Der Klimawandel treibt in den USA den Zuckerkonsum an und Extremwetter kostet Europas Volkswirtschaften Milliarden. Tauende Permafrostböden belasten Alaskas Flüsse und die Tiefsee speichert immer weniger CO2. Das sind die aktuellen Klimanews.
2024 war das wärmste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen – und die Auswirkungen der Klimakrise werden spürbarer: Extremwetterereignisse nehmen weltweit zu, ein Negativrekord jagt den nächsten.
Die globale Erwärmung zu bremsen und ihre Folgen beherrschbar zu halten, ist eine der zentralen Herausforderungen für die Menschheit. In dieser Serie halten wir Sie über die aktuellen News und Entwicklungen rund ums Klima auf dem Laufenden.
Klimawandel lässt Zuckerkonsum in den USA ansteigen
Der Klimawandel hat nicht nur Einfluss auf Wetterextreme und Ökosysteme, sondern auch auf unsere Ernährungsgewohnheiten. Eine in "Nature Climate Change" veröffentlichte Studie zeigt, dass steigende Temperaturen in den USA zu einem höheren Konsum von Produkten mit zugesetztem Zucker führen – vor allem in Form von Softdrinks, Fruchtsäften und Speiseeis.
Für die Untersuchung werteten Forschende der Cardiff University und internationale Partner die Einkaufsdaten von mehr als 40.000 US-Haushalten aus den Jahren 2004 bis 2019 aus. Das Ergebnis: Zwischen 12 und 30 Grad Celsius erhöhte sich die Zuckeraufnahme im Schnitt um 0,7 Gramm pro Person und Tag je zusätzlichem Grad. Besonders stark ausgeprägt war der Effekt bei ärmeren Haushalten und Menschen mit geringerem Bildungsniveau.
Über 30 Grad Celsius schwächte sich der Zusammenhang zwar ab, doch dieser Temperaturbereich trat in den Daten seltener auf. Mit Blick auf die Zukunft rechnen die Forschenden dennoch mit einem deutlichen Anstieg: Bei einem globalen Temperaturplus von fünf Grad bis Ende des Jahrhunderts könnte der durchschnittliche Zuckerkonsum pro Kopf um knapp drei Gramm pro Tag wachsen.
Laut der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e.V. (DGE) sollte die tägliche Zuckeraufnahme auf zehn Prozent der täglichen Energiezufuhr beschränkt werden. Das entspricht bei 2.000 Kalorien pro Tag etwa 50 Gramm. Tatsächlich liegt die Zufuhr in Deutschland schon heute mit rund 13 bis 14 Prozent (65 bis 70 Gramm pro Tag) über den Empfehlungen.
Zu viel Zucker erhöht nicht nur das Risiko für Karies, sondern begünstigt auch Übergewicht und Folgeerkrankungen wie Diabetes oder Herz-Kreislauf-Leiden. Die Autorinnen und Autoren der Studie warnen vor den bislang unterschätzten gesundheitlichen Folgen der Erderwärmung und fordern, Ernährungsanpassungen an den Klimawandel weiter zu untersuchen.
126 Milliarden Klimakosten: Extremwetter trifft EU mit voller Wucht
Der Sommer 2025 hat nicht nur Schlagzeilen über Dürren, Hitzewellen und Überflutungen produziert – er hinterlässt auch eine gewaltige ökonomische Rechnung. Forschende der Universität Mannheim und der Europäischen Zentralbank beziffern die gesamtwirtschaftlichen Folgen extremer Wetterereignisse in der EU in einer Studie auf rund 126 Milliarden Euro.

Am härtesten getroffen wurden Spanien, Frankreich und Italien. Dort summieren sich die Einbussen auf jeweils rund 34 bis 35 Milliarden Euro. Deutschland kommt mit geschätzten 2,5 Milliarden vergleichsweise glimpflich davon. Die Zahlen erfassen nicht allein direkte Schäden wie zerstörte Ernten oder beschädigte Gebäude. Sie berücksichtigen auch indirekte Effekte wie sinkende Arbeitsproduktivität bei Hitzewellen oder Wanderungsbewegungen aus besonders stark betroffenen Regionen.
Rund ein Drittel der gesamten Verluste – etwa 43 Milliarden Euro – soll bereits in diesem Jahr wirksam werden. Der Rest verteilt sich laut Studie auf die kommenden Jahre bis 2029. Damit verdeutlichen die Forschenden, dass Extremwetter nicht nur akute Krisen auslöst, sondern die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit langfristig schwächt.
