Toni Nadal könnte der neue Trainer von Tennis-Star Alexander Zverev werden. Seinen Neffen Rafael Nadal formte der Coach zu einem Weltklasse-Spieler. Dabei ist der 64-Jährige viel mehr als nur "der Onkel von".
Geht Tennis-Star
Zverev dürfte bewusst gewesen sein, dass sein Trainingsaufenthalt auf der Baleareninsel öffentlich wird – zumal der offizielle Instagram-Account der renommierten Tennisschule Fotos und Videos des Hamburgers beim Training veröffentlichte.
Toni Nadal, der Onkel des ehemaligen Weltklasse-Spielers
Zverev bei Toni Nadal: Kurzer Input oder langfristige Zusammenarbeit?
Die Bilder nähren die Spekulationen über eine langfristige Zusammenarbeit. Zverev, der nach seiner Finalniederlage bei den Australian Open Anfang des Jahres in ein Formloch fiel, soll in Zukunft vom Nadal-Onkel trainiert werden. Rafael Nadal könnte zudem eine Mentorenrolle übernehmen, wie Sky-Kommentator Paul Häuser schon vor Veröffentlichung der Fotos auf X schrieb. Laut Sky würden sich beide Seiten aber erstmal abtasten, eine feste Einigung gebe es noch nicht.
Toni Nadal, mittlerweile 64 Jahre alt, formte seinen Neffen mit den Jahren zum wohl besten Sandplatzspieler der Tennis-Geschichte. Also dem Belag, auf dem sich auch Zverev die grössten Hoffnungen auf den so ersehnten ersten Grand-Slam-Triumph macht.
Toni Nadal spielte früher selbst Tennis, war dabei aber nur mässig erfolgreich. Dennoch war ihm schon früh klar, dass er im Tennissport arbeiten wolle, sein Studium der Rechtswissenschaft und Geschichte in Barcelona brach er deshalb schliesslich ab und erwarb eine Lizenz als Tennistrainer.
Toni Nadal formte Neffe Rafael zu einem der weltbesten Tennisspieler

1990 fing er dann an, seinen damals vier Jahre alten Neffen zu trainieren. Früh erkannte er dessen Talent für Tennis, wobei Rafael zu diesem Zeitpunkt noch lieber Fussball spielte. Schnell stellten sich die ersten Erfolge ein, der Rest ist Geschichte. Im Laufe seiner grossen Karriere konnte Rafael Nadal insgesamt 22 Grand-Slam-Titel gewinnen, 14 davon bei den French Open – Onkel Toni hatte an vielen davon massgeblichen Anteil.
Ab 2018 trainierte Toni Nadal nicht mehr seinen Neffen. Wobei Toni Nadal doch viel mehr ist, als "nur" der Onkel von Rafael Nadal. Er konzentrierte sich zunächst auf seine Tätigkeit in der Rafa Nadal Academy, ehe er sich im April 2021 zusätzlich dem Trainerteam von Tennisprofi Félix Auger-Aliassime anschloss. Weiterhin blieb er Leiter der renommierten Tennis-Akademie, in der Zverev nun aktuell trainiert.

