Unsere Ernährungsweise heizt den Klimawandel weiter an. Die Schweizer Gletscher schmelzen in Rekordtempo. Die wirtschaftlichen Schäden durch Wald- und Buschbrände nehmen weltweit dramatisch zu. Und eine neue DIW-Studie zeigt: Klimaschutz spart Milliarden – und Zögern wird teuer. Das sind die aktuellen Klimanews.
2024 war das wärmste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen – und die Auswirkungen der Klimakrise werden spürbarer: Extremwetterereignisse nehmen weltweit zu, ein Negativrekord jagt den nächsten.
Die globale Erwärmung zu bremsen und ihre Folgen beherrschbar zu halten, ist eine der zentralen Herausforderungen für die Menschheit. In dieser Serie halten wir Sie über die aktuellen News und Entwicklungen rund ums Klima auf dem Laufenden.
Forscher warnen: Unsere Ernährung heizt das Klima weiter an
Die weltweite Ernährung bleibt einer der grössten Treiber der Klimakrise. Rund 30 Prozent der globalen Treibhausgasemissionen entstehen laut einem neuen Bericht der EAT-Lancet-Kommission durch die Nahrungsmittelproduktion. Selbst wenn fossile Brennstoffe weltweit vollständig ersetzt würden, könne die Erderwärmung allein aufgrund unserer Ernährung demnach nicht auf 1,5 Grad begrenzt werden, warnen die Forschenden.
Besonders problematisch ist dabei der weiterhin hohe Fleischkonsum. Vor allem Wiederkäuer wie Rinder oder Schafe stossen grosse Mengen Methan aus – ein Treibhausgas, das deutlich klimaschädlicher ist als CO2. Eine Ernährungsumstellung hin zur sogenannten Planetary Health Diet könnte demnach dagegen gleich mehrfach wirken: Sie würde Emissionen senken, 15 Millionen ernährungsbedingte vorzeitige Todesfälle jährlich verhindern und den Verlust der Biodiversität bremsen.
Diese Ernährungsweise setzt auf viel Obst, Gemüse, Vollkornprodukte, Hülsenfrüchte und Nüsse, während Fleisch und Milchprodukte stark reduziert werden. Um das global umzusetzen, müsste sich die Landwirtschaft jedoch grundlegend verändern – etwa durch eine geringere Fleischproduktion und deutlich mehr pflanzliche Erzeugnisse. Nur durch solche tiefgreifenden Anpassungen, so der Bericht, lasse sich ein klimaneutrales Ernährungssystem erreichen.
Schweizer Gletscher schmelzen in Rekordtempo
Der Klimawandel setzt den Gletschern weltweit weiter zu. Laut dem Gletschermessnetz Glamos sind die Schweizer Gletscher allein in diesem Jahr um drei Prozent geschrumpft – das entspricht rund 1,4 Milliarden Kubikmetern Eis. Damit verzeichnen die Forschenden den vierthöchsten Verlust seit Beginn der Aufzeichnungen. Nur in den Jahren 2003, 2022 und 2023 war der Eisverlust noch grösser.
Innerhalb der vergangenen zehn Jahre ist fast ein Viertel des gesamten Gletschervolumens in den Schweizer Alpen verschwunden. Zum Vergleich: In den Neunzigerjahren lag der Rückgang noch bei etwa zehn Prozent. Ursache für das massive Abschmelzen in diesem Jahr waren laut Glamos ein aussergewöhnlich schneearmer Winter sowie Hitzewellen im Juni und August.
Die Folgen sind gravierend: Durch das Schwinden der Gletscher verlieren die Alpen an Stabilität – Hangrutsche und Felsstürze nehmen zu. So hatte im Mai im Walliser Lötschental eine Fels-Eis-Lawine das Dorf Blatten teilweise verschüttet.
Auch die Süsswasserversorgung gerät dadurch zunehmend unter Druck, weil das Schmelzwasser vielerorts Flüsse und Seen speist. Obwohl die Schweizer Hochalpen mit ihren über 4.000 Meter hohen Gipfeln etwas länger widerstehen dürften, warnen Forschende, dass die meisten Gletscher bis zum Ende des Jahrhunderts vollständig verschwunden sein könnten.
