viel Vorfreude da", sagte sie auf Nachfrage unserer Redaktion. "Wir haben die ganze Woche darüber geredet." Für die Mannschaft sei es vor allem darum gegangen, das Spiel in vollen Zügen zu geniessen.
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Bayern-Fan Alina erzählt, man habe den Spielerinnen nach dem Spiel bei der Ehrenrunde die Dankbarkeit angemerkt. "Sie waren so begeistert, dass München da war, um sie zu unterstützen."
Verwendete Quellen
- Eindrücke und Stimmen aus dem Stadion, vor dem Stadion, aus Mixed Zone und Pressekonferenz, 06.09.2025