Nadals Methoden sind mitunter umstritten
Toni Nadal, der auch Englisch und Deutsch spricht, gilt als besonders strenger Trainer, der einen ganzheitlichen Ansatz aus Technik, Taktik, Physis und Psyche verfolgt. Seine Methoden sind dabei mitunter umstritten: Seinen Neffen soll er so beispielsweise immer wieder auf schlechten Plätzen und mit alten Bällen trainiert haben lassen. Rafael sollte dadurch lernen, dass er alleine für Sieg oder Niederlage verantwortlich ist – und nicht äussere Einflüsse wie etwa der Platz oder die Bälle. Daneben ist Nadal dafür bekannt, seine Schützlinge auch mal an die physische Belastungsgrenze zu bringen.
Doch vor allem der mentale Aspekt ist Toni Nadal bei seinem Training besonders wichtig. Das machte er bereits in einem Interview mit dem "Tennis Magazin" im Jahr 2019 deutlich. Bei seiner Trainingsmethode sei ihm "zum einen die Intensität, mit der wir trainieren" wichtig. "Das beinhaltet nicht nur die Beinarbeit, sondern auch das Mentale. Vor allem das Mentale war früher einfacher."
"Ich fühle mich im Moment im Allgemeinen ziemlich allein im Leben."
Der Ansatz würde zu Zverevs aktuellem Hauptproblem passen. Nach dem bitteren Erstrunden-Aus in Wimbledon machte der 28-Jährige in der anschliessenden Pressekonferenz seine mentalen Probleme öffentlich. "Im Moment ist es schwierig, ausserhalb des Tennisplatzes Freude zu finden", sagte Zverev unter anderem. Und: "Ich fühle mich im Moment im Allgemeinen ziemlich allein im Leben." Es waren teils erschreckende Aussagen der Nummer drei der Welt. Aussagen, die für Aufruhr in der Tenniswelt sorgten.
Zverev und Nadal? Tennis-Legende Becker ist begeistert
Toni Nadal könnte nun das entscheidende Puzzleteil sein, um Zverev wieder auf Kurs zu bringen und zum langersehnten ersten Grand-Slam-Titel zu führen. Tennis-Legende Boris Becker wäre von einer Zusammenarbeit begeistert: "Wenn es denn wahr ist, dass Toni Nadal der neue Trainer ist von Sascha Zverev, dann hat er alles richtig gemacht", sagte
Toni Nadal wisse, wie man Grand-Slam-Turniere gewinne, sagte Becker. "Er hat jeden Grand Slam als Trainer schon einmal gewonnen. Toni ist mit allen Wassern gewaschen." Und wenn Rafael Nadal als Mentor etwas sage, müsse auch Zverev zuhören. "Die Kombination halte ich für total spannend. Ich wünsche, es wird so sein", betonte der 57-Jährige weiter. Im Podcast machte Becker auch deutlich, worauf sich Zverev unter Toni Nadal als Trainer einstellen könne. Er verwies darauf, dass der Spanier Pünktlichkeit und Respekt erwarte und ganz klare Regeln habe. "Top-Wahl, aber es wird 'ne harte spanische Schule", sagte der dreimalige Wimbledon-Sieger.
Zverev hatte in der Vergangenheit mehrere externe Trainer
Bislang wurde Zverev hauptsächlich von seinem Vater Alexander Zverev Senior trainiert. Auch sein Bruder Mischa ist als Manager und Ratgeber stets eng an seiner Seite. Becker hatte Zverev bereits nach dessen Viertelfinal-Aus bei den French Open Veränderungen im Umfeld und auf dem Trainerposten empfohlen – und damit bei Zverev für Verärgerung gesorgt: "Ich glaube, wenn es bei mir gut läuft, dann mache ich immer alles richtig. Und wenn es bei mir schlecht läuft, dann sind alle immer sehr, sehr schlau. Da gehört Boris leider dazu", kritisierte der 28-Jährige beim Turnier in Stuttgart.

Dass sich Zverev Hilfe von ausserhalb holt, ist nicht neu. In der Vergangenheit hatte der Hambuger immer wieder bekannte Trainer – Juan Carlos Ferrero, Ivan Lendl, David Ferrer und zuletzt Sergi Bruguera. Wirklich lange blieb allerdings keiner von ihnen. "Die haben aber alle das Boot nach einem halben, dreiviertel Jahr verlassen. Und das hat seine Gründe gehabt", sagte Becker im Podcast.
Toni Nadal sah mentale Probleme schon vor Zverevs Wimbledon-Aus
Dass Toni Nadal die Situation seines aktuellen "Schützlings" gut einschätzen kann, bewies er bereits vor Wimbledon. Im Interview mit RTL erklärte er unter anderem: "In meinen Augen hat Alexander Zverev ein mentales Problem." Um seine These zu unterstreichen, führte Nadal im Anschluss Zverevs Niederlage im French-Open-Finale im vergangenen Jahr gegen Carlos Alcaraz als Beispiel an.
Er sage dies nicht, um Zverev zu schaden, erklärte der Nadal-Onkel damals, vielmehr schätze er ihn. Er müsse an seiner Mentalität arbeiten und diese ändern. "Wenn er es dann ändert, hat er alles", erklärte der 64-Jährige. Ihm zufolge habe er auch weiterhin die Chance, einen Grand-Slam-Titel zu gewinnen. "Aber dafür muss er meiner Meinung nach an seiner Mentalität arbeiten."
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Nach seinem Wimbledon-Aus hatte Zverev angekündigt, Dinge verändern zu wollen. Für das ATP-Turnier in Gstaad hatte er zuletzt noch aus "persönlichen Gründen" abgesagt. Möglicherweise, um sich auf Mallorca körperlich und vor allem mental in Form zu bringen. Er hoffe, beim Masters-1000-Turnier im kanadischen Toronto Ende Juli weitere Antworten geben zu können, hatte Deutschlands Nummer 1 gesagt. Vielleicht ja dann mit Toni Nadal als Trainer an seiner Seite.
Verwendete Quellen
- Instagram-Kanal der Rafa Nadal Academy
- X-Post von Paul Häuser
- sport.sky.de: Möglicher Trainerwechsel - Zverev auf Mallorca gesichtet!
- tennismagazin.de: Toni Nadal im Interview: "Es ist wichtig, wie man etwas sagt"
- sport.de: Nadal sah Zverevs Problem schon vor Wimbledon
- Aktuelle Podcast-Folge von "Becker Petkovic"
- sid