Flächenbrände verursachen weltweit immer grössere Schäden
Steigende Temperaturen und längere Trockenperioden durch den Klimawandel lassen die Vegetation austrocknen. Die Häufigkeit wirtschaftlich katastrophaler Wald- und Buschbrände ist dadurch weltweit dramatisch angestiegen, wie eine Studie im Fachjournal "Science" zeigt. Demnach haben sich seit 2015 fast die Hälfte der teuersten Brandkatastrophen der vergangenen vier Jahrzehnte ereignet.
Das Forschungsteam um Calum Cunningham von der University of Tasmania wertete Daten aus der Katastrophendatenbank EM-DAT und dem NatCatService des Rückversicherers Munich Re aus. Demnach entfielen von 43 Bränden mit Schäden über einer Milliarde US-Dollar 51 Prozent auf den Zeitraum nach 2015.
Besonders gefährdet waren Regionen mit mediterranem Klima – etwa Südeuropa, der Westen der USA oder Südaustralien – sowie Nadelwälder in Nordamerika. Das Jahr 2018 stach dabei besonders hervor: Damals summierten sich die weltweiten Verluste auf rund 28,3 Milliarden US-Dollar, 5,1-mal mehr als im langjährigen Durchschnitt.
Als Hauptursache nennen die Forschenden die Folgen des Klimawandels: Längere Trockenperioden und extreme Hitzetage erhöhen das Brandrisiko deutlich. Hinzu kommen menschliche Faktoren wie Bebauung in gefährdeten Gebieten und veränderte Landnutzung. Die Studie mahnt, sich an eine "feuergefährlichere Welt" anzupassen.
Neue Studie bestätigt: Klimaschutz spart Milliarden – Zögern wird teuer
Klimaschutz ist kein Kostenfaktor, sondern eine lohnende Investition – ökologisch wie ökonomisch. Zu diesem Schluss kommt eine neue Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) unter Leitung der Ökonomin Claudia Kemfert. Die Analyse zeigt: Jeder in den Klimaschutz investierte Euro bringt einen volkswirtschaftlichen Nutzen von bis zu 4,80 Euro.
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Kemfert bezog neben den Investitionskosten auch die bereits entstandenen Schäden durch den Klimawandel ein. Allein in Deutschland summierten sich diese zwischen 2000 und 2021 auf 145 Milliarden Euro, mehr als die Hälfte davon seit 2018. Ohne entschlossenen Klimaschutz könnten sich die Verluste bis 2050 auf bis zu 900 Milliarden Euro erhöhen. In der gesamten EU lagen die klimabedingten Schäden seit 1980 bei rund 738 Milliarden Euro.
Gleichzeitig zeigen die Forschenden, dass Klimaschutzmassnahmen erhebliche Einsparungen bringen: Erneuerbare Energien senken Deutschlands Importkosten für Öl, Gas und Kohle jährlich um bis zu 25 Milliarden Euro, hinzu kommen acht bis zwölf Milliarden Euro geringere Gesundheitsausgaben durch sauberere Luft. In Europa reduzierte der Ausbau von Wind- und Solarkraft allein zwischen 2021 und 2023 die Stromkosten um rund 100 Milliarden Euro. Studienautorin Kemfert warnt daher davor, die Energiewende politisch auszubremsen: "Die Frage ist nicht mehr, ob Deutschland sich ambitionierte Klimaziele leisten kann, sondern ob es sich leisten kann, bei der Umsetzung zu zögern", heisst es in der Studie.
Verwendete Quellen
- Fachjournal Science, Cunningham et al., 2025: "Climate-linked escalation of societally disastrous wildfires”
- thelancet.com: "The EAT–Lancet Commission on healthy, sustainable, and just food systems”
- pik-potsdam.de: "EAT-Lancet-Report: Ernährungssysteme überschreiten planetare Grenzen – Transformation kann Gesundheit und Gerechtigkeit fördern"
- scnat.ch: "Und die Schweizer Gletscher schmelzen weiter"
- diw.de: "Zwei Jahrzehnte Klimakostenforschung: Präventiver Klimaschutz als volkswirtschaftlicher Vorteil"