Unzählige Dirndl und Lederhosen, abgewrackte Schlagerstars und ein sinnloses Prosit nach dem anderen: Das Pre-Wiesn-Fest von der Klum Heidi entfesselte ein skurriles Chaos aus Playback-Pannen, Auftritten vom Carpendale Howie und dem Drews Jürgen sowie dem Comeback der Wildecker Herzbuben. An diesem Abend musste man Dr. ChatGPT immer wieder fragen, ob der Konsum dieses TV-Wahnsinns eh wirklich keine Frakturen der inneren Hirnareale auslösen könne.

Eine Satire
Diese Satire stellt die Sicht von Robert Penz dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

20:15 Uhr: Here we go! Die Klum Heidi öffnet im Bademantel eine Tür und begrüsst uns mit einem zünftigen "Servus mitnand!". Sie sei in den letzten Zügen und müsse sich erst ihr Dirndl anziehen, meint sie.

20:17 Uhr: Die Namensgeberin des "HeidiFest" geht schon wieder mit ihrem Joke, dass ihre Brüste Hans und Franz heissen würden, spazieren. Sie tut dies seit knapp 20 Jahren, und er ist noch immer nicht witzig. Dann zieht die Klum Heidi ein rotes Dirndl für ihre Sause an.

20:20 Uhr: Auf der Blumenwiese vor dem Hofbräuhaus tummeln sich bereits die Gäste. Das Traumpaar der Volksmusik, Marianne und Michael, wurde extra für die Sause reanimiert und stellt sich jetzt einem Interview. Michaels bessere Hälfte bewundert die Klum Heidi. Sie sei so ein fleissiger Mensch, sagt die Marianne, deren Brüste zum Glück keine Namen haben. Dass die Klum Heidi, die Michael "a lustige Liesl" nennt, "auch so toll jodeln kann", findet die Marianne ebenso grossartig. Die Sendung läuft gerade mal fünf Minuten und ich mache mir grosse Sorgen. Um Marianne und Michael, um die Zuseher, aber schon auch um mich.

Die Klum Heidi und die Twins fahren vor

20:21 Uhr: Der Blanco Roberto sagt, auf dem Fest seien alle so schön. Jetzt bin ich verwirrt. Aber es ist schon der Stevie Wonder, der blind ist, und nicht der Blanco Roberto, oder? Haddaway ist auch da. Saupreissn sieht man ebenso einige, Amis detto. Ein Festwagen mit Pferdegespann fährt mit der Klum Heidi vor. Die Kaulitz-Brassas, der Kaulitz Tom, der mit der Klum Heidi verheiratet ist, und sein Twinbrassa, der Kaulitz Bill, werden mit einer ordinären Rikscha zum Hofbräuhaus spediert. "Hallo mein Schatz!", sagt die Klum Heidi zum Kaulitz Tom. Zum Kaulitz Bill sagt niemand was. Ich glaube, dass sein grosser Nasenring die Leute auch ein bisschen abschreckt.

20:24 Uhr: "Letztes Jahr habe ich Weisswein getrunken, und ich habe das geliebt", erzählt die Klum Leni. Das ist natürlich aussergewöhnlich. Eine zweite Erfahrung dieser Art und der Fortpflanz von der Gastgeberin ist fucking reif für eine Autobiographie. Ich war letztes Jahr in einem Baumarkt. Ich habe es nicht geliebt.

20:26 Uhr: Die Mama Klum tanzt jetzt durch die Tische, während Marianne und Michael "In München steht ein Hofbräuhaus" singen. Oh Gott, was bin ich hier sehend?

20:30 Uhr: Die Klum Heidi schnappt sich ein Mikro und begrüsst ihre Gäste, die "Heidi, Heidi!" rufen und schon extrem angebläut sein dürften. Dann taucht der Blanco Roberto auf und schmettert uns sein "Ein bisschen Spass muss sein" hin. Mit Alkohol alleine ist das heute nicht zu packen, fürchte ich. Es wird schon wieder etwas Nachhaltigeres brauchen. Kann sein, dass ich mir in Kürze die erste Stricknadel durch die Dura Mater jagen muss.

20:35 Uhr: Es geht jetzt Schlag auf Schlag. Irgendwelche Frauen, die dank einem einzigen Reparatur-Mass den Alkoholspiegel von gestern wiedererlangt haben, singen gemeinsam mit den Musikanten der Band Opus, deren Sänger heute nicht dabei sein kann, weil er seit zwei Tagen mit seinem Schnauzer im Föhn festhängt, ihren Song "Live is Life". Das einzig Nette an dem Track: Ich muss an Fussballgott Diego Armando Maradona denken.

