Der Golfstrom könnte früher kollabieren als gedacht und der Permafrost an der Zugspitze bis 2050 verschwinden. Gleichzeitig werden Superzellen-Gewitter in den Alpen häufiger und die Farbe geparkter Autos beeinflusst das Stadtklima erheblich. Das sind die aktuellen Klimanews.

2024 war das wärmste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen und die Auswirkungen der Klimakrise werden spürbarer: Extremwetterereignisse nehmen weltweit zu, ein Negativrekord jagt den nächsten.

Die globale Erwärmung zu bremsen und ihre Folgen beherrschbar zu halten, ist eine der zentralen Herausforderungen für die Menschheit. In dieser Serie halten wir Sie über die aktuellen News und Entwicklungen rund ums Klima auf dem Laufenden.

Neue Studie warnt: Kollaps des Golfstroms nicht mehr ausgeschlossen

Seit Jahren diskutieren Forschende darüber, ob und wann der Golfstrom – genauer: die Atlantische meridionale Umwälzströmung (Amoc) – zusammenbrechen könnte. Manche Modellrechnungen gaben Entwarnung, andere prognostizierten einen möglichen Kollaps schon im laufenden Jahrhundert. Einigkeit bestand nur darin, dass die Strömung seit Jahrzehnten an Kraft verliert und mittlerweile so schwach ist wie seit 1.600 Jahren nicht mehr.

Nun legt eine neue Studie im Fachmagazin "Environmental Research Letters" nahe, dass die Gefahr grösser ist, als viele bislang dachten. Klimaforschende um Sybren Drijfhout und Stefan Rahmstorf simulierten die Entwicklung der Amoc bis weit ins 23. und 25. Jahrhundert hinein. Demnach kollabiert die Strömung bei anhaltend hohen CO2-Emissionen in rund 70 Prozent der Modellläufe. Selbst unter moderateren Szenarien zeigte sich noch ein erhebliches Risiko.

Besonders brisant: Der Kipppunkt, an dem sich entscheidet, ob die Amoc langfristig kippt, könnte schon in den kommenden ein bis zwei Jahrzehnten erreicht sein – auch wenn ein Zusammenbruch möglicherweise erst 50 bis 100 Jahre später eintritt. Die Zeit, die entscheidenden Weichen zu stellen, ist jetzt.

Der Golfstrom wirkt wie eine gigantische Wärmepumpe: Er transportiert warmes Wasser aus den Tropen nach Norden und sorgt so dafür, dass Europa deutlich mildere Winter hat, als es die geografische Lage vermuten liesse. Durch die Klimaerwärmung kühlt der Nordatlantik jedoch langsamer ab, zusätzlich strömt Schmelzwasser von Grönland ins Meer – beides trägt dazu bei, dass die Strömung an Kraft verliert.

Ein Kollaps hätte gravierende Folgen: Europas Klima könnte sich stark abkühlen, Meeresspiegel steigen und globale Wettersysteme sich verschieben – mit massiven Auswirkungen auf Millionen Menschen.

Permafrost an der Zugspitze könnte bis 2050 verschwinden

Deutschlands höchster Gipfel, die Zugspitze, steht durch den Klimawandel vor grossen Veränderungen. Wie "Spiegel" und die "Süddeutsche Zeitung" unter Berufung auf das Bündnis "Gletscherkarawane" aus Wissenschaftlern, Aktivisten und der Alpenschutzkommission Cipra berichten, könnte der Permafrost dort bis spätestens 2050 vollständig verschwinden.

Der dauerhaft gefrorene Untergrund wirkt wie ein natürlicher Kitt im Gestein. Taut er auf, drohen instabile Hänge, mehr Steinschlag und Felsabbrüche – mit Folgen für Wanderwege, Skigebiete und Bergstationen. Bereits heute registrieren Fachleute in den Alpen vermehrt Abbrüche, die mit dem Schmelzen des Permafrosts zusammenhängen.

Superzellen: Europas neue Wetterrealität

Superzellen: Europas neue Wetterrealität

Eine Studie zeigt: Mit steigenden Temperaturen nehmen Superzellen-Gewitter in Europa zu. Besonders im Alpenraum, während der Süden teils weniger betroffen ist.

