Während in Russland die Soldaten des Ukrainekriegs von Präsident Putin geehrt werden, hofft man in der Ukraine auf eine baldige Waffenruhe. Sowohl Bundeskanzler Merz als auch US-Präsident Trump sind zuversichtlich.

Mehr News zum Krieg in der Ukraine

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj und US-Präsident Donald Trump haben bei einem Telefonat über eine mögliche Waffenruhe in der Ukraine gesprochen. Auch Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) rechnet mit einem schnellen Schweigen der Waffen in der Ukraine.

Trump fordert 30-tägige Waffenruhe und droht mit Sanktionen

Selenskyj erklärte am Donnerstagabend in Onlinediensten, er habe den US-Präsidenten informiert, "dass die Ukraine bereit ist für eine 30-tägige Waffenruhe, auch heute schon". Er habe Trump zudem die Bereitschaft der Ukraine zu "Gesprächen in jeglichem Format" zugesichert. Um jedoch Verhandlungen führen zu können, muss Moskau laut Selenskyj zunächst "die Ernsthaftigkeit seiner Absicht, den Krieg zu beenden, unter Beweis stellen." Eine bedingungslose Waffenruhe sei hierfür der Anfang.

Trump forderte im Anschluss an das Telefont mit Selenskyj eine Waffenruhe. "Die USA rufen idealerweise zu einer 30-tägigen, bedingungslosen Waffenruhe auf", erklärte der US-Präsident in seinem Onlinedienst Truth Social. Sollte die Waffenruhe nicht eingehalten werden, würden "die USA und ihre Partner weitere Sanktionen verhängen".

Trump hatte vor seinem Amtsantritt behauptet, er könne den Ukraine-Krieg binnen 24 Stunden beenden. Nach seiner Rückkehr ins Weisse Haus bewegte er sich rasch auf den russischen Präsidenten Wladimir Putin zu und sorgte damit international für Kritik. Zuletzt zeigte sich Trump zunehmend ungehalten – sowohl gegenüber Selenskyj als auch gegenüber Putin. Denn eine dauerhafte Waffenruhe zwischen Russland und der Ukraine ist weiter nicht in Sicht.

Trump betonte am Donnerstag, er strebe einen dauerhaften Frieden zwischen beiden Seiten an. "Es kann alles sehr schnell erledigt werden, und ich werde sofort zur Verfügung stehen, wenn meine Dienste benötigt werden", erklärte er. Trumps Aussenminister Marco Rubio hat wiederholt davor gewarnt, dass die USA ihre Bemühungen um ein Ende des Ukrainekrieges fallen lassen und sich anderen Themen zuwenden könnten, sollten keine Fortschritte erzielt werden.

Schweigen die Waffen für 30 Tage? Merz hat "grosse Hoffnung"

Bundeskanzler Merz hält sogar eine Vereinbarung über eine Feuerpause in der Ukraine in den nächsten beiden Tagen für möglich. "Ich habe die grosse Hoffnung, dass es über dieses Wochenende eine Verabredung gibt für einen Waffenstillstand in der Ukraine", sagte Merz am Freitag in Brüssel. Es gebe angesichts der von Russland erklärten dreitägigen Waffenruhe die "grosse Chance", dass diese auf 30 Tage verlängert werde und "dann auch Verhandlungen über einen Friedensvertrag aufgenommen werden" könnten, fügte Merz hinzu.

Dieser Vorschlag werde auch vom französischen Präsidenten Emmanuel Macron, dem britischen Premierminister Keir Starmer und dem polnischen Ministerpräsidenten Donald Tusk unterstützt, sagte Merz. "Wir haben ein gemeinsames Kommuniqué geschrieben", das "weitgehend identisch" mit dem Vorschlag der USA sei, erläuterte er. "Wir hoffen sehr, dass dies auch auf der russischen Seite akzeptiert wird", fügte der Kanzler hinzu. "Der Ball liegt ausschliesslich in Moskau."

Russland feiert Ukraine-Soldaten in Moskau

Während man in der Ukraine auf eine Waffenruhe hofft, wird in Moskau gefeiert. Dort finden traditionell am 9. Mai die Feierlichkeiten zum sowjetischen Sieg über Nazi-Deutschland statt, welcher sich dieses Jahr zum 80. Mal jährt. Putin nutzte diese Bühne, um seinen Streitkräften in der Ukraine zu danken. "Wir sind stolz auf ihren Mut und ihre Entschlossenheit, auf ihre Unerschütterlichkeit, die uns immer zum Sieg geführt hat", sagte er am Freitag vor tausenden Soldaten und rund 20 ausländischen Staats- und Regierungschefs auf dem Roten Platz.

Ganz Russland stehe hinter der Offensive in der Ukraine, sagte der Kreml-Chef. "Das ganze Land, die Gesellschaft und das Volk unterstützen die Teilnehmer dieser speziellen Militäroperation", sagte er. Unter den rund 11.000 anwesenden Soldaten waren Staatsmedien zufolge auch 1.500, die in der Ukraine gekämpft haben.

Putin zog in seiner Ansprache anlässlich des 9. Mai mehrfach Parallelen zwischen dem Zweiten Weltkrieg und der russischen Offensive in der Ukraine, die er im Februar 2022 angeordnet hatte. Russland "war und bleibt eine unzerstörbare Barriere gegen Nazismus, Russophobie und Antisemitismus", betonte er.

Reaktionen aus Kiew folgten sogleich. Selenskyj bezeichnete die Veranstaltung in Moskau als "Parade des Zynismus". Putin hatte zuvor anlässlich der Gedenkfeiern einseitig eine dreitägige Waffenruhe im Ukraine-Konflikt verkündet. Kiew warf Russland aber vor, diese selbst zu brechen.

Zudem fand in der Westukraine zeitgleich zu Putins Militärparade ein Treffen von 30 hochrangigen Diplomaten und Aussenpolitikern statt. Anwesend war auch der neue Aussenminister Johann Wadephul (CDU). Man beschloss, es soll in Den Haag ein Sondertribunal eingerichtet werden. Das Richtergremium soll Top-Vertreter der russischen Führung zur Verantwortung ziehen und sie auch in ihrer Abwesenheit verurteilen können.

Merz sichert Selenskyj deutsche Unterstützung zu

Bereits am Donnerstagabend telefonierte der ukrainische Präsident auch mit dem neuen Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU). Dieser sicherte der Ukraine weiter die Unterstützung Deutschlands zu. Beide hätten auch "die Vermittlungsbemühungen" von US-Präsident Donald Trump im Ukrainekrieg gewürdigt, teilte Regierungssprecher Stefan Kornelius mit. Merz habe betont, "dass Deutschland diese Bemühungen im Schulterschluss mit Frankreich, dem Vereinigten Königreich und europäischen Partnern" unterstütze.

Dazu gehöre, der Ukraine dabei zu helfen, sich gegen die russische Aggression effektiv zu verteidigen und "Druck auf Russland auszuüben", erklärte der Regierungssprecher weiter. Merz und Selenskyj seien sich einig gewesen, "dass Russland einem Waffenstillstand zustimmen muss".

Selenskyj habe Merz bei dem Gespräch zu seinem Amtsantritt als Bundeskanzler gratuliert, teilte der Regierungssprecher weiter mit. "Der Bundeskanzler bekräftigte die Solidarität Deutschlands mit der Ukraine, die sich auf die Unterstützung der neuen deutschen Regierung verlassen könne." Merz und Selenskyj vereinbarten laut Kornelius, "in engem Austausch zu bleiben". (afp/bearbeitet von the)