Morgens! Mittags! Abends! Statt mit klassischen Kapiteln zu arbeiten, hat Steffen Henssler sein neues Kochbuch "Hensslers schnelle Nummer" in die drei Tageszeiten aufgeteilt. Wir waren am Mittwoch in "Hensslers Küche" in Hamburg bei der Buchpräsentation dabei und haben den TV-Koch gefragt, warum er am Herd keine Zeit zu verlieren hat.
Vom Spiegelei zum Frühstück über One-Pot-Gerichte zum Mittag bis hin zu einem leicht bekömmlichen Garlic Chicken am Abend: Steffen
Im Interview spricht der 52-Jährige über seine persönliche Art zu kochen, die Künstliche Intelligenz als Küchenhelferin und die Motivation der jungen Generation, Koch-Videos zu schauen.
Herr Henssler, Sie haben Ihr neues Kochbuch "Hensslers schnelle Nummer" in drei Tageszeiten aufgeteilt: morgens, mittags und abends. Ist Frühstück die wichtigste Mahlzeit des Tages oder ist diese Ansicht längst überholt?
Steffen Henssler: Das kann jeder für sich selbst entscheiden. Ich kann gut verstehen, wenn man unter der Woche nicht jeden Morgen die Zeit findet, um zu frühstücken. Auch ich lasse das Frühstück hin und wieder ausfallen. Dafür wird in vielen Familien das Wochenend-Frühstück richtig zelebriert. Bei der Recherche im Vorfeld ist mir aufgefallen, dass Frühstück in vielen Kochbüchern zu kurz kommt. Wie bereite ich ein leckeres Eggs Benedict, Spiegelei oder Porridge zu? Wie backe ich meine Brötchen selber? Diese Fragen beantworte ich auf den ersten Seiten. Ich will nicht sagen, dass Frühstück die wichtigste Mahlzeit des Tages ist, sie kann aber die schönste sein.
Worauf liegt Ihr Fokus beim Mittagessen?
Möglichst wenige Zutaten. Da das meine Hauptmahlzeit ist, weiss ich, wie nervig es ist, wenn man morgens erstmal zig Zutaten fürs Mittagessen einkaufen muss. Die Zeit dafür hat doch kein Mensch. Aus diesem Grund sind viele One-Pot-Gerichte im Buch enthalten. Du stellst das Essen einfach auf den Herd und kannst nebenbei weiter arbeiten. Die Gerichte fürs Abendessen sind in der Zubereitung vielleicht ein My aufwendiger und differenzierter, aber auch immer noch so, wie man es von uns kennt. Die Grundidee war, für jede Tageszeit und jedes Gefühl ein Buch zu machen.
"Ich möchte diejenigen erreichen, die zwar Bock haben, aber eben noch nicht kochen können."
Bei der Buchpräsentation in "Hensslers Küche" in Hamburg wurden Sie von Ihrem Verlag als erfolgreicher Koch, Autor und Lehrer vorgestellt. Sehen Sie sich selbst als Lehrer?
Das war auch für mich neu (lacht). Ich finde es aber eine spannende Ansicht zu sagen, dass wir mit unseren YouTube-Videos und Büchern Menschen etwas beibringen. Das deckt sich tatsächlich mit dem Feedback, das wir in Social-Media-Kommentaren und E-Mails gespiegelt bekommen. Die Leute fangen mit uns an zu kochen. Mein vorrangiges Ziel war es nie, diejenigen anzusprechen, die seit 20 Jahren regelmässig kochen. Ich möchte diejenigen erreichen, die zwar Bock haben, aber eben noch nicht kochen können. Der Begriff "Lehrer" klingt vielleicht etwas didaktisch. Aber wenn ich schon ein Lehrer sein soll, dann bin ich hoffentlich der coole Lehrer.
Wie alt sind Ihre "Schülerinnen" und "Schüler" im Durchschnitt?
