Kein Kind von Traurigkeit und eine traurige Kindheit: Beim Start der neuen Staffel "Promi Big Brother" waren alle Gefühlslagen dabei. Denn während Désirée Nick vom Beckenrand aus lästerte, berichteten andere Container-Bewohner von ihren Gewalterfahrungen. Und ein ganz anderer Promi zog einfach nur von einem Knast in den nächsten.
"Big Brother", das muss man der Show lassen, hat eine bemerkenswerte Karriere hingelegt. 1999 in den Niederlanden und ein Jahr später in Deutschland als schwarzes Schaf unter den TV-Shows gestartet, erntete diese neue Art des Voyeurismus-Fernsehens als Reaktion eine Mischung aus Abscheu und Faszination.
Heute wissen wir, dass, allen Unkenrufen zum Trotz, das Abendland nicht wegen "Big Brother" untergegangen ist, im Gegenteil. Heute ist die Show eine von vielen und hat viele Aufs und Abs sowie Senderwechsel erlebt. 2013 fand die Promi-Variante bei Sat.1 ein Zuhause und hat sich damit weitgehend vom Normalo-Exhibitionismus-TV zur Chance für B-Promis in Finanznöten und Berufs-Reality-Darsteller gewandelt, Geld, Reichweite oder beides zu gewinnen. Oder wie es die Promis selbst gerne formulieren: Um dem Zuschauer mal zu zeigen, wie man wirklich ist.
Vieles ist all die Jahre aber auch gleich geblieben: Teilnehmer mit kurzer oder gar keiner Zündschnur, Streit ums Essen, Seelenstriptease, Eskalationen, Grüppchenbildung und Menschen, die glauben, sie seien besser als die Kollegen, obwohl sie sich mit ihnen dieselbe Show teilen.
Diese Promis sind bei "Promi Big Brother" dabei
In diesem Jahr dürfen sich nun folgende Prominente darum streiten, wer welche Rolle einnimmt:
Christina Dimitriou Harald Glööckler Karina Kipp Désirée Nick Andrej Mangold Laura Lettgen Achim Petry Michael Naseband Sarah-Jane Wollny Paco Herb Pinar Sevim Marc Terenzi Doreen Dietel Erik Seidel aka SatansBratanJimi Blue Ochsenknecht
"Promi Big Brother" 2025: Leben im Rohbau
Auf dem Papier sind sie alle gleich, die Teilnehmer dieser 13. Staffel, in der Reality-Realität sieht das Ganze bei der Eröffnungsshow am Montagabend aber ein bisschen anders aus. Denn hier wird unterschieden in "Der Glööckler und die Nick", Jimi Blue und der Rest und das liegt auch am Ambiente, das man sich für die 2025er-Ausgabe ausgedacht hat.
"Die grösste Show des Jahres sendet live aus dem Rohbau", begrüsst der Off-Sprecher die Zuschauer und meint damit nicht, dass man bei der Produktion nicht rechtzeitig mit dem Bau des Containers fertig geworden ist.
Nein, die traditionelle Trennung der Bewohner erfolgt diesmal anhand eines Immobilienmottos. Während die einen in einer vollumfänglich ausgestatteten Musterwohnung leben können, müssen die anderen mit Feldbetten im benachbarten Rohbau leben.
Mit "die einen" sind in Folge eins Désirée Nick und Harald Glööckler gemeint, der Rest der Belegschaft haust zwischen unverputzten Wänden und Dixi-Klos. Diese personelle Aufteilung mag daran liegen, dass man mit Glööckler und Nick den beiden ältesten und luxusverwöhntesten Promis einen sanften Einstieg gönnen wollte.
Vielleicht lag es aber auch daran, dass die beiden von ihrer Wohnung aus den Einzug der Kollegen beobachten und kommentieren konnten, ohne Teil davon zu sein. "Ach, der hat ja einen ganz schlechten Ruf", bewertet Nick etwa Andrej Mangold. "Da kannst du mal sehen, wie das auch in die Hose gehen kann", lästert sie über die Extensions von Pinar Sevim und Marc Terenzi wird "purer Opportunismus" unterstellt, weil er ein paar Worte mit Karina Kipp wechselt. Dass Nick zum Lästern gebucht wurde, sollte niemanden überraschen, dass sie nebenbei ein bisschen überperformt allerdings schon.
"Ich sage dir, du gehst hier als Hete raus."
