Lorenzo Musetti sorgt in seinem Viertelfinal-Match bei den French-Open für einen Aufreger, der Italiener schiesst eine Linienrichterin mit einem Ball ab. Anschliessend gibt es gegenteilige Meinungen zur Szene.

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Lorenzo Musetti steht im Halbfinale der French Open, doch wegen einer unüberlegten Aktion in seinem Viertelfinal-Match gegen Frances Tiafoe (6:2, 4:6, 7:5, 6:2) hätte er rein theoretisch auch disqualifiziert werden können.

Musetti kickt Ball weg und trifft Linienrichterin

Der Aufreger ereignete sich im zweiten Satz, als Musetti gerade mit 3:5 hintenlag. Nach dem Seitenwechsel bekam der Italiener einen zugeworfenen Ball nicht zu greifen, stattdessen schoss er die kleine Kugel in bester Fussballermanier mit dem Fuss weg. Dabei traf er versehentlich eine Linienrichterin, die am hinteren Spielfeldrand stand. Die Frau liess sich vom Treffer nichts anmerken, Musetti ging anschliessend sofort zu ihr und entschuldigte sich.

Gegner Tiafoe war nach der Szene völlig baff, mit fragendem Blick ging er auf den deutschen Schiedsrichter Timo Janzen zu und forderte eine Bestrafung. Diese folgte prompt: Janzen verwarnte Musetti wegen unsportlichen Verhaltens.

Wenn es rein nach dem Regelwerk geht, hätte Musetti für seine Aktion aber auch disqualifiziert werden können. So wie es bei Novak Djokovic 2020 bei den US Open der Fall war. Damals schoss der Serbe eine Linienrichterin – natürlich ebenfalls unbeabsichtigt – mit dem Schläger ab. Djokovic traf die Frau am Hals, die unter Schmerzen zu Boden ging. Manch ein Zuschauer, vor allem auf Social Media, zog nun bei Musetti direkt eine Parallele zu diesem Vorfall.

"Du kannst doch Musetti wegen sowas nicht disqualifizieren."

Eurosport-Experte Boris Becker

Ganz anders sah das Tennis-Legende Boris Becker im Anschluss, beide Szenen könne man nicht miteinander vergleichen, erklärte der 57-jährige TV-Experte bei Eurosport: "Der deutsche Schiedsrichter hat seine Aufgabe heute hervorragend gelöst. Du kannst doch Musetti wegen sowas nicht disqualifizieren. Die Verwarnung ist richtig, aber das kannst du nicht mit Djokovic vergleichen."

Gegner Tiafoe kritisiert Schiedsrichter

Auf der anschliessenden Pressekonferenz gab es durchaus gegenteilige Meinungen zur Aufreger-Szene des Matches. "Er hat das getan und nichts ist passiert. Das ist skurril", erklärte Tiafoe. Die Entscheidung vom Schiedsrichter, Musetti lediglich zu verwarnen sei "nicht konsequent" gewesen, sagte der US-Amerikaner.

Musetti selbst bezeichnete seinen Tennisball-Schuss als "unglücklichen Zufall". Er sei erschrocken gewesen und wollte natürlich niemanden verletzen. "Die Verwarnung war richtig. Ich denke, dass der Schiedsrichter gesehen hat, dass es keine Absicht war. Deswegen hat er mich weiterspielen lassen", sagte der Viertelfinal-Sieger.

Musetti trifft im Halbfinale nun auf Carlos Alcaraz, der sich am Dienstagabend mit einer Dreisatz-Gala (0:6, 1:6, 4:6) gegen den US-Amerikaner Tommy Paul durchsetzte. Musetti knüpfte durch seinen Sieg gegen Tiafoe an seine bislang starken Leistungen auf Sand in diesem Jahr an. In Monte-Carlo hatte der Italiener das Finale erreicht, in Madrid und Rom jeweils im Halbfinale gestanden.

Verwendete Quellen