Auch die letzten deutschen Gletscher leiden massiv unter der Klimakrise. Besonders betroffen ist der Nördliche Schneeferner an der Zugspitze: Seine Fläche hat sich seit 1980 mehr als halbiert, die Eisdicke schrumpfte zwischen 2007 und 2022 von 52 auf 20 Meter. Setzt sich dieser Trend fort, wird der Gletscher bis 2030 weitgehend verschwunden sein. Etwas besser geschützt ist der Höllentalferner im Gebiet der Zugspitze, der von Lawinen gespeist und durch steile Felswände beschattet wird.

Die Entwicklung reiht sich ein in einen grösseren Trend: In den Alpen verschwinden die Gletscher doppelt so schnell wie im globalen Schnitt. Expertinnen und Experten warnen, dass bis Ende des Jahrhunderts grosse Teile der Ostalpen eisfrei sein könnten – mit gravierenden Folgen für Natur, Tourismus und Wasserversorgung.

Klimakrise macht Alpenregion zum Gewitter-Hotspot

Superzellen sind die gefürchtetste Form von Gewittern: Sie bringen Hagel, Sturmböen und Überschwemmungen mit sich, manchmal sogar Tornados. Superzellen gelten zwar als selten, richten jedoch enorme Zerstörung an. Eine neue Studie zeigt nun: Der Klimawandel lässt sie häufiger auftreten – vor allem rund um die Alpen.

Forschende der Universität Bern und der ETH Zürich haben mithilfe eines hochauflösenden Klimamodells erstmals detailliert simuliert, wie sich Superzellen in Europa künftig entwickeln könnten. Die im Fachjournal "Science Advances" veröffentlichten Ergebnisse zeichnen ein beunruhigendes Bild: Während die Gesamtzahl dieser Extremgewitter europaweit um etwa elf Prozent zunehmen dürfte, wird die nördliche Alpenseite zu einem Hotspot: Dort könnten bis zu 50 Prozent mehr Superzellen-Gewitter auftreten, falls die globale Erwärmung drei Grad über vorindustriellem Niveau erreicht.

Die Ursache liegt in den physikalischen Folgen steigender Temperaturen: Wärmere Luft speichert mehr Feuchtigkeit, die sich in heftigen Regenfällen entlädt. Zudem wird bei der Kondensation Energie frei, die Gewitterprozesse zusätzlich antreibt. Verschiebungen im Jetstream können dafür sorgen, dass Stürme länger über einer Region verharren – mit entsprechend grösserem Schadenspotenzial.

Dunkle Autos heizen Umgebung um fast vier Grad zusätzlich auf

An heissen Sommertagen kann ein geparktes Auto schnell zum Backofen werden – doch der Effekt reicht weit über den Innenraum hinaus. Forschende der Universität Lissabon haben in einer Studie herausgefunden, dass der Einfluss von parkenden Fahrzeugen auf die städtische Wärmeentwicklung enorm ist – und dunkle Fahrzeuge die Umgebungsluft deutlich stärker aufheizen als helle.

In einem Experiment stellten die Wissenschaftler zwei Autos – eines schwarz, eines weiss lackiert – über mehrere Stunden in die Sonne. Bei einer Aussentemperatur von 36 Grad in Lissabon stieg die Temperatur in der Nähe des schwarzen Wagens um bis zu 3,8 Grad gegenüber dem Asphalt daneben. Der weisse Wagen erwärmte seine Umgebung nur geringfügig.

Der Grund liegt in der Reflexion der Farben: Während weisse Lacke bis zu 85 Prozent des Sonnenlichts zurückwerfen, absorbieren schwarze fast alles und geben es in Form von Infrarotstrahlung – also Wärme – rasch an die Umgebung ab.

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In Städten mit Tausenden geparkten Autos kann dieser Effekt demnach den sogenannten Hitzeinsel-Effekt verstärken, bei dem sich dicht bebaute Gebiete mit Tonnen an Asphalt und Glas deutlich stärker aufheizen als ihr Umland. Bereits heute liegen nächtliche Temperaturen in Metropolen wie Paris oder London bis zu vier Grad über dem Umland. Die Forscher fordern, dass Autos bei der Lösung der städtischen Hitzeproblematik unbedingt mitgedacht werden müssen. Sie schlagen vor, das Parken an besonders heissen Orten einzuschränken, mehr Schattenplätze zu schaffen und helle Lackierungen gegenüber dunklen zu bevorzugen.

Verwendete Quellen