Die Antarktis ist für ihre gewaltigen Eisberge und gigantischen Pinguinkolonien bekannt. Doch seit Jahren blicken Forscher besorgt auf die Region am Südpol, da es dort immer wärmer wird. Tatsächlich tragen jedoch die Bewohner selbst dazu bei, die Erwärmung ein wenig einzudämmen.

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Wie der Klimawandel unseren Planeten verändert, zeigt sich in der Antarktis besonders eindrücklich. Aufnahmen von Eisplatten, die sich lösen und in den Ozean stürzen, sind jedem bekannt. Das Meereis dort schmilzt aufgrund der Erwärmung immer schneller. Forscherinnen und Forscher sind seit vielen Jahren besorgt um die Tiere, die in der Antarktis leben. Die Region ist die Heimat riesiger Pinguin-Kolonien.

Tatsächlich helfen die Pinguine in gewisser Weise selbst beim Erhalt ihres Lebensraums. Ein Forschungsteam um Matthew Boyer von der Universität Helsinki fand heraus, dass deren Kot die Erwärmung in der Antarktis einbremst. Die Ergebnisse wurden in der Fachzeitschrift "Nature" veröffentlicht.

Freigesetzes Ammoniak verstärkt Wolkenbildung

Pinguinkot verstärkt demnach die Wolkenbildung und verringert dadurch die Auswirkungen des Klimawandels in der Antarktis. Der Kot der Vögel – auch Guano genannt – setzt Ammoniak frei. Wenn dieses stechend riechende Gas mit schwefelhaltigen Gasen reagiert, fördert dies die Bildung von Aerosolen. Das sind Partikel, an denen Wasserdampf kondensieren kann. Die Folge: Es bilden sich mehr Wolken.

"Die entstehenden Wolken können als Isolierschicht in der Atmosphäre wirken, wodurch sie häufig zur Senkung der Oberflächentemperaturen beitragen und damit das Ausmass der Meereisbedeckung beeinflussen", schreibt das Forschungsteam in einer Mitteilung zur Studie. Die spezifischen Wechselwirkungen zwischen Pinguinen und dem antarktischen Klima seien jedoch derzeit noch wenig erforscht.

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Messungen nahe einer Adeliepinguin-Kolonie

Für die Studie hatte das Forschungsteam zwischen dem 10. Januar und dem 20. März 2023 an einem Standort in der Nähe der Marambio-Station die Ammoniak-Konzentration in der Luft gemessen.

Marambio-Station auf der Antarktischen Halbinsel

  • Die argentinische Antarktis-Station befindet sich auf der Seymour-Insel in der Nähe der nördlichsten Spitze der Antarktischen Halbinsel.
  • Laut dem Deutschen Umweltbundesamt ist die Antarktische Halbinsel im Vergleich zur übrigen Antarktis am stärksten von der Klimaerwärmung betroffen. Gleichzeitig gilt sie als Hotspot der Biodiversität: Hier brütet ein Grossteil der in der Antarktis heimischen Seevögel.

Blies der Wind aus Richtung der Adeliepinguin-Kolonie mit rund 60.000 Tieren, die sich in etwa acht Kilometer entfernt aufhielt, stieg die Ammoniak-Konzentration auf bis zu 13,5 Teile pro Milliarde an – mehr als 1.000-mal höher als der Ausgangswert.

Selbst nachdem die Pinguine Ende Februar das Gebiet verlassen hatten, sei die Ammoniak-Konzentration immer noch mehr als 100-mal höher als der Ausgangswert gewesen. Der am Koloniestandort zurückgelassene Pinguinguan gab demnach weiterhin das Gas ab.

Adeliepinguine

  • Adeliepinguine leben entlang der antarktischen Küste sowie auf den umliegenden Inseln. Sie gelten als gefährdet, wie "GEOlino" berichtet.
  • Die flugunfähigen Vögel werden etwa 70 Zentimeter gross und bis zu fünf Kilogramm schwer.
  • Sie ernähren sich vor allem von Krill, das sind kleine Leuchtgarnelen. Auch kleine Fische und Tintenfische stehen auf ihrem Speiseplan.
  • Beeindruckend: Adeliepinguine können bis zu 175 Meter tief tauchen.

Erhöhte Aerosolpartikel-Konzentration durch Pinguinkolonie

Die Aerosolforscher führten an einem einzigen Tag mehrere zusätzliche Messungen der Atmosphäre durch. So konnten sie bestätigen, dass der Anstieg der Ammoniak-Konzentration die Aerosolpartikel-Konzentration beeinflusste.

Mit Wind aus Richtung der Pinguinkolonie habe die Anzahl und Grösse der am Standort gemessenen Aerosolpartikel stark zugenommen, berichtet das Forschungsteam. Später - etwa drei Stunden nach Winddrehung – sei es zu einer Nebelphase gekommen. Diese sei wahrscheinlich auf die erhöhte Aerosolpartikel-Konzentration zurückzuführen gewesen.

Diese Messungen deuten laut den Forschern darauf hin, dass Pinguine durch ihren Kot selbst dazu beitragen könnten, die Auswirkungen des Klimawandels auf ihren Lebensraum in der Antarktis zu verringern.

Verwendete Quellen