Es geht ungefähr mit 15 oder 16 los. Viele Jugendliche schauen sich die Videos zunächst nur an, weil sie sich unterhalten lassen wollen. YouTube, Instagram und TikTok leben von den Bildern. Gesellschaftlich hat sich viel verändert, auch die Rolle der Frau. Diese Wissensübermittlung von der Oma zur Mutter und von der Mutter zur Tochter findet heutzutage nicht mehr so häufig statt.
Kochen macht nicht nur Spass, sondern ist auch für die eigene Gesundheit relevant. Die Frage, die dabei mitschwingt, ist doch: Wie viel bin ich mir selber wert? Wenn ich mir zum Beispiel Kartoffelpuffer mit Apfelmus mache, dann weiss ich, welche Lebensmittel darin enthalten sind. Wenn ich aber ein Fertigprodukt oder irgendein Pulver zum Anrühren kaufe, dann weiss ich das nicht so genau. Ausserdem kann es nicht schaden, in dieser digitalen Welt mal wieder einer haptischen Beschäftigung nachzugehen – und das Smartphone beiseitezulegen.
Wie viel Zeit muss man insgesamt investieren, wenn man sich ein Tagesmenü – Frühstück, Mittagessen und Abendessen – aus Ihrem aktuellen Kochbuch zusammenstellt?
Es variiert natürlich je nach Gericht ein bisschen, aber Pi mal Daumen bleibt man bei drei Gerichten knapp unter einer Stunde. Zum Beispiel haben wir vor wenigen Tagen eine Bolognese bei bereits kochendem Wasser in zwölf Minuten zubereitet.
"Pfanne, links, rechts, oben, unten, auf den Teller, guten Appetit: Das ist die Art, wie ich auch zu Hause koche."
Würden Sie als leidenschaftlicher Koch nicht lieber Rezepte präsentieren, bei denen man sich mehr Zeit nehmen muss? Ist Ihre "schnelle Nummer" also in erster Linie dem Zeitgeist geschuldet?
Nein, tatsächlich nicht. "Hensslers schnelle Nummer" ist ja schon 2010 entstanden. Ich gehöre nicht zu den Köchen, die stundenlang in der Küche stehen, um einen Braten zu zaubern. Pfanne, links, rechts, oben, unten, auf den Teller, guten Appetit: Das ist die Art, wie ich auch zu Hause koche. Dass diese schnellen Rezepte dem Zeitgeist entsprechen, mag sein. Das ist aber reiner Zufall. Bei "Grill den Henssler" ist es nicht anders: In dieser Show muss ich Gerichte in einer Zeitspanne von neun bis 30 Minuten kochen.
Haben Sie ChatGPT schon mal nach einem Rezept gefragt?
Ja, weil ich neugierig war, was dabei herauskommt. Die KI mischt zwar Sachen zusammen, hat aber keine Erfahrung. Wir im Team haben uns noch nie von ChatGPT Rezepte entwickeln lassen. Als Ideenpool finde ich das durchaus sinnvoll, ChatGPT-Rezepte sind allerdings derbe unsexy. Hinter einem guten Rezept steckt auch immer Leidenschaft und eine Geschichte.
Vor drei Jahren haben Sie "Hensslers Schnelle Nummer 2 – das geilste Kochbuch der Welt" veröffentlicht. Waren Sie mit dem Superlativ damals zu voreilig?
Empfehlungen der Redaktion
(lacht) Zu der Zeit war es das geilste Kochbuch. Dinge verändern sich. Dennoch steht das von Ihnen genannte Buch dem neuen Werk in nichts nach. Wobei ich zugeben muss, dass mich das neue Kochbuch einen Tick mehr begeistert als der Vorgänger.
Über den Gesprächspartner
- Steffen Henssler ist ein deutscher TV-Koch und Kochbuchautor. 1972 im Schwarzwald geboren, betreibt er heute in Hamburg unter anderem ein Restaurant und eine Kochschule. Für seine Kochshow "Grill den Henssler" wurde ihm 2015 ein Bambi verlieren. Henssler hält laut Guinness World Records den Rekord für das "grösste Publikum einer Live-Kochshow".