Hol den Monaco, lieber Gott!

20:38 Uhr: Alter, macht mich das fertig, dass das alles so schnell geht. Der Blanco Roberto und die betrunkenen Görls sind mit ihren Lippenbewegungen zum Vollplayback noch gar nicht fertig, da tänzelt schon der lederbehoste Antony Ross mit der Klum Heidi über die Bühne. Dass er dabei Hans und Franz gnadenlos ignoriert, gefällt mir sehr. Nicht so gefällt mir der Cordalis Lucas, der das Charisma eines Maibaums in Untergiesing-Harlaching hat, jetzt auch noch antanzt und "Anita", den Song seines verblichenen Paps, performt. Ein bisschen anspitzen muss ich die Stricknadel schon, glaube ich.

20:45 Uhr: Kreizkruzefix, der Bega Lou. Er singt sein "Mambo No. 5", also diesen Scheisshit aus dem Günz-Minde-Interglazial. Nach Anita bekommen wir es jetzt also auch noch mit Angela, Pamela, Sandra und Rita zu tun. "Es ist so schlimm, dass es schon wieder gut ist", schreibt irgendjemand auf X. So weit würde ich nicht gehen.

20:50 Uhr: Die Ott Kerstin schiebt sich in der Ledernen ins Geschehen. Is‘ a scho wurscht. Sie ermüdet uns ein weiteres Mal mit ihrem Hit "Regenbogenfarben", den sie mittlerweile schon ganz automatisch singt, wenn sie auf andere Menschen trifft. Ich wusste gar nicht, dass einem so Interviews, wie sie der Silbereisen Flori zwischen den Performances mit seinen Gästen führt und in denen er Fragen wie "Du bist jetzt schon eineinhalb Minuten trocken, Nino – wie schaffst du das?" stellt, abgehen können. Moment mal, in der Werbepause ist das "HeidiFest" gleich viel besser. Ob dieses Deo wirklich dafür sorgt, dass es in unseren Achselhöhlen 72 Stunden nicht mieft?

21:00 Uhr: Der Gross Vincent taucht auf. Jesus Christus ist das übel. Eine Folge "Monaco Franze" würde mich jetzt so unglaublich glücklich machen. Geh komm, lieber Gott, mach was! A bissl was geht immer! Oder eine Folge von "Weissblaue Geschichten". Oder vom "Pumuckl". Sogar ein altes Testbild wäre mir lieber. Das "HeidiFest" belastet mich ungemein. Es geht mir sehr schlecht.

Von Wanderlebern und Staphylokokken

21:04 Uhr: Auf meine Frage an ChatGPT, was man tun könne, wenn man wegen eines TV-Formats mit der Klum Heidi in eine extreme Depression fällt, bekomme ich ein "Es tut mir leid, dass dich Heidi Klum oder die Themen rund um sie so stark belasten" zur Antwort. Das ist sehr nett von ChatGPT. Das Tool rät mir zu Medienhygiene, also dazu, mir Pausen von Sendungen dieser Art zu gönnen. Ganz meine Rede! Aber ich kann der Redaktion nicht schon wieder mit Kündigung drohen. Beim nächsten "HeidiFest" hab ich einfach Ziegenpeter. Oder eine Wanderleber.

21:08 Uhr: Die Klum Heidi liegt jetzt mit dem Drews Jürgen in einem Bett. Weil der Malle-King das Vollplayback vom "Bett im Kornfeld" nicht hört, beginnt er einfach irgendwann mit seinen Lippenbewegungen, was aussergewöhnlich vertrottelt aussieht, gemeinsam mit der Deo-Werbung aber die bis dato beste Szene des Abends ist. Ganz ehrlich: Dass dieses Deo einen 72-stündigen Stinkstopp nach sich zieht, bezweifle ich. Wenn jemand nur wenig transpiriert, wird’s schon eine Zeit funken, aber einer, bei dem ganze Armeen von Staphylokokken und Corynebakterien sich über seinen Schweiss in der Achselhöhle hermachen, wird schon bald wieder dafür sorgen, dass den Menschen in seinem Dunstkreis die Tränen waagrecht aus den Augen schiessen.