Denn offenbar kommt der Nick in Folge eins das Gespür abhanden, wir unterstellen ihr erst einmal ein solches, zwischen Unterhaltung und Nicht-Unterhaltung zu unterscheiden. Denn, die Gründe bleiben unbekannt, warum auch immer: Désirée Nick hat es sich in ihrer WG mit Harald Glööckler zur Aufgabe gemacht, den homosexuellen Designer von den Vorzügen einer Frau, von ihren Vorzügen zu überzeugen: "Ich sage dir, du gehst hier als Hete raus", prophezeit Nick Glööckler.
Das ist aus vielerlei Gründen zu bezweifeln, am Ende sieht Nicks Humorverständnis so aus, dass sie in Unterwäsche und kopfüber auf dem Bett liegt, während Glööckler Fotos von ihr machen wollen muss. Immerhin ist Nick anzurechnen, dass sie ihren Job als Alleinunterhalterin proaktiv angeht.
Vom Knast in den "Promi Big Brother"-Container
Das kann man über den zweiten Protagonisten des Abends, Jimi Blue Ochsenknecht auch sagen, allerdings hat der die Unterhaltung vorverlegt, als er wochenlang für Schlagzeilen im Boulevard sorgte, weil er erst die Zeche prellte und dann dafür im Gefängnis sass.
"Wenn ihr denkt 'Promi Big Brother' halt ich nicht aus – das wird für mich Luxus".
Nun könnte man Hemmungen haben, Jimi Blue wegen seiner Knast-Episode und dem nun folgenden Einzug ins "Big Brother"-Haus mit Sprüchen wie "Der schläft aber auch gar nicht mehr zu Hause" auf den Arm zu nehmen, aber das übernimmt bereits das Moderatoren-Duo Marlene Lufen und Jochen Schropp: "Ich hoffe nicht Schulden", antwortet Marlene Lufen, als Kollege Schropp sie fragt, was Ochsenknecht wohl zuerst im Container mache. Aber auch Ochsenknecht kann die Gefängniszeit inzwischen mit Humor nehmen: "Wenn ihr denkt 'Promi Big Brother' halt ich nicht aus – das wird für mich Luxus".
Zwischen Gewalt und Augenbrauenstift
Gleichzeitig weiss man offenbar, dass man da den richtigen Promi zur richtigen Zeit gebucht hat, denn man gönnt Ochsenknecht als einzigem einen Live-Einzug in der Show, während die Kollegen bereits vor zwei Tagen eingezogen sind. Die waren und sind aber auch nicht untätig und gehen den erwähnten Pflichten als Trash-TV-Darsteller nach.
So erzählt etwa Marc Terenzi von seinen Gewalterfahrungen in der Beziehung mit Verena Kerth. Die habe ihn oft geschlagen und tagelang und ohne Essen zu Hause eingesperrt, aber "Ich hab sie nie zurückgeschlagen", erklärt Terenzi. Stattdessen habe er "gesoffen, um durch den Tag zu kommen".
Webvideoproduzentin Karina Kipp schliesst sich den Offenbarungen Terenzis an und berichtet von den Misshandlungen ihres Vaters während ihrer Kindheit. Das ist für eine Trash-TV-Show, noch dazu für die erste Folge, doch reichlich harte Kost, was die übliche Hysterie der Bewohner nur noch hysterischer erscheinen lässt. Zum Beispiel, als Erik Seidl sich mutmasslich zu viel des gemeinsamen Brotes in den Mund steckt oder Pinar Sevim jammert, ohne ihren Augenbrauenstift nicht leben zu wollen oder zu können.
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Was kann man von "Promi Big Brother" 2025 erwarten?
Was ist also vom neuen "Promi Big Brother"-Jahrgang zu erwarten? Alles oder nichts? Am wahrscheinlichsten irgendetwas dazwischen, denn mit Christina Dimitriou, Harald Glööckler, Désirée Nick oder auch Andrej Mangold sind genügend Promis dabei, die es in früheren Shows schon ordentlich haben eskalieren lassen oder das Potenzial dazu haben.
"Ich glaube ja nicht, dass die alle so gut befreundet bleiben. Das war ja noch nie der Fall", fasst Nick die Situation in ihre Worte und Harald Glööckler in seine: "Man muss nur abwarten. Am Fluss sitzen und warten, bis die Leichen vorbeischwimmen."