Die Berechnungen basieren auf der Verknüpfung aktueller Wetterdaten mit historischen Erfahrungen aus früheren Klimaschäden. Dennoch dürften die tatsächlichen Belastungen höher liegen: Waldbrände oder kombinierte Schadenslagen wie Dürre plus Hitze wurden nicht vollständig erfasst.
Klimawandel färbt Flüsse orange
Welche Folgen der Klimawandel im hohen Norden hat, zeigt sich derzeit eindrücklich in Alaska: Der r, einst klar und trinkbar, verfärben sich orange. Ursache ist das Tauen des Permafrosts, das eine Kettenreaktion in Gang setzt – mit dramatischen Folgen für Umwelt und Wirtschaft.
Eine Studie am Salmon River im Westen Alaskas und an neun seiner zehn wichtigsten Nebenflüsse ergaben, dass die Konzentrationen von Metallen wie Kupfer, Nickel oder Zink vielfach die Grenzwerte der US-Umweltschutzbehörde überschreiten. Besonders besorgniserregend ist der Fund von Kadmium im Savilhaq River: Mit über 74 ppb (parts per billion, oder auch 0,0000074 Prozent) liegt der Wert weit jenseits der zulässigen Belastung.
Taut der dauerhaft gefrorene Boden, werden schwefelhaltige Mineralien freigelegt. Durch Verwitterung entstehen Sulfat-Ionen, die Metalle ins Wasser lösen. Mikroorganismen verstärken diesen Prozess, wodurch sich giftige Stoffe im Flusssystem anreichern. Für wandernde Fischarten wie den Ketalachs hat das bereits verheerende Folgen: Während 2018 noch rund 700.000 Tiere im Kotzebue-Sund gefangen wurden, sank die Zahl 2024 auf nur noch etwa 5.000.
Die Forschenden warnen, dass ähnliche Entwicklungen auch in anderen Permafrost-Regionen zu erwarten sind – mit potenziell grossflächigen Auswirkungen. Hinzu kommt: Neben Schwermetallen wie Kadmium oder Nickel wird in der Arktis auch Quecksilber freigesetzt, wie frühere Untersuchungen zeigen.
Tiefsee kann immer weniger CO2 speichern
Die Tiefsee gilt als gigantischer Speicher für Kohlendioxid – doch ihre Speicherleistung droht mit steigenden Temperaturen zu erodieren. Ein Forschungsteam der Universität Wien hat laut einem ORF-Bericht im Nordatlantik nun festgestellt, dass sich die Tiefsee dort in den vergangenen zwei Jahrzehnten um rund 0,1 Grad erwärmt hat. Was nach wenig klingt, könnte gravierende Folgen haben.
Normalerweise wird herabsinkende Biomasse – der sogenannte "Meeresschnee" – am Meeresboden kaum zersetzt. Bei niedrigen Temperaturen arbeiten Mikroorganismen nur träge, Kohlenstoff bleibt gebunden und entzieht sich dadurch dem Kreislauf der Atmosphäre. Mit wärmerem Wasser aber steigt der Stoffwechsel dieser Bakterien und sie wandeln mehr Kohlenstoff in CO2 um. Ein Prozess, der die Rolle der Tiefsee als Klimapuffer schwächt.
"Jede Erwärmung des Ozeans heizt die Atmungsaktivität von allen Organismen weiter an", warnt Expeditionsleiter Gerhard Herndl im ORF. Setzt sich der Trend fort, verliere der Ozean zu erheblichen Teilen seine Funktion als Kohlenstoffspeicher – ein Teufelskreis, der die globale Erwärmung zusätzlich beschleunigt.
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Auch die Idee, Kohlenstoff künstlich in die Tiefe einzuleiten, erweist sich laut den Forschenden als trügerisch: Zusätzliche Biomasse lockt Mikroorganismen geradezu an – wie bei toten Walen, die am Meeresgrund in wenigen Jahren vollständig zerlegt werden. Ohne strengeren Klima- und Meeresschutz könnte der wichtigste natürliche CO2-Speicher der Erde seine Pufferfunktion verlieren – mit unabsehbaren Folgen für das globale Klimasystem.
Verwendete Quellen
- Fachmagazin Nature Climate Change, He et al., 2025: "Rising temperatures increase added sugar intake disproportionately in disadvantaged groups in the USA"
- Dge.de: "Quantitative Empfehlung zur Zuckerzufuhr in Deutschland"
- Social Science Research Network (SSRN.com): "Dry-roasted NUTS: early estimates of the regional impact of 2025 extreme weather"
- Fachmagazin PNAS, Sullivan et al., 2025: "Wild, scenic, and toxic: Recent degradation of an iconic Arctic watershed with permafrost thaw"
- ORF: "Tiefsee speichert weniger CO2 als früher"