Eugen Polanski wird Borussia Mönchengladbach am Sonntag gegen Bayer Leverkusen betreuen. Offen ist, ob er dauerhaft eine Chance bekommt.

Eugen Polanskis grosser Aufbruch ins aufregende Cheftrainer-Leben begann offiziell mit einem freien Tag. Arbeitsam wird er trotzdem gewesen sein, dieser Dienstag bei Borussia Mönchengladbach - denn Polanski, Ex-Profi, U23-Coach und früherer polnischer Nationalspieler, hat sein erstes Bundesliga-Spiel in voller Verantwortung vorzubereiten: Am Sonntag (17:30 Uhr/DAZN) gegen Bayer Leverkusen. Nach SID-Informationen wird vorher definitiv kein anderer Nachfolger von Gerardo Seoane vorgestellt.

Wie das aber so ist im hektischen Fussball-Geschäft: An Namen möglicher Kandidaten mangelt es nicht. So mancher hat flugs die Liste der verfügbaren Trainer studiert und ist auf potenziell Interessantes gestossen. Der frühere BVB-Trainer Edin Terzic zum Beispiel hat gerade erst erzählt, es könne "sofort losgehen" mit einem neuen Job - er wurde in den vergangenen Monaten aber so ziemlich bei jedem Verein Europas gehandelt, der einen Trainer suchte.

Das Wort "Stallgeruch" ist bei Polanski noch untertrieben

Nie fern ist in Mönchengladbach der Name Lucien Favre, wobei das wohl unwahrscheinlich ist. Roger Schmidt dürfte zu teuer sein, der ehemalige Gladbacher Trainer Marco Rose sollte sich inzwischen auf einem anderen Level sehen. Also: Erst einmal Polanski. "Bis auf Weiteres", wie es in der Mitteilung zu Seoanes Entlassung hiess.

Das Wort "Stallgeruch", passend zu den "Fohlen", ist bei dem 39-Jährigen beinahe noch untertrieben. Polanski lebte im nahen Viersen und spielte bereits für die Gladbacher Jugend, danach durchlief er sämtliche Juniorenteams und machte für die Borussia auch sein erstes von insgesamt 254 Bundesliga-Spielen (davon 44 für Gladbach).

Weil Zufälle manchmal zu schön sind, um sie nicht zu erwähnen, kommt nun ein ziemlich schöner: Sein einziges Tor für die Borussia in einem Pflichtspiel erzielte Polanski am 19. November 2005 - in einem Heimspiel gegen Bayer Leverkusen. So schliesst sich der Kreis für ihn am Sonntag.

Nagelsmann drängte Polanski einst zum Trainerberuf

Trainer wurde Polanski, weil ihn der heutige Bundestrainer einst dazu drängte. In seinen letzten eineinhalb Karrierejahren bei der TSG Hoffenheim sei ihm Julian Nagelsmann mächtig damit "auf den Sack gegangen", hat Polanski mal im Fohlen-Podcast berichtet. "Er hat gesagt, ich soll Trainer-Lizenzen machen."

Die Wege von Eugen Polanski (l.) und Julian Nagelsmann kreuzten sich bei der TSG Hoffenheim. (Archivbild vom 19.10.2017) © imago/DeFodi/Roland Krivec

Irgendwann wurde Polanski weich - ein Glück. "Ich bin dann mal ins Trainerbüro, habe mir angeschaut, wie er die Trainings plant: Wie denkt er? Dann hatten wir einen guten Austausch, und es hat sich so langsam ergeben, dass ich doch im Fussball bleibe und es als Trainer zumindest mal versuche."

Polanski erfolgreich als Trainer der Gladbacher U23

Und das, selbstverständlich, in Mönchengladbach, wo er nach der U17 seit Mitte 2022 erfolgreich die U23 des Vereins betreut. Oder besser: betreute, denn jetzt wird er ja Chef für mindestens ein Spiel. Dass er das Zeug hätte, in die vordere Reihe zu rücken, wurde übrigens bereits nach der Entlassung von Daniel Farke diskutiert, Polanski wird intern hoch geschätzt.

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Doch damals war die Zeit noch nicht reif: Die Gladbacher holten Seoane, der am Montag nach dem schwachen Saisonstart entlassen wurde. Nun kann Polanski versuchen, den Verein davon zu überzeugen, dass eine Trainersuche gar nicht nötig ist. (SID/bearbeitet von lh)