Bill Kaulitz erlebt gerade harte Zeiten. In der neuesten Folge seines Podcasts "Kaulitz Hills" erzählt der Sänger, dass er in Beverly Hills keine Zigaretten kaufen konnte. Doch keine Sorge, Tom fängt seinen Bruder in dieser Krise moralisch auf und liefert unbewusst den Anstoss für eine grössere Diskussion. Denn es geht um viel mehr. Und ein kleines bisschen um die Grünen. Und um Friedrich Merz.

Christian Vock
Eine Satire
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Die neueste Ausgabe von "Kaulitz Hills" beginnt mit einer Schock-Nachricht: "Ich bin ein kleines bisschen genervt. Meine Nerven sind ein kleines bisschen am Ende. Ich habe nicht besonders viel Schlaf bekommen", gesteht dort Bill Kaulitz. Ach, herrje! Doch der Schrecken nimmt kein Ende: "Ich hab das Gefühl, ich schlaf gar nicht mehr", bekennt auch noch Bruder Tom.

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Was ist da nur los im Hause Kaulitz? Was bringt die Brüder um den Schlaf? Welcher Krisenherd dieser Welt lässt die Kaulitze nachts nicht zur Ruhe kommen? Es ist: Jared Leto, der sein Haus renoviert. "Es ist absolute Grossbaustelle hier bei uns in der Nachbarschaft", erklärt Bill und bitte: Grämen Sie sich nicht, dass Sie da nicht gleich drauf gekommen sind. Dass Jared Leto sein Haus renoviert, ist ein Problem, das nicht viele Menschen haben.

Bill Kaulitz darf in Beverly Hills nicht rauchen

Aber der Umbau bei Jared Leto ist natürlich nicht das einzige Thema, das Tom und Bill in dieser Woche umtreibt. Dafür passiert in der Welt einfach viel zu viel. So fällt Bill beispielsweise auf, dass die Haare von Bruder Tom in jüngster Zeit lockiger geworden sind. Ausserdem beklagen sie den Bürokram, den sie erledigen müssen und da wir gerade bei Bürokram sind, werden wir über Bill und Toms Abneigung gegenüber der Ästhetik von Druckern als Teil des Mobiliars in Kenntnis gesetzt.

Bill Kaulitz verliert die Fassung bei Dreharbeiten in Berlin

In ihrem gemeinsamen Podcast verrät Tom Kaulitz, dass sein Bruder Bill bei Dreharbeiten plötzlich die Fassung verloren habe. Bill habe in dieser Situation "sein wahres Gesicht gezeigt". © ProSiebenSat.1

Darüber hinaus erfahren wir ein wenig über Toms Hunde, wo der Musiker seine Pakete lagert, über das Tattoo, das die beiden Giovanni Zarrella im Fall eines Sieges bei "The Voice of Germany" stechen dürfen, ausserdem noch über Piercings, Küchenabfallzerkleinerer und Wissenswertes über das Rülpsen durch die Nase. Alles wichtige Themen, insgesamt und jedes für sich genommen, aber ein Thema erregt beim Zuhören doch besondere Aufmerksamkeit.

Bill echauffiert sich nämlich, er habe in einem Laden in L.A. mit dem Hinweis "In Beverly Hills gibt es keine Zigaretten zu kaufen" keine Zigaretten bekommen und sagt darauf hin: "Das macht mich wirklich sauer!" Tom reagiert mitfühlend, stärkt seinem Bruder den Rücken und macht dann folgendes Statement: "Ich finde ja immer: Leuten Sachen zu verbieten, ist immer schwierig. Ich finde, Aufklärung! Jeder weiss es mittlerweile: Rauchen ist ungesund. Aber zu sagen: Wir verbieten dir das jetzt hier in unserer Stadt?"

Verbote – ein verboten schlechtes Image

Oha! Tom Kaulitz will also am liebsten Verbote verbieten. Das ist erstaunlich, befindet er sich damit doch in einer Gesellschaft, mit der man den Tokio-Hotel-Musiker erst einmal nicht in Verbindung gebracht hätte: Friedrich Merz, Markus Söder oder die "Bild". Alle Drei regen sich jedenfalls sehr gerne über die Grünen als angebliche Verbotspartei auf. Nun hat man zwar nie den Eindruck, dass dabei jedes Statement bis zum Ende gedacht ist, aber man darf da schon einmal fragen, was denn mit dem Image des guten, alten Verbots passiert ist.

Denn Verbote, das vergisst man leicht in der erregten Diskussion, haben ja einen Sinn. Man kann sogar so weit gehen, zu sagen, dass unser Zusammenleben auf ganz vielen Verboten basiert. Denn Verbote, man kann auch Gesetze sagen, geben uns Orientierung, was man in einer Gesellschaft tun und was man besser lassen sollte. Und das, auch das wird gerne vergessen, hat sich ziemlich bewährt. Aber Moment mal, ruft da Tom Kaulitz: Ist es denn nicht besser, man setzt auf Freiwilligkeit und Aufklärung?

Nun ja, das klingt verlockend, beinhaltet aber schon eine gewisse Risikobereitschaft, wenn man Dinge eigentlich nicht möchte, aber lieber darauf setzt, dass das dem anderen genauso wichtig ist. Gerade bei Mord, Diebstahl oder im Strassenverkehr verlasse ich mich zum Beispiel ungern auf die Impulskontrolle und die Einsicht anderer. Aber hey, Freiwillige vor, wer seinem betrunkenen Nebenmann gerne den Zündschlüssel für die gemeinsame Heimfahrt überlässt.

Markus Söder, Chef einer Verbotspartei

Es gibt viele weitere Bereiche, in denen die Bilanz der Freiwilligkeit eher mau ausfällt. Bei der Klimakrise zum Beispiel gibt es mehr als genug Aufklärung, aber sobald etwas konkret getan werden soll, schreien alle: Verbotspartei! Aber wissen Söder und Co. vielleicht einfach gar nichts von den vielen Vorteilen von Verboten? Na, dann gucken wir doch mal nach!

2007 forderte Markus Söder ein Verbot von Autos ohne umweltfreundlichen Antrieb ab 2020. Ein ähnliches Verbot forderte Söder 2020 erneut, nur diesmal für das Jahr 2035. Im Regierungsprogramm 2023 bis 2028 vor den jüngsten Landtagswahlen sagt Söders CSU aber wieder "'Nein’ zu Verboten und "'Ja‘ zum Verbrenner". Schon verwirrend, was? In der Corona-Pandemie forderte Söder, die Ski-Gebiete europaweit zu schliessen und einen Skiurlaub zu verbieten.

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Friedrich Merz’ CDU wiederum forderte, es ist noch gar nicht lange her, ein "Handynutzungsverbot in Grundschulen" und Merz selbst sprach sich beispielsweise 2021 für ein Spielverbot für ungeimpfte Fussballspieler aus.

Ja Mensch, ist das doch nicht ganz so einfach mit diesen Verboten, der Freiwilligkeit und dem Ruf der Verbotspartei. Dann wäre es doch nur konsequent, wenn Friedrich Merz, Markus Söder und Tom Kaulitz mal etwas Neues fordern: das Verbot, Verbote verbieten zu wollen.

Verwendete Quellen:

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