Der FC Bayern München geht mit einem kleinen Kader in die Saison und möchte dem Nachwuchs eine Chance geben. Grund für diese Strategie ist nicht zuletzt, dass die Top-Vereine aus England finanziell andere Möglichkeiten haben.
Harry Kane schlug bereits Mitte August Alarm. "Es ist vermutlich einer der kleinsten Kader, in dem ich je gespielt habe", sagte der Stürmer des FC Bayern München nach dem Supercup. Viel gebessert hat sich seitdem nicht.
Im Gegenteil: Mit Nicolas Jackson wurde zwar noch ein Spieler des FC Chelsea ausgeliehen. Dafür aber wurde Mittelfeld-Talent Paul Wanner an PSV Eindhoven verkauft, Sturm-Talent Jonah Kusi-Asare zudem an den FC Fulham nach England verliehen.
Der kleinste Kader der Bundesliga
Wie die "Bild" berichtet, hat der FC Bayern nun den kleinsten Kader der gesamten Bundesliga. Inklusive der Langzeitverletzten
Umso mehr stellt sich die Frage: Ist der Kader gross genug, um in der Bundesliga, dem DFB-Pokal und der Champions League bestehen zu können? "Zunächst einmal glaube ich, dass wir einen hervorragenden Kader haben", sagte der Vorstandsvorsitzende Jan-Christian Dreesen im Gespräch mit "Sky".
Eine Chance für die eigenen Talente
"Wir sind natürlich nicht so breit aufgestellt, wie wir das bereits in der Vergangenheit waren", gab er zu. "Aber auf der anderen Seite wird immer gefordert, dass die Jungen mal rankommen. Und wie sollen wir die Talente, die wir absolut haben, zum Spielen bringen, wenn wir jede Position doppelt und dreifach besetzt haben? Ich glaube, wir haben genau die richtige Grösse vom Kader. Das gibt den Jungen auch mal eine Chance. Wir werden sehen, was daraus wird."
Zwar wurde mit Wanner ein grosses Talent abgegeben. Dennoch gäbe es viele junge Spieler mit grossem Potenzial im Kader: "Wir haben einen
FC Bayern hat mehr Geld eingenommen als ausgegeben
Der FC Bayern war auf dem Transfermarkt insgesamt zurückhaltend. Neuverpflichtet wurden Flügelspieler Luis Díaz (70 Mio. Euro, Liverpool) und Stürmer Nicolas Jackson (Leihgebühr 16,5 Mio. Euro, Chelsea). Innenverteidiger Jonathan Tah (Leverkusen) und Mittelfeldspieler Tom Bischof (Hoffenheim) hätten normalerweise ablösefrei kommen können. Allerdings wurde jeweils eine Mini-Ablöse von zwei Millionen Euro bzw. 0,3 Millionen Euro bezahlt, damit die beiden Neuzugänge bereits im Juni an der Klub-Weltmeisterschaft teilnehmen konnten.
Dies ergibt laut "transfermarkt.de" zusammen Transfer-Ausgaben von 88,8 Millionen Euro. Auf der anderen Seite wurden durch Spielerverkäufe 98,95 Millionen Euro eingenommen. Verkauft wurden Mathys Tel (35 Mio. Euro, Tottenham), Kingsley Coman (25 Mio. Euro, Al-Nassr), Paul Wanner (15 Mio. Euro, Eindhoven), Adam Aznou (9 Mio. Euro, Everton), Frans Krätzig (3,5 Mio. Euro, RB Salzburg) und Gabriel Vidovic (1,2 Mio. Euro, Zagreb).
Leroy Sané (Galatasaray Istanbul), Eric Dier (AS Monaco) und Thomas Müller (Vancouver Whitecaps) gingen ablösefrei. Gegen eine Leihgebühr wurden João Palhinha (3,5 Mio. Euro, Tottenham), Jonah Kusi-Asare (4 Mio. Euro, Fulham), Bryan Zaragoza (1 Mio. Euro, Celta Vigo) und Daniel Peretz (0,25 Mio. Euro, Hamburger SV) abgegeben.
Top-Vereine aus England investieren unvorstellbare Summen
Die Top-Vereine aus England haben in völlig anderen Dimensionen investiert. Ein paar Beispiele: Der FC Arsenal, der in der Champions-League-Ligaphase ein Gegner des FC Bayern ist, gab 293,5 Millionen Euro für Transfers aus und nahm lediglich 10,3 Millionen Euro ein. Der FC Liverpool nahm auf dem Transfermarkt zwar 219,5 Millionen Euro ein, gab dafür aber unfassbare 482,9 Millionen Euro aus.
Solche finanzstarken Konkurrenten stellen den FC Bayern vor Probleme. "Das Transfergeschäft ist komplizierter geworden", sagt Dreesen. "Wir erleben Summen, die wir uns vor kurzer Zeit noch nicht hätten vorstellen können. Allen voran die Engländer, die dieses Jahr Dinge gemacht haben, die man erst einmal verstehen muss."
Joshua Kimmich gab zu, dass es "sowohl für uns Spieler als auch für den normalen Fan, schwer zu greifen" ist, "wie viel Geld da dann für einen Spieler bezahlt wird". Ehrenpräsident Uli Hoeness bezeichnete die hohen Ablösesummen sogar als "völligen Irrsinn" und warnte: "Irgendwann sagt der Bürger: Sind die völlig bekloppt?"
Kompany warnt: Bundesliga muss Weg finden, um wettbewerbsfähig zu bleiben
Auch Trainer Vincent Kompany ist sich der ungleichen Verhältnisse bewusst: "Es geht natürlich ums Geld. Ich bin mit Burnley in die Premier League aufgestiegen - dadurch haben wir deutlich mehr Fernsehgelder bekommen, von knapp 25 Millionen auf 100 Millionen. Ein Aufsteiger aus England würde in dem Bereich in der Bundesliga zu den oberen sieben, acht Mannschaften gehören. Die Bundesliga muss einen Weg finden, um wettbewerbsfähig zu bleiben."
Empfehlungen der Redaktion
Sportdirektor Christoph Freund glaubt, dass der deutsche Rekordmeister dennoch eine interessante Anlaufstelle für Top-Spieler bleibt. "Bayern München ist ein sehr grosser, sehr attraktiver Verein – die Jungs können hier Titel gewinnen, international spielen", argumentierte er. "Es ist immer die Entscheidung der Spieler, wo sie hingehen. Die Premier League hat auch grosse Argumente, finanziell spielen sie ein bisschen in einer anderen Liga. Wir als Bayern München sind aber auch sehr stark und sind uns unserer Rolle bewusst."
Momentan allerdings scheint die Strategie eher darin zu liegen, dem eigenen Nachwuchs eine Chance zu geben.
Verwendete Quellen
- sport.sky.de: Bayern-Boss Jan-Christian Dreesen reagiert deutlich auf die Eberl-Gerüchte
- bild.de: Bayern hat den Kleinsten der ganzen Liga!
- Pressekonferenzen
- Transfermarkt.de: FC Bayern München