Der 14. September 1958 wird zur Geburtsstunde der deutsch-französischen Freundschaft. Der Fernsehfilm "An einem Tag im September" nebst anschliessender Dokumentation zeigt, wie Konrad Adenauer und Charles de Gaulle in Colombey ihre jahrhundertealte Erbfeindschaft überwanden.
Am 14. September 1958 verfahren sich Bundeskanzler
Der ZDF-Fernsehfilm "An einem Tag im September" macht die Zuschauer zu Zeugen einer geschichtsträchtigen Begegnung. 13 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs treffen sich die beiden Staatsmänner erstmals in de Gaulles privatem Landsitz "La Boisserie" in Colombey-les-Deux-Églises. Das Drehbuch von Fred Breinersdorfer verwandelt akribisch recherchierte Fakten in packende Dramaturgie.
Vier Ebenen erzählen eine Geschichte
Der Autor und Regisseur Kai Wessel haben die historischen Ereignisse auf vier Handlungsebenen aufgebaut. Im Zentrum steht das politische Gespräch zwischen dem deutschen Kanzler Adenauer (
Parallel dazu zeigt der Film die französische Köchin Louise Camaille (Muriel Bersy), die sich weigert, für die "verhassten Deutschen" zu kochen. Sie gerät mit Adenauers Chauffeur Willi Klockner (Ronald Kukulies, 53) aneinander, der seinerseits gegen den "Franzmann" austeilt. Die politischen Berater beider Seiten tragen ihre Meinungsverschiedenheiten hinter den Kulissen aus.
Als vierte Ebene führte Breinersdorfer zwei junge Journalistinnen ein - eine Deutsche und eine Französin. Sie träumen von einem gemeinsamen Europa in Frieden und fordern die Politiker auf, sich dafür einzusetzen. Diese fiktiven Charaktere verkörpern die Hoffnungen der Nachkriegsgeneration.
Das spannungsvolle Aufeinandertreffen entwickelt sich zu einem ehrlichen Gespräch von Mensch zu Mensch. Beide Politiker überwinden persönliche Vorbehalte und beschliessen gegen alle Widerstände, die jahrhundertealte sogenannte "Erbfeindschaft" zu beenden.
Klaussner entdeckt Adenauers verletzliche Seite
Burghart Klaussner verkörpert den ersten Bundeskanzler mit beeindruckender Tiefe. "Ich wollte die Rolle erst mal gar nicht spielen, weil ich dachte, die passt doch gar nicht zu mir", gesteht der Charakterdarsteller. Doch dann erkannte der Berliner Schauspieler in Adenauer: "Eine vielleicht viel grössere Verletzlichkeit, als man auf den ersten Blick vermuten könnte. Und eine ziemlich grosse Einsamkeit. Wenig Freundschaften."
Für seine Darstellung bereitete Klaussner sich mithilfe von Biografien und Bildmaterial vor, was bei einer historischen Persönlichkeit einfacher sei. Adenauer sei als Figur in seiner Kindheit sehr präsent gewesen. "Der war ja quasi omnipräsent in den Medien, in der Zeitung, also im Radio hauptsächlich, was ich damals verfolgen konnte als Kind oder Jugendlicher", sagte er dem ZDF.
Internationale Anerkennung für zeitloses Thema
Der Film gewann beim Festival de Télévision de Monte Carlo 2025 zwei Goldene Nymphen - für den besten Film in der Kategorie Fiction und für Hélène Alexandridis als beste Schauspielerin. Die deutsch-französische Koproduktion wurde in Belgien gedreht und paritätisch mit Darstellern beider Länder besetzt.
Bereits im Vorfeld erhielt der Film ungewöhnlich viel Aufmerksamkeit. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (69) sichtete ihn gemeinsam mit Schulklassen im Haus der Geschichte in Bonn. Das Thema gewinnt angesichts aktueller europäischer Herausforderungen neue Brisanz.
Produzent Wolfgang Cimera betont: "Europa braucht positive Narrative. Die deutsch-französische Aussöhnung ist die grösste Friedensinitiative seit dem Zweiten Weltkrieg." Sein Kollege Mark von Seydlitz ergänzt: "Politiker von der Dimension Adenauers und de Gaulles wären heute nötiger denn je."
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Länderübergreifende Kooperation mit Arte
Der Film, der in einer länderübergreifende Kooperation mit Arte entstand, läuft am 15. September um 20:15 Uhr im ZDF. Eine begleitende Dokumentation vertieft im Anschluss um 21:45 Uhr die historischen Zusammenhänge mit Experteninterviews und Archivmaterial. Beide Filme sind in der Mediathek zu finden. (ili/spot) © spot on news