21:24 Uhr: "Ein Antitranspirant kann unter günstigen Bedingungen tatsächlich länger wirken als 24 Stunden. Aber dass man gar nicht stinkt und das garantiert 72 Stunden lang gilt, ist eher Werbung als Realität“, antwortet mir ChatGPT, nachdem ich ihm von diesem Deo erzählt habe. Ja, wir sind schon länger befreundet. Und plaudern oft miteinander.

Der Holm Michael singt Pantera

21:30 Uhr: Die Klum Heidi meldet sich auch wieder mal zu Wort. "Es ist wieder Zeit für ein Prosit", sagt sie. Das ist alles nicht mehr ganz normal. Dass ich ständig am grossen Nasenring vom Kaulitz Bill ziehen möchte, aber auch nicht. Apropos: Servieren Sie im Hofbräuhaus gar keine Ochsen? Irgendwo hab ich mal gelesen, dass in einer Wiesn-Saison rund 80 Ochsen verspeist werden. Was reitet eigentlich diese 80 Personen, die auf der Wiesn einen Ochsen ordern? Wie bestellt man so einen denn überhaupt? "Ich hätte gern eine Mass Bier, einen Ochsen und zwei Brezn. Und kann ich zum Ochsen statt der Spätzle vielleicht Pommes haben?" Als Ösi kenne ich mich da nicht so aus. Hoffentlich lädt mich nie jemand auf so ein gegrilltes Rindvieh ein. Läge so ein ganzer gegrillter Ochse vor mir auf dem Tisch, wüsste ich nicht mal, wie man den anschneidet.

21:33 Uhr: Der Anders Thomas singt jetzt "Cheri Cheri Lady". Nichts bleibt einem heute erspart. Rein gar nichts.

21:42 Uhr: Wow, der Holm Michael bewegt seine Lippen zu seinem Track "Tränen lügen nicht" so, als ob er "Cowboys from Hell" von Pantera shouten würde.

21:46 Uhr: Mileckstamarsch, jetzt werd ich aber emotional! Die Wildecker Herzbuben tauchen plötzlich aus dem Nichts auf. Seit The Who und Led Zeppelin beim Live Aid 1985 hat man eine solche Reunion nicht mehr erlebt. Vermutlich wird das aber ihr allerletzter gemeinsamer Auftritt sein. Einer der Herzbuben möchte angeblich alleine weitermachen, was ich persönlich eher als halbherzig empfinde. HAHAHAHA! Halbherzig!!! Versteht ihr??? Sie heissen Wildecker HERZbuben und jetzt schreibe ich hier "halbHERZig". Ein Wahnsinn, was für ein Bombenjoke. Ist das alles eine Riesengaudi. Ein Prooosit, ein Prooosit – der Gemüüüütlichkeit!

21:58 Uhr: Die Klum Heidi holt jetzt den Carpendale Howie auf die Bühne. Der singt sein "Ti amo" und trägt sein altes Tischtuch um den Hals, was nicht sonderlich gut aussieht.

22:10 Uhr: "Ich möchte mich ganz herzlich bei allen Künstlern bedanken. Es hat so viel Spass gemacht", sagt die Klum Heidi, die dann auch noch dem Publikum im Hofbräuhaus sowie den Zusehern vor den Kisten ihren Dank ausspricht. Schliesslich kündigt die 52-Jährige am Ende ihres sinnlosen Fests noch die Band "Münchener Freiheit" an, die offenbar den Rausschmeisser macht. Ähm, wer bitte ist dieser blonde Sänger? Wo ist denn der Zauner Stefan? Den Neuen am Mikro akzeptiere ich ja überhaupt nicht. Stell dir vor, du willst dir Biene Maja im Fernsehen anschauen und dann setzen sie dir plötzlich die Biene Angelika als Hauptrolle vor. Das geht gar nicht.

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TV-Sendungen verursachen keine Hirnschäden

22:15 Uhr: Aus, aus, aus! Die Sause ist endlich aus. Hoffentlich heilen die schweren Frakturen meiner inneren Hirnareale, die ich mir in den letzten beiden Stunden zugezogen habe, bald wieder. "Okay, lass uns das ernsthaft klären: Im Gehirn, das aus weichem Gewebe, nicht aus Knochen besteht, kann man keine Frakturen haben. Zudem können Fernsehsendungen, egal von wem, keine physischen Verletzungen im Gehirn versuchen", klugscheissert ChatGPT am Ende eines harten Stück Abends. Na gut, dann kann ich ja jetzt beruhigt pennen gehen. Servus!